Die Landshuter und ihr Bundespräsident“

Konzeptkünstler Richard Hillinger schickt Roman Herzog-Büste auf die Reise – Auftakt mit Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger

„Durch Deutschland muss ein Ruck gehen“ – noch heute ist das berühmte Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Roman Herzog aus seiner „Berliner Rede“ im Gedächtnis vieler Bürgerinnen und Bürger geblieben. Dass seine Person noch stärker in den Herzen und Köpfen der Landshuter präsent ist und sein Name auch über die Stadtgrenzen hinaus untrennbar mit Landshut verbunden wird, ist der Herzenswunsch von Künstler Richard Hillinger.  Ideen dazu hat er viele, die sich Schritt für Schritt fügen und so zu einem ganzheitlichen Projekt wachsen sollen. An jedem seiner Schritte lässt Hillinger Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen teilhaben, deren Beteiligung neue, spannende Impulse setzt und diesen Prozess in Bewegung halten soll. Stichwort: „Roman Herzog-Zeitkapsel“, eine Aktion, die in einer demnächst geplanten Ausstellung mit vielen Schätzen aus dem Büronachlass Roman Herzogs ihre Fortsetzung findet; ebenso geplant ist ein „verbindendes Projekt“, für das Hillinger kürzlich – mit einer Büste Herzogs im Gepäck – bei Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger vorstellig wurde.

Hört man den Landshuter Konzeptkünstler über den Altbundespräsidenten Roman Herzog sprechen, sprudeln die Ideen nur so aus ihm heraus. „Mir ist es ein Anliegen, die Erinnerungen an Roman Herzog wach und hoch zu halten. Er soll in seiner Heimatstadt einen Niederschlag finden“, sagte Richard Hillinger beim Treffen mit Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger. Herzog, der am 5. April 1934 in Landshut geboren wurde und im Januar 2017 im Alter von 82 Jahren verstarb, habe sich zeit seines Lebens mit seiner Heimatstadt identifiziert, weiß Hillinger zu berichten, der ihm persönlich verbunden war. Dies bekräftigte nicht zuletzt auch ein Zitat des Altbundespräsidenten anlässlich eines Festaktes 2006 in Landshut, als ihm der Menschenrechtspreis „Collage United Nations Award“ verliehen wurde: „… das es hier in Landshut geschieht, ist natürlich schon etwas Besonderes, denn so selten ich hier auch bin, so sehr ist Landshut immer noch meine Heimat…“, sagte Herzog damals. 

Dieser Tag war es auch, erinnert sich Hillinger rückblickend, an dem Roman Herzog ihm eine besondere Ehre zuteilwerden ließ: Er bot ihm im Zuge einer Büroauflösung den Nachlass aus seinem Münchener Büro an. „Sechs Mal bin ich hin und zurück gefahren“, sagte Hillinger. Es seien unzählige Schätze – von Staatsgeschenken und Medaillen über Fotos und Bücher mit persönlichen Widmungen und in die Herzog als Kind reinschrieb bis hin zu einem Stück Stacheldraht vom Eisernen Vorhang und vieles mehr.  

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Geheimnis von über ein Jahrzehnt alter „Roman Herzog-Zeitkapsel“ gelüftet  Diese „Exponate“, die der Künstler vor mehreren Jahren behutsam in Kartons verpackte, sind es auch, die sich hinter seiner 2018 gestarteten Aktion „Roman Herzog-Zeitkapsel“ verbergen. Gemeinsam mit von Richard Hillinger ausgewählten Personen – die allesamt einen Bezug zu Roman Herzog hatten – ließ er die Inhalte Karton für Karton zum Vorschein kommen. Den ersten Karton beispielsweise packte er gemeinsam mit Schülern des Hans-Carossa-Gymnasiums aus, das auch Herzog besuchte und mit einer Durchschnittsnote von 1,0 absolvierte. Einen anderen wiederum packte er mit Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen

Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden Deutschland aus. Roman Herzog leistete durch seine Aktivitäten als Jurist und Politiker einen entscheidenden Beitrag zur Realisierung des Friedens, der Demokratie und Wahrung der Menschenrechte; 1996 etablierte er den 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.  „Beim Auspacken habe ich alles sorgfältig dokumentiert und die jeweiligen Gegenstände in Ausstellungsvitrinen gelegt“, so Hillinger, mit dem Ziel, diese hochinteressanten Schätze ab dem 5. April – Roman Herzogs Geburtstag – der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 

Damit soll Hillingers Kunstprojekt zu Ehren des Altbundespräsidenten aber freilich nicht enden – schließlich, betonte der Künstler, „beginnt jede lange Reise immer mit einem ersten Schritt.“ Passender noch – mit der Büste von Roman Herzog. Diese nämlich soll die Ausstellung als verbindendes Projekt „fliegend“ begleiten. 

Büste Roman Herzogs geht auf Reisen

Für den Start auserkoren hat der Künstler Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger, der zur großen Freude Hillingers spontan zusagte. „Mir gefällt die Idee gut. Das können wir gerne machen“, sagte der Bürgermeister. Was hinter der Idee steckt: Die Büste Roman Herzogs, die Holzbildhauer Florian Stückl fertigte, soll nach einer etwa vierwöchigen Verweildauer an einen neuen Empfänger weitergeleitet werden. Der aktuelle „Besitzer“ kann dabei frei wählen, an welchen Adressaten die Skulptur gehen soll. Richard Hillinger zufolge entstand die Idee angelehnt an eines seiner Projekte zu Ai Weiwei vor vielen Jahren – einem chinesischen Konzeptkünstler und Menschenrechtler. Als symbolischen Akt schickte Hillinger seine in Bronze gegossene Statuette des Ai Weiwei um die Welt auf die Schreibtische verschiedener bekannter Persönlichkeiten, um an die Wahrung der Menschenrechte und

Meinungsfreiheit zu appellieren. Jeder Wechsel wurde fotografisch festgehalten und veröffentlicht. Eine ähnliche Aktion startete er zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 2008 – in deren Rahmen er 30 goldfarbene Tauben in Lebensgröße schuf, die für die 30 Artikel der Menschenrechte stehen – und die er symbolisch um die Welt fliegen lies. Adressaten waren unter anderem die ehemalige Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, der ehemalige Präsident Polens und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa oder der Dalai Lama. Diese Aktion startete

Hillinger damals zusammen mit und unter der Schirmherrschaft von Roman Herzog. „Das gleiche habe ich jetzt vor“, betonte der Landshuter Künstler. „Ich freue mich schon auf das spannende Projekt“, entgegnete Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger: „Aneinander verbinden, um zu erinnern“, würdigte er die Intention des Künstlers, der Hillinger mit viel Herz nachgehe. Insgesamt etwa ein Jahr solle „die Reise“ dauern, so Hillinger. Wenige Wochen noch beehrt Roman Herzogs Bildnis Dr. Thomas Haslinger. Bis dahin darf man gespannt sein, in welche treuen Hände der Bürgermeister die Büste weiterreichen wird. 

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Foto:  Stadt Landshut
Bildunterschrift: Roman Herzogs Büste macht Station im Rathaus: Der Landshuter Konzeptkünstler Richard Hillinger freut sich, dass Bürgermeister Dr. Thomas Haslinger „die Reise“ eröffnet.

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