Der Lotse Seidl geht von Bord

Karl Seidl steuerte den Tanker ETSV 09 Landshut 21 Jahrelang durch Stürme, Wind und Wellen! Er wurde deshalb für seine langjährige Tätigkeit vom Verein zum Ehrenmitglied ernannt und ausgezeichnet.

Bei der Jahreshauptversammlung am Donnerstag, den 27.4.2023, gab es ein großes Ah und Oh, als Karl Seidl der Präsident des Eisenbahnervereins ETSV 09 Landshut seinen Rücktritt erklärte, d.h., er werde bei der angekündigten Neuwahl eines neuen Präsidiums nicht mehr kandidieren.

Karl Seidl konnte zu seiner von ihm geführten letzten Jahreshauptversammlung, viele Vereinsmitglieder sowie die politischen Vertreter der Stadt Landshut im großen Saal der Gaststätte des ETSV 09 begrüßen. Anschließend gedachte die Versammlung der verstorbenen Vereinsmitglieder.

„Meine heutige Rede möchte ich nutzen, einen dankbaren Rückblick auf meine 21 Jahre im Präsidium des ETSV 09 zu halten. Da der Verein in dieser Zeit meine zweite Heimat geworden ist, blicke ich mit einem lachenden und weinenden Auge zurück,“ so begann Seidl seine Berichterstattung zur Hauptversammlung.

Im Jahre 2003 ging Karl Seidl in Rente und damit keine Langeweile aufkam, habe er beim ETSV 09 eine neue Herausforderung gesucht. Seine AH-Fußballkameraden bestärkten ihn sofort, die Vereinsführung zu übernehmen, was Seidl auch tat. Mit dieser ehrenamtlichen Vereinsaufgabe hieß es auch viel Verantwortung für den Fortbestand des Vereins zu übernehmen. In seinen jedoch zuverlässigen Präsidiumsmitgliedern fand Seidl zuverlässige und treue Mitarbeiter. „Schwierige Ereignisse und Probleme haben uns im Laufe der Jahre eng zusammenwachsen lassen. Wir haben unruhige und bewegte Zeiten erlebt,“ so der Präsident.

Es waren immer wieder glückliche Fügungen, die der Vorstandschaft viele Hürden überwinden ließen mit großer Unterstützung aller Menschen die den Verein zu dem gemacht haben was er ist, nämlich zum zweitgrößten Sportverein in Landshut und der sich unter den TOP 10 im Sportbezirk Niederbayern wiederfindet.

Die größte Herausforderung während der Amtszeit von Seidl war der Neubau der Sporthalle. Die damit verbundenen Hürden und Auflagen waren nur mit vielen Helfern, Freunden und großer Unterstützung der Stadt Landshut zu meistern. Die 100 Jahrfeier, die der ETSV 09 Landshut ausrichten durfte, erbrachten viele gute Erinnerungen.

Schlimm wirkte sich die Corona-Zeit auf den Verein aus. Er hatte in dieser Zeit 180 Mitglieder verloren. Jetzt kommt durch die Energiekrise noch dazu, dass die gesamte Gesellschaft erneut betroffen ist, die finanziellen Lasten zu tragen. Viele Menschen wissen nicht wo sie das Geld herbekommen sollen, um diese weitere Belastung zu schultern. Für den Verein heißt dies, dass die laufenden Kosten, vornehmlich durch Preissteigerungen erzeugt, unüberschaubar werden und teilweise nicht mehr zu stemmen seien. Viele Forderungen und Wünsche seitens der Abteilungen, mussten oft eine Absage erteilt werden. Eine Beitragsanpassung scheint daher unausweichlich zu sein. Der jetzt angekündigte Energiezuschuss vom Staat tut hier dem Verein bestimmt gut.

Dringend notwendige Sanierungen müssen zum Teil wieder auf 2024 verschoben werden, wie z.B. die Erneuerung der Flutlichtanlage (Umrüstung auf LED), die Teilsanierung der FB-Kabinen, der Außenfassade des Zwischenbaus und der Fensterfront der Geschäftsstelle würde ein neuer Anstrich guttun.

Der Einbau einer neuen Grundwasser- und Hebepumpe und die dringende Teil-Sanierung des Daches vom Vereinsheim am Kanugelände, gehört zu den dringenden Aufgaben des Vereins.

Laufend notwendige Anschaffungen fallen an, wie die Brandschutzmaßnahmen im Bereich der Gaststätte und im Eingangsbereich. Und auch wie zuletzt die Anschaffung einer neuen Reinigungsmaschine für die Sporthalle. Die alte hatte nach 18 Jahren nach vielen Reparaturen den Geist aufgegeben. „Wir sind froh und genießen unsere schöne Dreifachsporthalle, doch die Pflege und Wartung kosten den Verein jährlich eine Menge Geld“, so Seidl.

