Eine nachhaltige, klimagerechte Stadtentwicklung Landshuts bei hohem Wachstumsdruck
Bachelor-Abschlussarbeiten von Studierenden im Studiengang der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf für eine nachhaltige, klimagerechte Stadtentwicklung Landshuts bei hohem Wachstumsdruck, sind das Thema der Ausstellung: „Boomtown Landshut – Herausforderung Wachstum meistern“ in der Kleinen Rathausgalerie. Eröffnet wurde die Ausstellung von Oberbürgermeister Alexander Putz. am Dienstag, den 27. September um 13 Uhr.
Die Ausstellung erfolgt in Kooperation mit dem Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung der Stadt Landshut. Gefordert war von den Studierenden ein innovativer, zukunftsfähiger, städtebaulich freiraumplanerischer Entwurf mit einer klaren Leitidee, der etwaig bestehende Missstände behebt. Erwartet wurden zudem Antworten für eine nachhaltige, klimagerechte Stadtentwicklung unter den Rahmenbedingungen eines anhaltend hohen Wachstumsdrucks.
Mit diesem Wachstumsdruck ist die Stadt Landshut aufgrund der hohen Wohn-, Arbeits- und Lebensqualität in der Region bereits seit Jahren konfrontiert. Nachdem der starke Bevölkerungszuwachs kurzzeitig wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie abgeflaut war, nimmt die Entwicklung in diesem Jahr wieder Fahrt auf: Die Marke von 75.000 Einwohnern dürfte demnächst erstmals in der Stadtgeschichte übertroffen werden. Und bis zum Jahr 2039 prognostiziert das Landesamt für Statistik sogar ein weiteres Wachstum von rund zehn Prozent auf dann deutlich über 80.000 Einwohner.
Anna Hings und Cornelia Solleder erklärten ihre Bachelor-Arbeit „Rising Landshut“
Die Studierenden sollten in ihrer Arbeit folgender zentraler Frage nachgehen: Wie kann die Stadt Landshut diesem enormen Wohnungsdruck einschließlich der erforderlichen neuen Infrastruktur gerecht werden – und gleichzeitig nachhaltig, ressourcenschonend mit Grund und Boden umgehen? Um diese Herausforderung zu bewältigen, also den Flächenverbrauch so gering wie möglich zu halten, bedarf es innovativer planerischer Konzepte, aber auch der Mitwirkungsbereitschaft zahlreicher Akteure aus Verwaltung, Politik, Bürgerschaft und vor allem den Grundstückseigentümern von möglichen sogenannten Potenzialflächen.
Eine solche Fläche, die entwickelt werden soll, befindet sich am westlichen Stadtrand im Umfeld der Theodor-Heuss-Straße und der Watzmannstraße. Der Betrachtungsraum der den Studierenden gestellten Aufgabe umfasste 38 Hektar. Das konkrete Entwurfsgebiet für die städtebaulich-freiraumplanerische Intervention wurde nicht vorgegeben, sondern sollte im Rahmen der Aufgabenstellung der Bachelorarbeit aus einer fundierten räumlich-gestalterischen und funktionalen Analyse abgeleitet und durch die Formulierung von Entwicklungszielen begründet werden. Der Betrachtungsraum weist heterogene Baustrukturen mit unterschiedlichen Nutzungen auf: Ein großer, zentral gelegener Gewerbebetrieb südlich des alten Rennwegs steht leer und stellt damit ein großes Flächenpotenzial dar. Zudem ist der westliche Stadtrand insgesamt stark zersiedelt und bedarf daher einer städteplanerischen Neuordnung.
