Stadt und Regierung beteiligen sich mit „ehemaliger JVA“ am europaweiten Ideenwettbewerb – Preisträger stehen fest
Die „Europan E16“-Preisträger stehen fest, darunter eine „Siegerarbeit“ zur „ehemaligen Justizvollzugsanstalt (JVA)“ mit dem Titel „Archiv of European culture“. „Europan E 16“ ist ein europaweiter Ideenwettbewerb, der alle zwei Jahre von der „Europan, Deutsche Gesellschaft zur Förderung von Architektur, Wohnungs- und Städtebau“ ausgelobt wird und im April startete. Die daran teilnehmenden europäischen Städte konnten sich mit einem individuellen Thema bzw. Gebäude beteiligen, das für die Entwicklung der jeweiligen Stadt von zentraler Bedeutung ist. Unter dem Motto „Living Cities – Lebendige Städte“ nahmen europaweit 9 Länder mit 40 verschiedenen Standorten am diesjährigen Wettbewerb teil, darunter die Stadt Landshut als einer von 5 Standorten aus Deutschland. Gemeinsam mit der Regierung von Niederbayern hat sie sich mit der „ehemaligen JVA“ beteiligt. Für den Standort Landshut sind 19 Ideen und Arbeiten junger Architekten eingegangen.
„Europan“ ist ein internationaler Ideenwettbewerb und „Think Tank“, der sich zum Ziel gesetzt hat, einerseits junge Architekten und Planer zu fördern und andererseits zukunftsfähige Lösungen für europäische Städte und Kommunen zu finden. Im Fokus steht die Entwicklung von Ideen für beispielsweise brachliegende, leere, stigmatisierte oder monofunktional genutzte Flächen und Bauten, um diese wieder zu lebendigen, integrativen und durchmischten Stadträumen zu transformieren.
Die Stadt und die Regierung von Niederbayern haben gemeinsam die Möglichkeit genutzt, und sich mit der „ehemaligen JVA“ an dem Wettbewerb beteiligt. Eigentümer der alten JVA in Landshut ist der Freistaat Bayern.
Wie Verena Wocheslander vom Referat Bauen und Umwelt der Stadt, die das Projekt federführend begleitet, informierte, handele es sich bei den Ergebnissen noch nicht um konkrete, endgültige Umsetzungsvorschläge, sondern um einen ersten Schritt in Diskussionen um eine mögliche Nachnutzung. „Der Wettbewerb ließ uns Ideen sammeln, um diese in weiteren Prozessen zu vertiefen“, so Wocheslander. Es solle somit schon deutlich vor Ablauf der zehnjährigen Frist der temporären Bauten im Innenhof (wir berichteten) über eine Nachnutzung nachgedacht werden.
Zum Hintergrund – Einreichungen und Aufgabenspektrum
Europaweit nahmen 9 Länder mit 40 verschiedenen Standorten an dem Wettbewerb teil. 1.102 Teams reichten insgesamt 677 Projekte ein.
Deutschland ist mit 5 Standorten aus drei verschiedenen Bundesländern vertreten. Neben Landshut reichten Ettlingen, Schwäbisch Gmünd, Selb und Wernigerode Projekte ein, woraufhin sich insgesamt 126 junge Architekten, Planer und Studenten aus 18 verschiedenen Ländern mit ihren Arbeiten bewarben.
In 5 lokalen Jurys wurde eine „Engere Wahl“ der Arbeiten festgelegt, in einer nationalen Jury unter dem Vorsitz der Bremer Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther in Berlin die besten Projekte prämiert.
Dabei wurden 6 erste Preise, 3 Anerkennungen und 2 Lobende Erwähnungen an Teams aus Deutschland, Italien, Kroatien und Spanien vergeben. Im Frühjahr wird die Preisverleihung aller deutschen Standorte in Berlin stattfinden. Das breite Aufgabenspektrum reichte von strategischen Entwicklungsplänen für neue Quartiere (Schwäbisch Gmünd und in Ettlingen) bis hin zu konkreten architektonischen Realisierungsoptionen (Selb und Wernigerode).
19 Arbeiten aus verschiedenen Ländern für ehemalige JVA eingereicht
In Landshut wurde als Beitrag zum Diskurs im Umgang mit historisch bedeutsamen und denkmalgeschützten Bauten ein neues Nutzungskonzept für die ehemalige JVA gesucht.
Insgesamt 19 Wettbewerbsbeiträge junger Architekten, Absolventen und Studenten aus unterschiedlichen europäischen Ländern gingen ein. Im Rahmen einer Vorauswahl im Oktober durch eine lokale Jury, darunter Oberbürgermeister Alexander Putz, der Leitende Baudirektor der Regierung von Niederbayern, Rolf-Peter Klar, und der Baureferent der Stadt, Johannes Doll, schafften es vier Arbeiten in die Endrunde. Als Berater mit dabei waren auch Katharina von Milczewski von der „Immobilien Freistaat Bayern, Regionalvertretung Niederbayern“ sowie Bernhard Herrmann vom Landesamt für Denkmalschutz. Die von der lokalen Jury ausgewählten vier Arbeiten wurden wiederum an die nationale Jury weitergeleitet, die Ende November die besten Arbeiten prämierte.
Siegerarbeit sieht „Landshut als Epizentrum der europäischen Kultur“ vor
Unter den Siegerarbeiten ist auch der Beitrag „Archiv of European culture“ von Jorik Bais und Alexandra Heijink, einem niederländischen Team mit Bürositz in Berlin, sowie eine „Lobende Erwähnung“ für die Arbeit „Medieval Experimentarium“ eines
Teams aus Serbien
Die Siegerarbeit schlägt für die ehemalige Justizvollzugsanstalt eine Art digitales Archiv- und Informationszentrum für Kulturgüter in Europa vor. In einem Kurztext beschreibt das Team sein Projekt wie folgt: „Anfang 2021 finanzierte die Europäische Union eine Initiative zur Digitalisierung unseres europäischen Kulturerbes. Dieses Projekt soll sein physisches Archiv werden. Landshut liegt in der Nähe des künftigen geografischen Zentrums der EU und im digitalen Epizentrum Bayerns und ist damit der perfekte Standort. In dem Bestreben, ein altes Gefängnis zu revitalisieren, ohne
dessen innere Struktur zu verändern, werden die Zellen als Serverräume für die Datenspeicherung neu konzipiert – noch nie war das kulturelle Erbe so sicher aufbewahrt. Ein Vordach verwandelt den Innenhof des Gefängnisses in ein öffentliches Erdgeschoss mit verschiedenen Annehmlichkeiten, das mit dem nahegelegenen Park verbunden ist, der dazu genutzt wird, die kulturellen Manifestationen zu bewahren, die nicht digitalisiert werden können – Traditionen, Handwerkskunst und Küche. Landshut soll zum Epizentrum der europäischen Kultur werden und das zeigen, was die EU ausmacht(e).“
Die für den Standort Landshut eingereichten 19 Arbeiten, einschließlich jenen der zwei Preisträger, können Anfang nächsten Jahres in einer Online-Ausstellung auf der Internetseite der Stadt unter www.landshut.de/altejva eingesehen werden. Der genaue Termin wird zeitnah bekannt gegeben.