Für ein neues BKHW (Blockkraftheizwerk) betragen die Kosten etwa 40.000 EURO, hier hat die Stadt mit der Begründung „im Sinne der Gleichbehandlung gegenüber anderen Sportvereinen“, leider den Sonderzuschuss verwehrt. „Sollten wir dann mal als gemeinnütziger Verein in den Bereich kommen – Erneuerung der Heizungsanlage – wo sich die Situation hier ähnlich verhält, dann könne der Verein seine Pforten schließen. Wir sind kein Unternehmen und leben lediglich von den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuschüssen. Kosten für Umbauten und Sanierungen in dieser Größenordnung können nicht, wie gefordert, vereinsseitig finanziert werden.  Was wir forcieren, ist die Installation einer Photovoltaikanlage auf das Sporthallendach, da dies für uns kostenneutral erwirkt werden kann und wir hier noch etwas Geld einnehmen können. Bei dieser Gelegenheit danken wir auch den Revisoren, welche die Finanzen prüfen und hier oft manche wertvollen Anregungen und Hinweise dazu geben“, beschreibt der Präsident etwas nachdenklich die Situation.

Einen herzlichen Dank sprach Karl Seidl seinen Mitarbeitern der Geschäftsstelle aus. Rosi Sachsenhauser sei nach 31 Jahren Büroarbeit in der Geschäftsstelle, in Ihren verdienten Ruhestand gegangen. Die Anforderungen und Büroarbeiten in der Geschäftsstelle des Vereins seien immer mehr geworden. Erfreulich sei, dass Michaela Spieß mit Stephanie Ewald und Silke Wolf wieder Unterstützung bekommen haben.

Die Mitgliederzahlen haben sich 2022 wieder stabilisiert. Der Stand am 31.12.2022 lag bei 1.827 das sei ein leichtes Plus zu 2021 – und die Tendenz sei steigend! Es fanden 2022 insgesamt 10 Präsidiumssitzungen und 2 Ausschutzsitzungen statt.

Die Hauptthemen waren:

Änderungen von der Satzung, Aktualisierung der Homepage, die noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden soll. Hier möchte sich Seidl besonders bei Willi Treu bedanken. Er kümmert sich hier sehr, die Satzung immer wieder zu prüfen und auf dem aktuellen Stand zu halten. Bei der nächsten JHV oder außerordentlicher Versammlung sollen dann die Änderungen beschlossen werden. Die Arbeit für Integration durch Sport (Dank an Kerstin Schedlbauer) war ein wichtiges Thema und am 06. Mai soll die neue kleine Parkouranlage, verbunden mit einer kleinen Feier, in Betrieb genommen werden. Dazu sind alle herzlich eingeladen. Themenschwerpunkt war natürlich, wie soll es auch anders sein, die Gas- und Stromkosten.

Seidl sprach den Abteilungsleitern, Übungsleitern, Trainer und Betreuer, seinen herzlichen Dank aus für ihre Arbeit. Sie seien die Motoren und Stützen des Vereins, meint Seidl. Dazu gehöre auch Hausmeister Konrad Vetterl, der die gesamte Sportanlage und Sporthalle in Schuss hält.

Für die Ausbildung und Weiterbildung zum Übungsleiter, Trainer oder zu erweiterten Betreuerfunktionen habe der Verein immer ein offenes Ohr.

Herausragende Sportliche Höhepunkte 2022 und 2023

Mit der tatkräftigen Unterstützung der Übungsleiter und Aktiven wurde auf dem Vereinsgelände im Sommer 2022 (09.07.2022) das 16. Bayerische Gehörlosen-Sportfest auf dem Gelände des ETSV 09 abgehalten.

Im April 2022 nahm unser Showteam „Intoxication“ am Landesfinale „Rendezvous der Besten “ teil und gewann mit dem höchsten Prädikat mit der Qualifikation zum Bundesfinale und erhielt eine Einladung zum Auftritt als Lokalgruppe bei der Abendveranstaltung beim „Feuerwerk der Turnkunst“ in der Olympiahall in München bei gefühlten 10.000 Zuschauern. Höhepunkt war das Showfestival am 22.04.23 mit 12 bayerischen Tanz- und Akrobatik-Gruppen in unserer ausverkauften Sporthalle. Die Toxis sind ja auch schon enorme Nachwuchsprofis.

Wie jedes Jahr wurden auch heuer wieder erfolgreiche 09ner bei der jährlichen Sportlerehrung durch die Stadt bedacht.

