„Ein schrittweiser Abschied in Würde“

In Vilsbiburg entsteht eine Tageshospiz-Einrichtung – Ab April können erste Besucher das neue Angebot nutzen

Ab April kommenden Jahres soll es seine Pforten öffnen: Das Tageshospiz im Karmelkloster Vilsbiburg. Dieser Gedanke ist schon vor einigen Jahren gefasst worden, nun kann er im Herzen Vilsbiburgs realisiert werden. Für wen es gedacht ist, was die nächsten Schritte sind und auch die Finanzierung des Vorhabens: darauf gehen die Onkologin Dr. Ursula Vehling-Kaiser, die ehemalige LAKUMED-Vorstandsvorsitzende Dr. Marlis Flieser-Hartl, Tanja Kraus vom Onkologie-Hilfe-Verein Landshut e. V. und Landrat Peter Dreier ein.

In Vilsbiburg entsteht gerade ein Tageshospiz – diese Einrichtung ist derzeit noch ein Novum in der Region, auch in Bayern gibt es nur eine kleine Zahl solcher Einrichtungen. Schließen wir hier eine Versorgungslücke?

Dr. Ursula Vehling-Kaiser: Mit diesem Tageshospiz schaffen wir eine wertvolle Ergänzung zur Versorgung schwerst- und unheilbarer kranker Menschen. Denn ein Tageshospiz hat eine andere Ausrichtung als ein stationäres Hospiz. Während der Umzug in eine stationäre Einrichtung ein endgültiger Schritt ist, werden die Menschen im Tageshospiz tagsüber von Palliativ-Fachkräften betreut, kehren am Abend aber wieder in ihr gewohntes Daheim zurück. Vom Grundprinzip her ist es mit einem Kinderhort zu vergleichen: nur eben mit anderen Besuchern. 

Dr. Marlis Flieser-Hartl: Die Idee, ein Tageshospiz aufzubauen, existiert schon lange – mit dem Karmelkloster haben wir jetzt die ideale Liegenschaft dazu. Es war quasi wie eine „Fügung“, dass das Kloster verkauft werden sollte. Der Landkreis Landshut hat hier wirklich sofort gehandelt. Ich komme ja selber aus dem südlichen Landkreis und kenne das Karmelkloster seit jeher – und ich habe den Karmelschwestern versprochen, dass ich mich dafür einsetzen werde, dass ihr Zuhause nun einem sozialen Zweck dienen wird. Und das erfüllt das Tageshospiz in jedem Fall. Für ein solches Vorhaben ist es entscheidend, eine Art „großen Bruder“ im Hintergrund zu haben. Die direkte Nachbarschaft des Krankenhauses Vilsbiburg, aber auch des stationären Hospizes ist hier wirklich ideal.

Das Tageshospiz wird eine Abrundung im mehrfach ausgezeichneten palliativmedizinisch-onkologischen Netzwerks, das LAKUMED und die Praxis-Vehling Kaiser seit etwa 15 Jahren aufbauen.

An wen richtet sich dieses Angebot?

Vehling-Kaiser: Es ist für die Personen gedacht, die zwar unheilbar krank sind, deren Gesundheitszustand es aber noch zulässt, dass sie weiter mobil sind und zuhause durch ihre pflegenden Angehörigen versorgt werden. Aber auch die Angehörigen brauchen unbedingt Entlastung. Denn wir haben es schon öfter gesehen, dass die Pflegenden angesichts dieser schweren und bindenden Aufgabe verzweifeln und einfach Unterstützung brauchen. Es wäre sicher nicht im Sinne des Patienten oder der Angehörigen, wenn der Patient nicht mehr versorgt werden könnte und deshalb ganz in eine Einrichtung eingewiesen werden müsste – auch wenn er eigentlich noch eine gute Zeit zuhause haben könnte. Wenn er dann abends heimkommt, kann der Patient auch seiner Familie zuhause von seinem Tag im Tageshospiz erzählen.

