KULTURPREIS des BEZIRKS geht an das Jugendcafé ZWIESEL

Junge Erwachsene organisieren seit über 40 Jahren Konzerte – Kulturzentrum mit Strahlkraft über die Region hinaus

Zwiesel. Am Donnerstagabend wurde im Waldmuseum Zwiesel der Kulturpreis des Bezirks Niederbayern verliehen. Preisträger ist das Jugendcafé Zwiesel, das auch „Kaff“ genannt wird, und das seit über 40 Jahren ein ganz besonderer Ort der „Offenen Jugendarbeit“ ist. Jugendliche und junge Erwachsene organisieren hier monatlich mehrere Konzerte, sowohl mit Nachwuchsbands als auch mit internationalen Hochkarätern, die die kleine ostbayerische Bühne sehr schätzen und gerne wiederkommen. Über 1000 solcher Veranstaltungen wurden seit der Gründung 1984 hier schon auf die Beine gestellt, wofür sie bereits mit dem Bayerischen Rockpreis und dem Bundespreis „Applaus“ ausgezeichnet wurden.

„Der Kulturpreis des Bezirks Niederbayern ist hochverdient“, sagte Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl, der neben den Landtagsabgeordneten Toni Schuberl und Johann Müller auch Landrat Dr. Ronny Raith auch Zwiesels Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger begrüßen konnte. Als Vorsitzender des Jugend- und Kulturausschusses hob er hervor, dass der Bezirk bei seinem Kulturpreis, der bereits zum zehnten Mal verliehen wird, einen „weiten Kulturbegriff“ zugrunde lege.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich verglich in seiner Laudatio die Preisverleihung mit einem Konzertabend, dem ein langer Prozess in der Vorbereitung vorausgeht. All diese Vorarbeiten wie Kalkulation, Booking, Korrespondenz, Kochen, Werbung, Veranstaltungsplanung und -durchführung werden von den Jugendlichen selbst durchgeführt. Und doch machten die Konzerte nur rund 20 Prozent der Aktivitäten im Jugendcafé aus. Es werden auch gemeinsam Spiele gespielt, im Garten gearbeitet, Kunstprojekte erstellt oder am Lagerfeuer diskutiert. „All das ist Offene Jugendarbeit. An einem Ort, an dem man willkommen ist und keine Scheu haben muss, mal reinzuschauen“, so Heinrich. Wegen der hohen Dynamik in dieser Altersgruppe sei die Kontinuität in der Jugendarbeit das A und O. „Einen so lebendigen Betrieb wie hier in Zwiesel aufrechtzuerhalten, gelingt nur mit einer festen Fachkraft vor Ort.“ Mit Christian Schwarz habe man vor elf Jahren einen „Joker“ gezogen. Er sei Organisator, Freund und vertrauter Ansprechpartner gleichermaßen. Zudem würde im Kaff die Eigenverantwortung der jungen Menschen gefördert. Jede Generation gibt ihr Netzwerk zu Bands sowie das Wissen um Technik und Organisation an die Jüngeren weiter. Und viele Ehemalige haben das zu ihrem Beruf gemacht und planen heute Veranstaltungen in Wien oder München. „Dies unterstreicht, wie förderlich die Arbeit des Jugendcafes für die Musikförderung und Kultur weit über den Bayerischen Wald hinaus ist“, hob der Bezirkstagspräsident hervor.

Doch noch weit wertvoller als diese kulturelle Arbeit sei die Funktion für die Gesellschaft im Allgemeinen. In Zeiten von zunehmenden seelischen Belastungen von jungen Menschen, seien Orte der Gemeinschaft und des Austauschs noch wertvoller geworden.  „Hier werden junge Menschen auf ihrem Weg zum mündigen Erwachsenen begleitet. Das ist wertvoll für unsere Gesellschaft, für unsere Demokratie und für unsere Kultur. Das Jugendcafé war 1984 schon etwas Besonderes, aber 2025 ist es sprichwörtlich unbezahlbar!“ Für die Zukunft des ländlichen Raums sei es von großer Bedeutung, ob junge Menschen die Erfahrung machten, mitgestalten zu dürfen. Es gehe um Selbstwirksamkeit. „Wir brauchen wieder eine Generation, die anpackt, die Neues ausprobieren will und mutig ist.“

So wie eine erfolgreiche Band aber mehr als nur einen Front-Man brauche, so braucht es auch beim Jugendcafé Wegbegleiter und Unterstützer – allen voran die Stadt Zwiesel und den Förderverein Offene Jugendarbeit als Träger der Einrichtung. Ihnen allen gratulierte Olaf Heinrich zu dieser einzigartigen Einrichtung. „Zwiesel und die gesamte Region kann stolz sein auf sein Kaff!“, schloss Heinrich unter dem Applaus vieler junger „Kaffler“, die zur Preisverleihung ins Waldmuseum gekommen waren.

Der Leiter Christian Schwarz hob in seiner Danksagung hervor, dass sich die Jugendlichen selbst diesen Preis, der mit 6000 Euro dotiert ist, hart erarbeitet hätten. „Sie sind es, die Kultur für junge Leute in der Region machen und später auch das kulturelle Leben in den Ballungszentren bereichern. Ihr Engagement der letzten 40 Jahre wird mit dieser Auszeichnung belohnt“, so Schwarz. Musikalisch bereichert wurde der Abend von der Band „Fourcitycolony“, die – wie sollte es anders sein – natürlich aus vier „Kafflern“ besteht, so dass die Preisverleihung im Waldmuseum Zwiesel sehr beschwingt ausklang.

Bildunterschrift: Dr. Olaf Heinrich (l.) und Dr. Thomas Pröckl (r.) überreichten den Kulturpreis des Bezirks Niederbayern an Christian Schwarz, den Leiter des Jugendcafé Zwiesel.

Vor der Preisverleihung wurde das Kaff besichtigt (v.l.) Dr. Thomas Pröckl, Dr. Olaf Heinrich, Kreisrätin Dr. Elisabeth Zettner, Landrat Dr. Ronny Raith, Bürgermeister Karl-Heinz Eppinger und Sozialpädagoge Christian Schwarz.

Fotos: Manuela Lang, Bezirk Niederbayern

 

weitere Beiträge