Stellvertretend hierzu:

Micha Eichhorn für Ihre herausragenden Leistungen 2021 und 2022 im Kugelstoßen und Diskuswurf: der 2. Platz bei den Deutschen Meisterschaften W 50 im Kugelstoßen und der 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften W 50 im Diskuswurf sowie Bayerische Meisterin W 50 im Kugelstoß und Diskuswurf.

Anja Beck belegte – man bemerke – bei Ihrer ersten Marathonteilnahme bei den Deutschen Meisterschaften in München bei den Frauen (ihr erster Marathon) den 8. Platz und bei den Bayerischen Meisterschaften den 3. Platz.

Die Damenmannschaft der Stockschützen mit Andrea Kock, Martina Berg, Brigitte Berg und Heidi Zörner, erkämpfte sich den Platz 1 in der Bayernliga Damen Nord (Winter) 2022/2023 und damit das Ticket für die Bundesliga.

Die Handball-Herrenmannschaft schaffte wieder den Aufstieg in die BOL.

Hohe Auszeichnung gab es für ein echtes Urgestein, nämlich Günther Hornschuh. Er erhielt das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder für Verdienste im Ehrenamt. Seit knapp 70 Jahren ist Hornschuh bei 09 und seit über 50 Jahren als Übungsleiter tätig. Er organisierte Volks- und Orientierungs-Läufe, Fahnenweihen und Vereinsjubiläen und war Mitgründer für den Herz- und Diabetessport.

Thema Herzsport: Mit Ablauf des Jahres beendete Herr Dr. Franz Schütze nach 15 Jahren seine Tätigkeit. Es war nicht einfach eine weitere ehrenamtliche ärztliche Betreuung zu finden. Umso erfreulicher ist es, dass Frau Dr. Maria Frick sich bereit erklärt habe, die Aufgabe zu übernehmen.

Sportabzeichen: Wie jedes Jahr ist bei den „09neunern“ ein fester Bestandteil die Abnahme der Sportabzeichen. Für die Leistungen der Sportler wurden wieder ca. 150 Urkunden an die Teilnehmer ausgehändigt. Dafür wird im Sommer jeden Mittwoch mit den Bewerbern Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit trainiert. Ein herzliches Dankeschön dafür, ergeht an das gesamte Übungsleiter-Team.

Die Jugendleiterin Stephanie Neupert konnte nur Gutes und Erfolgreiches über die Jugendarbeit im Verein berichten. Sie teilte der Versammlung mit, dass sie aus beruflichen Gründen ihre Tätigkeit als Jugendleiterin nicht weiterführen kann.

Die Kassenlage, die von der Vizepräsidentin und Schatzmeisterin Sonja Schrank im Detail den Mitgliedern mitgeteilt wurde, war nicht erfreulich. Bei ca. 36.000 Euro „Miese“ in der Kasse drängte sich bei weiterer Betrachtung der finanziellen Situation die Frage auf, ob man nicht die Mitgliederbeiträge erhöhen sollte. Eine heiße Diskussion darüber ergab sich anschließend, wie erträglich man die Mitgliederbeiträge für die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen gestalten soll. Über eine endgültige Entscheidung über die Gestaltung der jährlichen Euro-Beträge, wird man sich weiter in der neu gewählten Vorstandschaft beraten.

Die notwendige Neuwahl für die Mitglieder im Präsidium ergab, dass Ludwig Stangl die Nachfolge von Karl Seidl als Präsident des ETSV 09 Landshut übernimmt.

Bereits im März dieses Jahres gab es Ehrungen für 25-40-50- und 60 Jahre Zugehörigkeit im Verein. An diesem Abend wurden lediglich noch Ehrungen für 70 Jahre Vereinszugehörigkeit durchgeführt. Die Ausführung der Auszeichnung oblag dem nun „neuen Ehrenmitglied“ Karl Seidl.

Erwähnenswert sei noch, dass die nicht mehr für eine Wiederwahl angetretene Vizepräsidentin und verantwortlich für das Zuschusswesen, Anneliese Albrecht, als erste Frau des ESTV 09 Landshut zum Ehrenmitglied erkoren wurde. Anneliese Albrecht wird im neuen Präsidium von Michaela Sporrer vertreten.

Mit sich und seiner geleisteten großen Vereinsarbeit beim ETSV 09 Landshut zufrieden, verabschiedete sich Karl Seidl sitzend und winkend auf dem „Austragsbankerl“, das ihm der Verein zum Abschied schenkte.

-hjl-

 

Titelbildbeschreibung:
Karl Seidl (vorne Mitte) inmitten seiner ehemaligen und neuen  Präsidiumsmitglieder sowie der Vertreter der Stadt Landshut

 

Fotos: h.j.lodermeier

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