Bezirksvertreter besichtigen den Betrieb Dingolfing der Landshuter Werkstätten GmbH
Dingolfing. „Diese Teile wurden am Berliner Flughafen verbaut“, erklärt der neue Leiter des Betriebs Dingolfing der Landshuter Werkstätten GmbH, Ruben Hammermaier, beim Rundgang mit Bezirksrätin Monika Maier und Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich. „Ach, das waren die Teile, die funktioniert haben“, scherzt Heinrich. Tatsächlich ist die Fehlerquote der Werkstätte laut Uwe Heilmann, Geschäftsführer der Landshuter Werkstätten GmbH, „traumhaft gering“. Bei insgesamt ca.18 Millionen Dichtungssätzen, die man jährlich für den Hauptkunden „Mann + Hummel“ verpacke, seien im Jahr 2022 nur drei größere Reklamationen zu verbuchen.
Erst 2018 wurde dieser Standort in Dingolfing eröffnet und Bezirksrätin Monika Maier lud nun den Bezirkstagspräsidenten ein, sich die Werkstätte, in der 60 Menschen mit Beeinträchtigung arbeiten, anzusehen. Neben dem großen Automobilzulieferer ist auch die Firma Jufico ein großer Kunde, sie produziert die bei Kleinkindern beliebten „Quetschies“, aus deren Verpackung dann in Dingolfing kreative Taschen genäht werden. Schneidermeisterin Lydia Lirk leitet die Textilabteilung mit neun Mitarbeitern, die sich auch von den Besuchern nicht von ihrer konzentrierten Arbeit ablenken ließen. Die Ergebnisse dieser anspruchsvollen Arbeit werden an den Hersteller zurückgeschickt oder im eigenen Werkstattladen in Landshut verkauft. Neu im Sortiment sind auch FC-Bayern-Taschen, die aus alten Museumsbannern des Fußballvereins gefertigt werden. Kürzlich wurde man deshalb auch zu einem Besuch des FC-Bayern Museums in der Allianz-Arena eingeladen. „Ein tolles Erlebnis“, wie Lydia Lirk ganz begeistert Johannes Fauth, dem Geschäftsführer der Lebenshilfe Landshut e.V., berichtet.
Die Mitarbeiter, die heute in Dingolfing arbeiten, waren zuvor in der Werkstätte in Landau, die jedoch in der Spitze mit bis zu 190 Menschen in der für ursprünglich 135 angelegten Einrichtung überbelegt war. „Es war klar, dass wir im Landkreis etwas Neues brauchen“, so Uwe Heilmann. Dass man in unmittelbarer Nähe zum BMW-Werk Dingolfing ein Grundstück zu fairen Konditionen von der Gemeinde bekam, war jedoch alles andere als selbstverständlich. „Dafür sind wir dem Landrat und Bürgermeister noch heute dankbar.“ Denn die Wege zu BMW, wo man ebenfalls Aufträge bediene, seien kurz.
Nach anfänglicher Skepsis der Mitarbeiter angesichts der räumlichen Veränderung, haben sich aber alle nach kurzer Zeit hervorragend eingelebt. „Es gab die ersten Jahre nach wie vor gemeinsame Feiern, aber hier fühlen sich mittlerweile alle sehr wohl“, meinte Heilmann. Auf die Frage der Bezirksvertreter, ob man personell gut aufgestellt sei, hatte Geschäftsführer Johannes Fauth nur einen Kritikpunkt anzumerken. „Der administrative Aufwand für die Kundenakquise, die Abwicklung von Aufträgen und Bestellungen, die Qualitätskontrolle und dergleichen steigt immer stärker, weil alles hochprofessionell abgewickelt werden muss, um auf dem Markt bestehen zu können.“ Diese Tätigkeiten seien im bisherigen Personalschlüssel nicht berücksichtigt, so Fauth.
Man könnte sich zwar auf einige wenige Kunden zurückziehen und so den Aufwand reduzieren. „Wir wollen aber unseren Bauchladen erhalten“, betonte Uwe Heilmann. Denn eine Diversifizierung bei Produkten und Aufträgen sichere die Werkstätte auch gegen Krisen bei einzelnen Unternehmen ab. In allen neun Werkstätten der Landshuter Werkstätten GmbH an acht Standorten arbeiten fast 900 Menschen mit Beeinträchtigung. Und da die Werkstätten wirtschaftlich bestehen müssen, sei es vor allem das Ziel, diese Arbeitsplätze zu erhalten. Von 7.30 bis 16 Uhr, freitags bis 12 Uhr, sind die 60 Mitarbeiter in Dingolfing an ihrem Arbeitsplatz. „Während der Corona-bedingten Werkstattschließung im März und April 2020 standen viele vor der Tür und wollten unbedingt wieder rein und loslegen“, berichtet der Geschäftsführer.
„Die Werkstätten sind für die Menschen sehr wichtig, um eine Tagesstruktur zu haben und damit das Gefühl, ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft zu sein“, so der Bezirkstagspräsident. Monika Maier, die einige der Mitarbeiter auch persönlich kennt, ließ sich von ihnen erklären, welche Aufgaben sie gerade machen. Am Ende des Rundgangs bedankten sich beide Bezirkstagsvertreter bei den Verantwortlichen für ihren Einsatz zum Wohle all der Menschen mit Beeinträchtigung – sowohl in Dingolfing-Landau, als auch in den Landkreisen Landshut und Kelheim, wo die Lebenshilfe ebenso aktiv ist.
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