Ja, Dult ist wieder.
Nach über zwei Jahren war es am vergangenen Freitag endlich wieder soweit. Viele haben es kaum erwarten können und sind bereits am ersten Wochenende in Scharen hineingeströmt.
Das haben der Beppi und ich bei unserer täglichen Runde wohl gemerkt und als stille Beobachter das Schauspiel am Rande verfolgen können.
Jetzt muss man ehrlicherweise sagen, dass die Dult unter normalen Umständen verkehrstechnisch schon immer nahezu zum Ausnahmezustand geführt hat, weil viele halt am liebsten mit dem Auto ins Bierzelt reinfahren würden. Für die war in Coronazeiten die Drive-in Dult die optimale Lösung.
Mit der großen Baustelle am Verkehrsknoten Kupfereck ist alles noch spannender. Geänderte Verkehrsführungen überfordern. Kreuz und quer geht´s. Einbahnstraßen interessieren nicht. Es wird gehupt und geschimpft. Fahrradstraßen ignoriert und durchfahren, wobei dies natürlich eine Frage des Preises ist und ob man sich das leisten will.
Ich hab gelesen, dass die Stadt Park&Ride anbietet, um es den Dultbesuchern angenehmer und einfacher zu machen. Ja, warum muss ich dann noch mit dem eigenen Auto bis zur Haustür der Frühjahrsdult fahren, braucht man das? Benötigt es diesen besonderen Kick?
Aber nicht nur die Autofahrer drehen am Rad – nein, auch die Radlfahrer sind außer Rand und Band. Überall stehen Schilder mit der Aufschrift: „Radfahrer bitte absteigen“ – es steigt nur kaum jemand ab. Liegt es daran, dass einige des Lesens nicht mächtig sind oder diese Flut an Schildern gar übersehen? Man weiß es nicht. Man kann es auch nicht einschränken. Jung und Alt, Groß und Klein, dick und dünn radeln durch die Unterführung, frei nach dem Motto „ich mach mir den Weg frei“. Die Fußgängerinnen und Fußgänger werden schon das Gesetz des Stärkeren befolgen und entsprechend den Weg räumen. Was interessiert mich der Rest, wenn man sich selbst für den Mittelpunkt der Erde hält. Wie soll der Nachwuchs es auch Lernen, dass Regeln da sind um sie zu befolgen und das Gerüst für unser Zusammenleben bilden, wenn er es nicht vorgelebt bekommt.
Das Thema Rücksicht scheint sich zum Fremdwort zu entwickeln. Ganz nach dem Motto „Zuerst ich und dann kommt ganz lange gar nix!“ Das macht schon a bisserl traurig, wo sich unsere Gesellschaft hin entwickelt.
Der Beppi und ich waren auf alle Fälle froh, als wir wieder heil zu Hause waren. Völlig fertig liegt er immer noch in seinem Körberl.
Morgen suchen wir uns ein ruhigeres Fleckerl. Prost und nix für ungut,
Euer Fräulein Toni