Die Welt ist voller Krisen. Nutzt es uns da, wenn wir selbst nur kritisieren?
Ein Kommentar von Herbert Zelzer
„Mit`m Reden kommen d`Leut z´amm“, sagt man bei uns in Bayern gerne. Das ist wohl auch der Grund, wieso ich immer wieder Veranstaltungen und Empfänge besuche. Dort trifft man interessante Menschen, kann sich austauschen – und durchaus auch seine Meinung sagen. In unserer Gesellschaft ist es leider mit der Debatte nicht mehr so weit her. In meiner Wahrnehmung herrscht überall der Negativismus vor. Wir eilen von einer Krise zur anderen, kritisieren die, die sie lösen müssen – haben aber oftmals selber keine besseren Vorschläge parat.
Ich finde: Unsere Welt hier in Deutschland ist bei allen Problemen noch in Ordnung. Überraschend habe ich kürzlich Beistand für diese Haltung bekommen. Und das von einer Politikerin, die in einer Institution seit vielen Jahren aktiv ist, die ja nicht gerade wenige Probleme hat: Angelika Niebler, Abgeordnete der CSU im Europaparlament. Ich traf sie in Burghausen und kam mit der sympathischen Europa-Abgeordneten ins Gespräch. Meine Haltung war klar: „Der Negativismus, auch in den Medien, ist das Problem.“ Doch natürlich sind es nicht nur die Medien und die Tatsache, dass Kritik und gegenseitiges Niedermachen oft unreflektiert einfach berichtet werden. Auch die Politiker sind mitschuldig, weil sie sich gegenseitig beschimpfen und nichts gönnen.
Überraschenderweise hat mir Angelika Niebler Recht gegeben. Sie sagte mir, dass auch sie sich wünschen würde, dass wir unsere eigene Lage bei allen Problemen positiver bewerten sollten. Vor allem der Blick auf das Geleistete zeige doch auch, was für ein tolles Land wir sind. Hier zu leben, sei ein Privileg.
Ich würde mir wünschen, dass ein positiverer Umgang miteinander den Blick freimachen würde darauf, wie wir eine gute Zukunft für dieses Land gestalten könnten. Statt ständiger Kritik ohne konkrete Lösungen, möchte ich zumindest mich mehr den Dingen widmen, die mir Zuversicht schenken. Kürzlich bin ich beispielsweise mit dem Rad nach Altötting gefahren und habe dort ein Kerzerl angezündet. In unserer säkularen Gesellschaft, in der viele nur auf sich schauen, bleibt kein Raum mehr für das Spirituelle. Ich spüre in Altötting, dass es sich um einen besonderen spirituellen Ort handelt, der vielen Menschen Kraft gibt. Mir auch.
Ich weiß nicht, ob ich es Gottvertrauen nennen soll oder Spiritualität oder wie auch immer: Wenn ich an Menschen denke, die mir wichtig sind, ihnen gute Gedanken schicke, dann wird es mir selbst warm ums Herz. Ich würde mir wünschen, wieder mehr positive Gedanken auch in unserem Land wahrzunehmen. Das bedeutet nicht, dass wir alles unkritisch sehen müssen. Aber wir dürfen uns auch nicht ständig niedermachen. Bleiben wir offen im Kopf für das, was kommt – denn lösen müssen wir die Probleme ja sowieso.
Foto:
Herbert Zelzer priv.