Trotz beachtlicher Zahl von Arzneimittel-Lieferengpässen : „Noch besteht kein Grund für uns Ältere“

„Die Situation im Arzneimittelbereich ist ernst, aber noch besteht kein Grund für uns Ältere, uns deswegen Sorgen um unsere Gesundheit zu machen“.

Dieses Resümee zog Edeltraud Nuhn, die stellvertretende Vorsitzende des Landshuter Seniorenbeirates, anlässlich des jüngsten Senioren-Stadtgesprächs über bestehende Lieferengpässe bei der Arzneimittelversorgung.

Der Vorsitzende des Seniorenbeirats, Franz Wölfl, war sehr erfreut, dass rund 50 überaus interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer seiner Einladung in das Café am Isartürl gefolgt waren. Als Referent konnte der Leiter der Apotheke des Klinikums Landshut, Pharmaziedirektor Dr. Mario Kager, gewonnen werden. In seinem über einstündigen Impulsvortrag stellte er unter anderem im Bereich der Nachahmerprodukte den Arzneimittelmarkt in Europa vor, da Generika sowohl im ambulanten als auch im stationären Sektor das Rückgrat der Gesundheitsversorgung darstellen. Von besonderer Bedeutung sei daher, dass aus Kostengründen rund 60 % aller Nachahmerprodukte aus China und Indien kämen. Diese Situation berge das Risiko von strategischen Abhängigkeiten und steigere die Gefahr von Lieferkettenunterbrechungen. Würden beispielsweise Qualitätsmängel festgestellt, stiegen die Risiken für Produktions- und Lieferverzögerungen und damit das Risiko für die bedarfsgerechte Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlichte beispielsweise im März 2023 für 440 Produkte Lieferengpässe, wovon 280 klinikrelevant seien.

Trotz dieser beachtlichen Zahl von Lieferengpässen bestünde allerdings kein Grund zur Panik. Lieferengpass bedeute nämlich nicht zwangsläufig, dass die Patienten nicht therapiert werden könnten. Lieferengpass sei nicht gleichbedeutend mit Versorgungsengpass. Die Versorgung in den Kliniken, allen voran in den Landshuter Kliniken, sei gut bis sehr gut. Im städtischen Klinikum betrage die Defektquote lediglich 0,18 %. Das heißt, von 190.000 Bestellungen im Jahr 2022 konnten lediglich 350 nicht erfüllt werden, was auf ein hervorragendes Beschaffungs- und Verwaltungsmanagement zurückzuführen sei.

In einer Nachlese stellte der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Franz Wölfl, fest, dass er großen Handlungsbedarf seitens der Politik sehe, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Zum einen sei eine Diversifizierung der Lieferketten für die Arzneimittelwirkstoffe unerlässlich. Zum anderen dürften die Apotheken nicht im Regen stehen gelassen werden. Das Lieferengpass-Management der Apotheken muss angemessen vergütet werden; eine Vergütung von 50 Cent pro Medikament, für das ein Lieferengpass bestehe, sei angesichts des entstehenden zusätzlichen Arbeitsaufwands lächerlich. Auch sei eine Flexibilisierung der für die Apotheken bestehenden Abgabevorschriften notwendig. Dadurch könnte vor allem älteren Menschen das mehrfache Aufsuchen zum Abholen des gegebenenfalls zu bestellenden Arzneimittels erspart werden, so Wölfl abschließend.

Bildbeschreibung von links:
Franz Wölfl, Vorsitzender und Herr Dr. Mario Kager
Foto:
Seniorenbeirat

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