Leitidee des Projekts
Der hohe Wachstumsdruck auf die Stadt Landshut prägt explizit die Leitidee der Ausstellung. Das Grundgerüst besteht aus dem Wohnkonzept eines Geschosswohnungsbaus. Auf Grund einer hohen Nachfrage von Einfamilienhäusern wurden diese klimagerecht in das Konzept eingebunden, indem sie flächensparend auf den Geschosswohnungsbau aufgesetzt wurden. Auch im Gewerbeband wird der Fokus auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Entwicklung von Naherholungsräumen am Arbeitsplatz steigert das Wohlbefinden und die Produktivität von Arbeitenden. Damit das Gebiet sich in den Bestand eingliedert, werden die „Grünräume“ und Gebäudestrukturen an den Rändern an den Bestand angepasst und klimaresilient ausgestattet. Ein kultureller Platz schafft das Zentrum des Gebiets und fördert Soziales, Gemeinschaft und Kreativität im Stadtteil West.
Projektgebiet
Der Eingang des Projektgebiets in die Stadt Landshut im Westen wird mittels einer Brücke über die Flutmulde ermöglicht. Nach dieser Brücke befindet sich im Norden ein Immissionswall und im Süden das Projektgebiet. Dieser Eintritt in das Gebiet ist im Bestand stark durch landwirtschaftliche Nutzung geprägt, welche hinter einer Wand an ungepflegter Bepflanzung versteckt liegt. Das erste Gebäude, das im Bestand wahrgenommen werden kann ist ein unscheinbares Bürogebäude mit einer frontalen Anlieferung. Ebenfalls gibt es im Bestand keinen attraktiven Fußweg, welcher von der Brücke an den durch die Flutmulde laufenden und unterhalb der Brücke liegenden Fuß- und Radweg anschließt. Insgesamt ergab die Bestandssituation keinen einladenden Eintritt in das Gebiet.
In der Neuplanung wurde daher das Bestandsgrün ausgelichtet, um das dahinterliegende Projektgebiet sichtbar zu machen. Das bestehende Grün gliedert sich in die folgende Baumallee und auch gegenüberliegende Baumallee ein und führt diese somit fort. Dadurch wird ein sanfter Übergang zwischen der Flutmulde und der Stadt geschaffen. Zusätzlich wird der Stadt- und Gebietseingang durch eine Treppenanlage aufgewertet und durch drei Gebäudehochpunkte sichtbar gestaltet.
Die Nutzungen des Projektgebietes bestehen aus Büro, Wohnen, Kleingärten, Parken, Einkauf, Fachmarkt, produzierendes Gewerbe, Gemeinschaft, Gewächshaus, Dienstleistungen, Freizeit und KITa.
Mobilitätskonzept
In Zeiten des Klimawandels ist ein effizientes Mobilitätssystem von sehr hoher Bedeutung, da ein Großteil des CO2 Ausstoßes von Kfz produziert wird. Folglich wurden alle Wohngebiete autofrei geplant und nur durch max. zwei Straßen erschlossen. Es wird bewusst die Mehrheit der Stellplätze in den Quartiersgaragen angeboten, welche maximal 250m vom Wohnort entfernt sind, um weiterhin alles auf kurzen Wegen zu erreichen. Quartiersgaragen ermöglichen eine flächensparende und zukunftsfähige Alternative, um auf Tiefgaragen zu verzichten. Die Planung soll dazu anregen, auf andere Beförderungsmittel wie den ÖPNV und das Fahrrad zurückzugreifen.
Fakten und Zahlen zum Projekt „Rising Landshut“:
36.5 ha Projektgebiet; 1100 Wohneinheiten; 536 Bäume; 5,66 qm Grünfläche pro Arbeitsplatz; 1,0 GFZ; 91 neue Gebäude; 14.000 qm Retentionsfläche; 6100 qm gemeinschaftliche Innenfläche; 0,5 lautet der Stellplatzschlüssel; 1/275 Kitaeinrichtung (zwei Gebäude) versorgt 275 Wohneinheiten; 21 qm Grün und Freiflächen für Jeden; 12.600 qm Grünzug im Projektgebiet.
Welche Ideen und Konzepte die Studierenden für diese komplexe Problemstellung erarbeitet haben, wird in der Ausstellung gezeigt. Diese ist geöffnet von Montag bis Freitag jeweils von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
-hjl-
Fotos: h.j.lodermeier