Initiative gründet das erste Mietshaussyndikat im Kreis Landshut – Ein Wohnprojekt der besonderen Art

Seit ungefähr fünf Jahren ist in Angersdorf im Landkreis Landshut eine Gruppe von jungen Menschen dabei ein Wohnprojekt der besonderen Art auf die Beine zu stellen.

In einem der Häuser des Vierseithofs, der durch den Angersdorfer Markt in der Region bekannt wurde, sollte ein Mietshäuser Syndikat entstehen. Nach langer Arbeit ist es dem Projekt mit dem Namen Hofsyndikat Angersdorf nun gelungen am 24. Februar den Kaufvertrag zu unterschreiben. Nur wenige Tage später, am 4. März, wurde das Projekt bei einer Mitgliederversammlung des Mietshäuser Syndikats in Tübingen von 250 anwesenden Mitgliedern unter lautem Applaus in den Syndikatsverbund aufgenommen.

Das Mietshäuser Syndikat ist ein deutschlandweiter Verbund von Hausprojekten, deren Bewohner*innen es sich zum Ziel gemacht haben die Häuser in denen sie wohnen selbstbestimmt, gemeinsam und konsensorientiert zu verwalten.

Weitere grundlegenden Ziele der Bewegung sind geringe und damit sozialverträgliche Mieten und die langfristige Sicherung dieser Ziele durch den Kauf der jeweiligen Hausobjekte und Vernetzung und gegenseitige Unterstützung mit den anderen Projekten im Verbund. Die Projekte eint der Gedanke, dass Wohnraum als essentielle Lebensgrundlage nicht Objekt von gewinnorientierter Immobilienspekulation sein darf, an der sich einzelne Mitglieder der Gesellschaft bereichern können. Wohnraum muss für alle da sein und spezifisch in den Händen und Geschicken jener liegen die drin wohnen.

Doch die Gruppe aus Angersdorf bewegen noch andere Themen. Sie wollen auch bewusst der Tendenz entgegenwirken, dass viele junge Menschen sich dazu entscheiden lieber in Städten zu wohnen und damit wichtige kulturelle und bildende Angebote auf dem Land immer schwerer zu etablieren sind und schwinden. Deshalb haben sie in den letzten Jahren mit dem Music & Dance e.V einen gemeinnützigen Verein wiederbelebt und Kneipenabende und Jamsessions und verschiedene Workshops veranstaltet. Auch der Angersdorfer Markt wurde nach einigen Jahren Pause wieder ins Leben gerufen. Zum Projekt gehören zusätzlich zwei Werkstätten in denen derzeit Künstler*innen tätig sind und Linoldrucke und Skulpturen anfertigen. Auch hier finden Workshops statt die das entsprechende Handwerk weitergeben sollen.

In ihrem Alltag erprobt die Gruppe weitere alternative Konzepte des Zusammenlebens. So haben die einzelnen Zimmer keinen festgelegten Mietpreis. Stattdessen teilen sie den Mietpreis solidarisch, nach dem Motto: „Hauptsache die Summe für das gesamte Haus ist gedeckt und jede*r zahlt was möglich ist.“ Auch Fahrzeuge werden häufig geteilt und Fahrgemeinschaften gebildet, so dass nicht alle Bewohner*innen ihr eigenes Auto brauchen.

Doch auch wenn das Haus jetzt gekauft ist, werden weiterhin Mieten gezahlt. Das ergibt sich daraus, dass die Kaufsumme von 180.000€ über Kredite von Privatpersonen finanziert werden soll die über 50 Jahre hinweg durch die Miete zurückgezahlt werden. Die Syndikatsgruppe bietet den Privatanlegern hierbei bis zu 2% Zinsen. „Das ist eine ganz tolle Sache,“ sagt Paul Gehri einer der Aktiven im Projekt „Wir bieten ähnlich viele Zinsen wie die Banken und gleichzeitig unterstützt man einen guten Zweck.“ Gerade fehlen der Gruppe noch 90.000€ die sie bis August zusammenbekommen wollen. Doch gerade feiert die Gruppe erstmal die erreichten Ziele und blickt optimistisch in die Zukunft.

 

Weitere Infos hier zum Hofsyndikat Angersdorf finden sie hier: www.hofsyndikat-angersdorf.de

Und weitere Informationen zum Mietshaussyndikats-Verbund finden sie hier: www.syndikat.org

 

Foto:
Hofsyndikat Angersdorf

 

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