Fräulein Toni unterwegs in Landshut – die Sache mit den Radlfahrern!

Ja, jetzt war es eine Zeitlang etwas still um mich. Vielleicht hat sich der ein oder die andere ja schon Gedanken oder gar Sorgen gemacht. Tatsächlich war ich nicht ganz einsatzfähig und alles wegen einem rücksichtslosen E-Bike-Rambo. Aber von Anfang an.

Gerne fahr ich auch mit dem Radl zum Einkaufen. Man spart sich die Schlepperei und entspannter ist es auch – meistens zumindest.  Anfang letzter Woche radle ich also gemütlich zurück von der Altstadt entlang der Isar, als von der Seitenstraße ein E-Bikefahrer wie aus dem Nichts, aber mit einem Affenzahn vor mir auf den Weg schießt und mich zu einer filmreifen Vollbremsung zwingt, um schlimmeres zu vermeiden. An der Stelle sei erwähnt, dass dieses sogenannte E-Bike mit seinen überbreiten Reifen, schon mehr einem Motorrad glich als einem Radl. Drauf saß zur Krönung noch ein g´wamperter junger Mann, dem es nicht geschadet hätte, ohne Hilfe in die Pedale zu treten.
Vollgas, ohne seinen Blick nach links oder rechts zu richten, keinerlei Interesse daran, dass ich in hohem Bogen vom Radl fiel. Von fehlendem schlechtem Gewissen möchte ich gar nicht sprechen.
Bis ich überhaupt verstehen kann, was passiert ist, nehme ich mehr unterbewusst wahr, wie ein freundlicher älterer Herr, der das eindrucksvolle Schauspiel beobachtet hatte, versucht den Übeltäter zu stellen. Erfolglos, aber warum auch, dem ist ja nix passiert.
Da lag ich nun inmitten meiner Einkäufe. Die Äpfel rollten Richtung Isar, die gelbe Rüben lagen dekorativ um mich herum verstreut und die frischen Semmeln hatten bereits das Interesse der neugierigen Enten geweckt.
Allmählich sortiere ich meine Knochen und schau, ob noch alles einigermaßen heil ist. Ein bisserl zwickt es schon, aber ich kann mich noch bewegen. Der nette Passant, der sich als Herr Moosbichler vorstellt, hilft mir beim Aufstehen und Einsammeln meiner Habseligkeiten. Mein schönes rotes Fahrrad wird wohl an einem Besuch in der Werkstatt nicht vorbeikommen.
Ich bedanke mich ein letztes Mal beim beherzten Herrn Moosbichler und verabschiede mich, nachdem ich ihm mehrfach versichert habe, dass alles so weit in Ordnung ist.
Während ich so nach Hause schiebe, fange ich an zu überlegen. Eine traurige Zeit, in der viele nur auf sich schauen und mehr Ellenbogen als Sympathie einsetzen. Dabei tut freundlich, umsichtig und hilfsbereit zu sein gar nicht weh. Ganz im Gegenteil, es fühlt sich ziemlich gut an. Wenn wir alle etwas mehr Achtsamkeit und Rücksicht nehmen würden, jeder nur ein klein wenig, dann würde das Miteinander ganz gut funktionieren.
Aber bevor ich jetzt alle E-Bikefahrer gegen mich habe, sei an dieser Stelle erwähnt, dass sicherlich nicht alle rücksichtslose Raser sind, aber es werden auch nicht weniger.
Übrigens meine blauen Flecken erstrahlen nicht mehr ganz so „bunt“, die Schrammen klingen ab, die ein oder andere Bewegung schmerzt noch etwas, aber im Großen und Ganzen geht´s schon wieder. Unkraut vergeht halt nicht!
Nix für ungut und allseits gute Fahrt!
Euer Fräulein Toni
Karikatur: Hans Trepesch

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