„Die VOLKSHOCHSCHULE war ihr WERK“ – GEDENKTAFEL für Dr. Hildegard van STRAELEN

Würdigung einer Pionierin der Erwachsenenbildung in Landshut

Feierliche Enthüllung der Gedenktafel an Dr. Hildegard van Straelen, der Mitbegründerin der Landshuter Volkshochschule nach dem Zweiten Weltkrieg (Leiterin bis 1973) am Dienstag, 24.06.2025 im Foyer der vhs Landshut Ländgasse 41.

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollte laut den Plänen der Alliierten – angesichts der politischen, gesellschaftlichen und vor allem menschlichen Katastrophe der NS-Herrschaft – neben der Wiederherstellung einer öffentlichen Ordnung vor allem die „geistige Umerziehung“ (Reeducation) eine zentrale Rolle spielen. Ergänzend zur Entnazifizierung war dies ein grundlegender Schritt zur demokratischen Erneuerung, insbesondere in den westlichen Besatzungszonen.

In diesem Kontext ist auch die Neugründung der Volkshochschulen zu sehen. In Landshut war es Dr. phil. Hildegard van Straelen (1907–1983), die diese Aufgabe übernahm. Die gebürtige Berlinerin, Protestantin und geschiedene Frau musste auf ihrem Weg manche Hürde überwinden. 1946 wurde sie von der amerikanischen Militärregierung zur „Obertreuhänderin für kulturelles Eigentum“ in Niederbayern und der Oberpfalz ernannt. Bereits am 7. Februar 1947 – noch vor der Währungsreform – gründete sie die Volkshochschule Landshut und leitete sie bis 1973. Für ihr Engagement wurde ihr 1970 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Die nun enthüllte Gedenktafel geht auf eine Initiative des Frauenplenums des Landshuter Stadtrats zurück. Die Stadträtinnen Hedwig Borgmann, Iris Haas, Sigi Hagl, Anja König, Elke März-Granda, Elke Rümmelein, Kirstin Sauter, Patricia Steinberger und Gabriele Sultanow stellten am 16. Mai 2022 einen entsprechenden Antrag.

Dank eines Entwurfs von Alexander Langkals M.A., Mitarbeiter des Landshuter Stadtarchivs, konnte der Antrag nun umgesetzt werden. Der Festakt zur Enthüllung der Gedenktafel fand im Foyer der vhs Landshut im kleinen Rahmen statt.

Stadträtin Patricia Steinberger in Vertretung des Herrn Oberbürgermeister Alexander Putz, begrüßte ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Landshuter Stadtrat sowie die anwesenden Gäste sehr herzlich zur Enthüllung der Gedenktafel in Erinnerung an Frau Hildegard van Straelen.

Patricia Steinberger in ihrer Laudatio:

„Die Volkshochschule war ihr Werk“, so lautet die Überschrift in der Landshuter Zeitung zu ihrem Nachruf am 24.08.1983. Dieses Werk, ihr Werk, möchten wir heute mit dieser Gedenktafel nochmals besonders ehren und einen Platz der Erinnerung schaffen.

Hildegard van Straelen steht für den Neubeginn in Gesellschaft, Politik und Kultur in Landshut nach dem zweiten Weltkrieg. Mit recht kann man sie als Pionierin der Kulturarbeit und der Erwachsenenbildung bezeichnen.

Frau van Straelen wurde in Berlin geboren, erlebte dort ihre Kindheit und machte ihr Abitur; studierte Kunstgeschichte und promovierte mit „summa cum laude“ im Jahr 1931 über die Florentiner Glasmalerei des 14. und 15. Jahrhunderts, heiratet den Rechtsanwalt Heinrich van Straelen, mit dem sie eine Tochter (Beatrix) hatte.

Bis zum Beginn der schweren Bombenangriffe lebte die Familie in Berlin, nach dem sie wie viele andere Tausende Hab und Gut und Zuhause verloren hatte, begab sich Hildegard van Straelen mit ihrer Tochter auf die Flucht. Nach vielen Stationen kam sie in den letzten Kriegswochen in Postau bei Landshut an, wo sie auch das Kriegsende am 8. Mai 1945 erlebte. 1946 wurde sie von der amerikanischen Militärregierung zur Obertreuhänderin für kulturelles Eigentum im Regierungsbezirk Niederbayern/Oberpfalz benannt.

Noch vor der Währungsreform gründete Hildegard van Straelen die Volkshochschule, deren Sitz in einem kleinen Zimmer der Residenz war. Die Eröffnungsveranstaltung am 7. Februar 1947 im überfüllten Rathausprunksaal zeigte wie groß der Bildungshunger war.

Aber es war ein harter Kampf:

Das zähe Ringen um Akzeptanz und vor allem die finanziellen Mittel. Auch wurde ihr mit vielen Vorurteilen begegnet, war sie doch geschieden, eine Norddeutsche, Protestantin, Akademikerin und eine Frau. Hildegard van Straelen war eine starke Frau mit Phantasie, Energie und Zielstrebigkeit, die alle Anfeindungen und Rückschläge mit Stehvermögen, Gelassenheit und Humor überstand, so wird im Buch „Frauen im Licht, Frauen im Schatten“ über sie berichtet.

Für Ihre Leistungen wurde Hildegard van Straelen im Jahr 1971 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bis Ende August 1973 war sie als Leiterin der VHS tätig.

Wir sind heute sehr dankbar, dass Hildegard van Straelen nie aufgegeben hat und damit die Erfolgsgeschichte der Volkshochschule maßgeblich mitgeschrieben hat.

Es war eigentlich selbstverständlich, dass dieser Antrag aus dem Frauenplenum kommt.

Eingebracht wurde er von Frau Edith Schmidbauer, das Plenum im Jahr 2022 hat in einstimmig angenommen und von den Stadträtinnen:

  • Hedwig Borgmann
  • Iris Haas
  • Anja König
  • Elke März-Grand
  • Elke Rümmelein
  • Kirstin Sauter
  • Gaby Sultanow
  • und mir wurde er anschließend in den Stadtrat – in den Bildungs- und Kultursenat eingebracht, in dem er ebenso 100 Prozent Zustimmung fand.

Es ist uns/mir eine große Ehre heute die Tafel zur Erinnerung an Frau Dr. phil. Hildegard van Straelen zu enthüllen.

Fotos: h.j.lodermeier

 

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