Die Pfarrei St. Wolfgang Landshut feierte ihre Osternacht mit Chor und Bläsern und einer sehr großen Anzahl von Pfarrkindern.
Spontanen Applaus gab es für Pfarrer Wolfgang Hierl für die hervorragend organisierte Osternachtfeier, für die liebevoll und prachtvoll geschmückte Pfarrkirche, seine bewegende Predigt und für den erzählten „traditionellen Witz“ zum Abschluss der Feierlichkeiten.
Schon mit einbrechender Dunkelheit zur Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag hält das Osterfest Einzug. Die Bedeutung dieser Nacht ist für alle Christen der Auftakt für die schmerzhafteste und dennoch bedeutsamste sowie freudigste Feierlichkeit im Laufe des Kirchenjahres zugleich. Denn das Osterfest bildet das Fundament des christlichen Glaubens.
Dass geistreiche Graffiti- Schmierereien auf öffentlichen Gebäuden nichts mit Intelligenz zu tun haben bekundete Pfarrer Hierl in seiner Predigt. Er liebe diese Schmierereien gar nicht, und so war er sichtlich geschockt, als er in Regensburg sein Studium an der Uni aufnahm und diese Schmierereien auch im Universitätsgelände feststellen musste. Auch musste er zur Kenntnis nehmen, dass es sehr schwierig war, in der Uni einen Spind für seine Kleider zu bekommen. Aber nach ca. zwei Monaten sind Spinde zur Verfügung gestellt worden und er habe einen blitzsauberen erwischt. Nach zwei Wochen musste Hierl wahrnehmen, was im Inneren seines Spindes stand: „Gott ist tot – Nitzsche!“ (Friedrich Nitzsche, war ein berühmter deutscher Philosoph). Eine Sichtweise, meint Hierl, die sehr modern sei, und so könne man getrost auf Gott verzichten. So könne auch der Mensch auf den Gedanken kommen, Gott sei tot. Stellt sich ein schwerer Schicksalsschlag ein, so könne man den Gedanken nicht verdrängen und fragen, wo ist da Gott? Ist Gott tot? Viele Wochen habe Pfarrer Hierl über diesen Ausspruch nachgedacht. Aber nach einiger Zeit, er sperrte wieder einmal seinen Spind auf und musste unter dem Spruch von Nitzsche einen neuen Spruch lesen, nämlich: „Nitzsche ist tot, (Gott)“. Derjenige, der das daruntergeschrieben hat, wollte wohl damit sagen, der Ausspruch von Nitzsche stimme nicht. So dachten auch die Jünger Jesu. Jesus sei zwar gekreuzigt worden und ist gestorben, aber seine Ideen begeisterten uns immer noch und er lebt, er ist nicht tot. „Seine Geschichten die er von Gott erzählt hat, gestalten unser Leben. Er ist bei uns, wenn wir miteinander feiern und wenn wir traurig sind und miteinander sprechen. Wir spüren auch, dass Gott lebt, wenn wir merken, das Leben hat trotz allem einen Sinn, und es gibt so viel Schönes in dieser Welt, das uns guttut. Es gibt viele gute Menschen um uns herum. Wie gut tut es, wenn wir die Hoffnung haben, dass es nach diesem Leben weitergeht. Wie viel freier bewegen wir uns, wenn wir glauben können, Jesus lebt und sein Gott lebt“, so Pfarrer Hierl, der mit dieser Erkenntnis eine Zeit lang damit leben konnte.
Aber, ein paar Wochen später, las er wieder einen neuen Satz unter den beiden vorher geschriebenen Sätzen, nämlich: „Tote reden nicht, (Django)!“ Wahrscheinlich, so Hierl, war das einer, der einen Westernfilm angeschaut hat. Derjenige, der das hingeschrieben hat wisse nicht, was er hier tolles hingeschrieben hat. „Wenn Tote reden, das stimmt, dann ist Gott nicht tot, denn seit 2000 Jahren redet er“, führte Pfarrer Hirl weiter aus.
Hierl habe später seinen Spind leider abgeben müssen, da er in ein Auslandsemester gegangen sei. Aber zwei Jahre lang habe er mit dieser kürzesten Osterpredigt gelebt, wie er den aufmerksamen Osternacht-KirchgängerInnen erzählt hat.
Nach der Taufwasserweihe, der Erneuerung des Taufversprechens, der Eucharistiefeier und der Speisenweihe, gab Pfarrer Wolfgang Hierl, nachdem er von seinen kirchlichen Mitarbeiterinnen gebeten wurde, keinen Witz über Frauen zu machen, obwohl natürlich ein Witz über Frauen, der schönere Witz gewesen wäre wie Hierl sich ausdrückte, seinen Schäfchen noch einen Witz mit auf den Heimweg:
„Ein Rabbiner, ein Mullah und unser Herr Mesner trafen sich am Stammtisch. Der Rabbiner wollte wissen, wie bei den anderen das eingesammelte Geld in der Kirche verteilt wird. Was gebt ihr den Armen und was gebt ihr dem lieben Gott? Der Rabbiner sagte: „Bei uns ist es so, ich mache auf dem Boden einen Kreis, werfe das Geld in die Höhe und was beim Herunterfallen im Kreis bleibt behalten wir und was außerhalb des Kreises herunterfällt bekommt der liebe Gott für die Armen. Der Mullah meinte: „Bei uns ist es ähnlich, ich mache einen Strich auf den Boden, werfe das gesammelte Geld hoch und was auf die andere Seite des Striches fällt gehört dem lieben Gott und den Armen und was hinter dem Strich herunterfällt, gehört uns.“ Unser Mesner sagte: „Wir haben ein ganz großes Gottvertrauen, wir schmeißen das ganze Geld nach oben und wenn der liebe Gott in seiner Güte entscheidet wer das Geld erhalten solle, so schmeiße er es wieder herunter.“
Mit geweihten Speisen und begleitet von einem Orgelnachspiel von Denis Bedard geb. 1950, „Prelude et Troccata sur Victime Paschali Laudes“ verließen die KirchgängerInnen langsam und seelisch erquickt, von einem Ministranten beim Ausgang der Kirche noch mit einem geweihten Osterei beschenkt, um sich vor der Kirche St. Wolfgang noch einmal über die von Pfarrer Hierl so feierlich inszenierte Osterfeier sehr löblich auszusprechen.
Die Aussage einer Besucherin der feierlichen Liturgie, wenn man überall so einen Pfarrer wie den Herrn Hierl hätte, ginge es der Katholischen Kirche auch besser, dies kann der Autor dieser Zeilen nur bestätigen.
– h j l –
Fotos: h.j.lodermeier