Der Stadtrat möge beschließen:
1.Die Stadt lässt alsbald von einem hydrogeologischen Fachbüro ein Grundwassermodell erstellen.
2.Das Modell wird bei allen zukünftigen Vorhaben angewandt, die in erheblichem Umfang Einfluss auf das Grundwasser nehmen können. U.a. wird das Modell mit allen vorhandenen kartografischen Informationen verschnitten, die Belastungen des Bodens identifiziert haben (Altlasten- und Altlasten-Verdachtsflächen), um besonders sensible Bereiche für Eingriffe zu identifizieren.
3.Ebenfalls soll es genutzt werden für den vorbeugenden Schutz des Grundwassers und der Grundwasserneubildung, in Zeiten rückläufiger Grundwasserstände.
4.Zur Sachbehandlung des Antrags im Senat wird ein Sachverständiger des WWA Landshut gehört.
Begründung
Die Wahrscheinlichkeit von Hochwässern und Starkregenereignissen nimmt durch den Klimawandel stark zu, in deren Folge es zu starken, sprunghaften Anstiegen des Grundwassers auch in durch Deichen geschützten Vierteln kommen kann. Im Kontext von Planungen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes, der ja auch Druck- und Grundwasseranstiege in durch Deichen geschützten Bereichen berücksichtigen muss, wäre ein solches Modell eine wertvolle Planungsgrundlage. U.a. durch Baumaßnahmen und andere Eingriffe kann es zu Veränderungen der Grundwasserströme kommen. Dabei können auch Altlasten betroffen sein und mobilisiert werden.
Die Grundwasserstände in Bayern sind insgesamt rückläufig und das Grundwasser ein extrem schützenswertes Gut. Ein solches Modell kann im vorsorgenden Grundwasserschutz sehr nützlich sein.
Auch für den vorsorgenden, planerischen Schutz der Gewässer wie etwa die in jüngerer Zeit verstärkt abschnittsweise trockenfallende Rückwärtige Pfettrach im Landshuter Westen, ist ein solches Modell sehr wertvoll. Gleiches gilt allgemein für die Feuchtgebiete im Stadtgebiet, einschließlich der noch verbliebenen Moorkörper, die ebenfalls entscheidend vom Grundwasser abhängen, und u.a. sehr wichtig für Klimaschutz und Biodiversität sind.
Es gibt unterschiedliche Formen von Grundwassermodellen. Keine Form von Modell kann Detail-Betrachtungen bei konkreten Eingriffen ersetzen, aber es kann diese in Bezug auf die Umgebung erheblich qualifizieren und bereits in frühen Planungsschritten zur Vermeidung potenzieller Konfliktsituationen beitragen. Für die planerische Umweltvorsorge (Grundwasserschutz, Hochwasserschutz, Schutz vor schädlichen Altlasten, Erhalt der Gewässer) ist es eine äußerst wertvolle Grundlage.
Beispielsweise die Stadt Ingolstadt hat ein umfassend nutzbares Grundwassermodell als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und vorausschauenden Bauleitplanung erstellen lassen, vgl. https://www.in–kb.de/Wasser/Grundwasser/Grundwassermodell–Ingolstadt/
Das LfU weist auf die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten solcher Modelle in der kommunalen Daseinsvorsorge hin:
https://www.lfu.bayern.de/wasser/grundwassermodelle/index.htm
gez. Dr. Stefan Müller-Kroehling – Elke März-Granda