Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, weil ich immer noch so schockiert, angewidert und grantig bin.
Wie jedes Jahr war ich im Haushaltsplenum der Stadt Landshut. Mich interessiert einfach, was in unserer Stadt gemacht und wofür das Geld ausgegeben wird. Interessant finde ich immer die Haushaltsreden der Fraktionen oder einzelnen Stadträte. Selbstgefällig, belehrend, angriffslustig, spitzzüngig, aber durchaus auch langweilig.
Langweilig, schon fast einschläfernd, begann auch die Haushaltsrede von der AfD Fraktion, gehalten vom Jüngsten der Fraktion. Mit blondem Haar und gut genährt stand er vorne, schaute als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Anfänglich meinte ich, das Trio bleibt seiner Unscheinbarkeit treu. Falsch gedacht. Änderte sich der Vortrag zwar nicht im Ton, dafür aber gravierend im Thema. Vom seichten Blablabla wechselte der Vortragende nahezu nahtlos und vor allem emotionslos zum Thema „Ukrainekrieg und Flüchtlinge“, was bei dieser Gruppierung schon hellhörig werden lässt. Richtig geschmacklos und ekelhaft wurde es, als das Wort „Biodeutsche“ fiel. Ich war nur noch sprachlos und entsetzt. Völlig geschockt saß ich da und dachte ich sitze in einem schlechten Film. Das ging auch einem Teil des Stadtrats so.
Wie vom Blitz getroffen verließen nahezu die gesamte Fraktion der Grünen, die SPD-Fraktion mit Linke/mut, die ÖDP und Teile der FDP empört den Plenarsaal. Die Mimik des Herrn Oberbürgermeisters zeigte zu diesem Zeitpunkt noch wenig Regung. Aus Eckers Mund sprudelten weiter die rechten Ideologien, bis Putz ihn relativ weichgespült im Ton zur Mäßigung aufrief. Stadtrat Steinberger, der bekannt ist kein Blatt vor dem Mund zu nehmen, war das zu wenig. Er kehrte kurz zurück in den Plenarsaal, um hochemotional seinen Unmut kundzutun und einmal mehr in Richtung Oberbürgermeister und dem konservativen Lager zu verweisen, wer verantwortlich ist, dass das rechte Trio am 8. Mai 2020 den Fraktionsstatus bekommen hat.
Als das komplette Plenum nach diesem entsetzlichen Schauspiel wieder im Saal Platz genommen hatte, betonte auch Gruber in seiner Wortmeldung, dass die AfD heute ihr wahres Gesicht gezeigt hat. Diese Aussage fand auch beim Oberbürgermeister Zustimmung.
Verstanden habe ich nicht ganz, warum es so lange gedauert hat, bis sich die Konservativen von dieser Rede und diesem demokratischen Tiefpunkt im Landshuter Stadtrat distanziert haben.
Ich kann mich noch an das Bild von der Landshuter Dult erinnern. Der Wolf im Schafspelz mitten unter konservativen Politikern samt dem Herrn Oberbürgermeister, allesamt gut gelaunt und kein Verständnis für die Kritik, die dafür von außen kam. Vielleicht sollte man diese Nähe zum rechten Block, zumindest nach dem gestrigen Haushaltsplenum, einmal mehr überdenken.
Wer menschenverachtende Ideologien verbreitet, ist in meinen Augen kein Demokrat.
Wehret den Anfängen – nicht umsonst steht die AfD unter Beobachtung des bayerischen Verfassungsschutzes!
Nix für ungut!
Euer Fräulein Toni
Karikatur: Hans Trepesch