Poetisches von Oskar Stock: „Mia Ostaoa“ – „Osternest“ – „Frühling“

Mia Ostaoa

 

Zwoa Ostaoa, de redn mitnand,

und sogn, es is ja ollhand,

de Menschn iatz zum Ostafest,

de gebm uns Oa schier no an Rest.

 

Erst wern ma kocht, des sa’ma gwohnt,

im Dutznd glei, ob se des lohnt,

gfärbt in Rot, Blau, Lila gar,

sunst waarn ma woih zu unscheinbar.

 

Andre vo uns wern bunt bemoit,

poliert wia a Po Stiefe boid,

oda mit Abziehbuitl beklebt;

ma is ja eitl und bestrebt.

 

Mia wern vaziert, des net alloa,

wern zur Kreation … zum Ostaoa

zwar drangsaliert mit Farb und Kreidn –

do wer hoit schee sei möcht, muass leidn.

Osternest

 

Beim Eiersuchen wird die Res’,

wie jedes Jahr,

recht leicht nervös;

und find’ sie nicht das Osternest,

dann pfeift sie …

auf das Osterfest.

Frühling

 

Sonnenschein als Stimmungsdroge,

Versandhaus-Frühjahrskataloge,

zarte Blumen, Gräser sprießen,

Schnupfenzeit, die Menschen niesen,

Knospenpracht, erwartungsfroh,

Tippelbrüder ebenso,

Liebesdrang erfüllt die Herzen,

Heizölhändler leiden Schmerzen,

Modepüppchen sich entblättern,

Wintersportler nunmehr wettern,

Liebespaare promenieren,

Schneeglöckchen im Winde frieren,

die Drossel aus den Lüften spottet,

Pelze werden eingemottet,

Schmetterlinge sich entfalten,

das Gefühl ist kaum zu halten,

jedes Jahr das gleiche Lied:

Frühling ist’s – doch ich bin müd‘.

Foto:
Oskar Stock priv.

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