Flieser-Hartl: Hier kommt das Tageshospiz ins Spiel: Der Besucher kommt von 8.00 bis 16.00 Uhr in unsere Einrichtung, wird bestens versorgt und erlebt hier einiges. Wir bieten eine Tagesstruktur und die Möglichkeiten an, dass die Besucher basteln können, malen, backen, kochen, vielleicht etwas gärtnern oder musizieren – je nach der individuellen Neigung und je nach Tagesform. Sie kommen auch mit Personen zusammen, die das gleiche Schicksal erleiden, man kann sich austauschen. Wir wollen den Menschen einen würdevollen Rahmen bieten, in dem sie ihre Zeit verbringen können. Es werden ja nicht nur Menschen bei uns zu Gast sein, die bereits im Seniorenalter sind. Auch viele, deutlich jüngere Menschen sind leider unheilbar erkrankt.

Mit dem Karmelkloster wird eine zweifelsohne wunderbare Liegenschaft einem neuen Zweck zugeführt. Das wird aber natürlich nicht ohne einen gewissen finanziellen Aufwand möglich sein – auch in Hinblick auf den Denkmalschutz.

Landrat Peter Dreier:  Das Karmelkloster hat in der Bevölkerung Vilsbiburgs und darüber hinaus einen großen Stellenwert. Wir wollten dies unbedingt bewahren, auch wenn die Karmelschwestern altersbedingt ihr Kloster nicht mehr führen konnten. Allein diese tolle Gartenanlage ist ein Gewinn für die Besucher und Patienten des Krankenhauses, aber auch als Ruheoase für alle. Wir sind mit den Karmelschwestern laufend in Kontakt und informieren sie über unsere Schritte und Vorhaben. Und eines ist sicher: Sie werden unabhängig von allen Planungen ihre letzte Ruhestätte an ihrem geliebten Kloster finden können.

Die Finanzierung des laufenden Betriebs wird ebenfalls ein Thema sein – ein großer Teil der Kosten wird zwar über die Krankenkassen gedeckt werden, es bliebt aber ein Restbetrag. Wie soll dieser bestritten werden?

Flieser-Hartl: Hier sind wir auf Spenden angewiesen. Denn die Angehörigen müssen keinen verpflichtenden Beitrag für den Besuch ihrer Angehörigen in unserem Tageshospiz leisten – Geld- oder Sachspenden sind natürlich immer willkommen.

Tanja Kraus: Wir vom Onkologie-Hilfe-Verein Landshut wollen unseren Beitrag leisten und werden 3 000 Euro an das Tageshospiz spenden. Wir wollen in der Vorweihnachtszeit auch mit unseren Hospiztalern eine besondere Aktion starten: Pro 50 Euro Spende werden wir uns mit einem Schoko-Hospiztaler erkenntlich zeigen. Vielleicht wäre dies eine gute Möglichkeit, das Geld, das normalerweise für Weihnachtsfeiern oder Geschenke und Karten ausgegeben wird, einem guten Zweck zukommen zu lassen. Wir freuen uns über jeden Beitrag!

Wer im Rahmen dieser Aktion spenden möchte, kann seinen gewünschten Betrag auf folgendes Konto überweisen: Onkologie-Hilfe-Verein Landshut e. V., IBAN: DE 857 435 000 000 20 28 39 11 (bei der Sparkasse Landshut), unter dem Verwendungszweck „Hospiztaler“. Die Taler und eine Spendenquittung werden zugesandt.

Bildunterschrift: Sie sind die treibenden Kräfte für das Tageshospiz Vilsbiburg (v. l.): Dr. Ursula Vehling-Kaiser, Landrat Peter Dreier, Dr. Marlis Flieser-Hartl und Tanja Kraus vom Onkologie-Hilfe-Verein Landshut e. V.
Foto: Carina Weinzierl

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