Vorsitzender Jakob Oßner: „Völkerverständigung jetzt wichtiger denn je“
Landshut/Velden. Alle Cimbernfahrtteilnehmer ins Fersental waren sich einig, dass bei Kenntnis der Geschichte Europas und in einer hochentwickelten Zivilisation und dem Bildungsstand der Menschen eigentlich keine Kriege mehr stattfinden dürften. Der unsinnige Kriege in der Ukraine führt uns gerade vor Augen wie sich ein Brudervolk aus völlig unverständlichen Gründen und in unmenschlicher Art und Weise bekriegt. Hier waren sich Leo Toller der Leiter des sehenswerten Palaier (Palu) Dokumentationszentrum und Cimbernvorsitzender Jakob Oßner einig dass gerade die Kenntnis über die gemeinsamen Geschichte die Völker Europas zusammenführen sollte. Die vielen Gemeindepartnerschaften Oberitaliens mit den Bayrischen Gemeinden wie sie auch Palai/Fersental mit Laibach/Cham pflegt sind Keimzellen für das gemeinsame Haus Europas, erklärte Jakob Oßner .
Dokumentationszentren wie hier in Palai erfüllen den Bildungsauftrag voll umfänglich und Völkerverständigung ist jetzt wichtiger denn je, war man sich einig.
Bei strahlendem Sonnenschein brach die 30-köpfige Cimbern-Gruppe in Begleitung der beiden Sprach-und Geschichtswissenschaftler Prof. Dr. Anthony Rowley und Prof. Dr. Dr. Reinhard Heydenreuter von Velden aus auf um über Landshut, München auf der Brennerautobahn zunächst nach Innsbruck und dann von Trient und Pergine ins Fersental nach Palai zu gelangen. In Innsbruck konnte mit der österreichischen Sprachwissenschaftlerin Dr. Karin Heller im Volkskundemuseum bereits die Ausstellung über die Geschichte des Fersentales besucht werden. Karin Heller überreichte Jakob Oßner die 1500 zimbrischen Spruchweisheiten aus der Bibliothek des Ferdinandeums von Giuliano Vescovi die lange Zeit als unauffindbar galten. Weitere Stationen bei der 4-Tagesfahrt waren St. Orsola, Palai, Florutz, Persen und die beeindruckende Stadtführung in Trient.
Im Dokumentationszentrum erkärte dessen Leiter Leo Toller nicht nur die Fersentaler Sprache die vom „Bairischen“ her stammt, sondern auch die Geschichte des Fersentales. Infolge des demografischen Anstieges in Mitteleuropa ab dem 11. Jahrhundert gab es eine starke Zuwanderung aus den übervölkerten und damit ärmeren südgermanischen Regionen, überwiegend aus Bayern. Da die Talgebiete schon belegt waren, mussten sie in die höher gelegenen Lagen und diese auch vom Wald roden. Es gibt Dokumente über die Herkunft der Familien die sich in Persen, Oachlait, Garait und Vlarötz niederließen und sich zu einer Gemeinde zusammenschlossen, erklärte Leo Toller. Landwirtschaft war überwiegend vorhanden aber vor allem der Bergbau mit dem Abbau von Kupfer, Silber, Eisen, Blei und später Fluor lockte noch im 15. und 16. Jh. Bergleute und Unternehmer ins Fersental. Danach ab dem 18. Jh. war es in erster Linie der Wanderhandel der viele Bauern in den Wintermonaten in „Kramer“ verwandelte, die in weit entfernt gelegene Gebiete von Haus zu Haus zogen und Waren wie Glasmalerei, Stoffe und Kurzwaren feilboten. Sowohl bei der Hin- und Rückfahrt erklärten die Wissenschaftler Rowley und Heydenreuter ausführlich und fundiert im Bus Sprache und Geschichte der bayrischen Sprachinseln in Oberitalien. Die Besichtigung mit Führung auf der Burg Persen (Pergine) als Zentrum der Tiroler Grafen war ein Höhepunkt der Reise nicht zuletzt da hier im herzoglichen Rittersaal das vorbestellte Mittagsmahl bei köstlichem Tiroler Rotwein besonders mundete.