Bayern richtet Landesknotenpunkt für nationales Drogenmonitoring- und Frühwarnsystem NEWS ein
In Deutschland wächst die Gefahr durch neue synthetische Drogen wie Fentanyl und Nitazene. Darauf hat Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach am Sonntag hingewiesen. Die Ministerin betonte: „Wir beobachten aktuell eine Zunahme von synthetischen Drogen mit immer höherer Wirksamkeit auf dem Markt. Konsumenten wissen häufig nicht, dass ihre Drogen hochwirksame synthetische Stoffe enthalten. Diese gefährlichen Substanzen werden einfach beigemengt. Im schlimmsten Fall droht eine Überdosierung mit tödlichem Ausgang.“
Gerlach fügte hinzu: „Bayern richtet deshalb jetzt einen Landesknotenpunkt für das nationale Drogenmonitoring- und Frühwarnsystem ‚NEWS – National Early Warning System‘ ein. Dieses System kann Neuentwicklungen im Bereich psychoaktiver Substanzen frühzeitig erkennen und durch Warnmeldungen rasch an die relevanten Zielgruppen übermitteln. Das Projekt berücksichtigt Informationen aus Befragungen von Fachleuten und Konsumierenden sowie der Analyse von User-Foren, toxikologischen Laboren und einer Vielzahl weiterer Quellen.“
Gerlach erläuterte: „Bayerns Landesknotenpunkt befindet sich aktuell im Aufbau und wird bei der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS) angesiedelt sein, die wir bereits seit vielen Jahren fördern. Zentral ist dabei eine Vernetzung insbesondere mit Einrichtungen, die routinemäßig Drogentests durchführen. So können wir schnellstmöglich auf neue Entwicklungen reagieren und Konsumierende vor Verunreinigungen warnen – aber auch vor Substanzen mit erhöhtem Wirkstoffgehalt. Das kann Leben retten.“
Dr. Beate Erbas, Geschäftsführerin der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen, erklärte: „Mit dem Landesknotenpunkt soll ein bayernweites Netzwerk relevanter Akteurinnen und Akteure aufgebaut und gepflegt werden. Dadurch, dass die BAS über langjährig etablierte Netzwerke, bewährte Kommunikationswege sowie fachlich-institutionelle Expertise im Bereich der Suchtprävention und Suchthilfe verfügt, kann der Landesknotenpunkt in bestehende Strukturen eingebettet werden und zügig seine Tätigkeit aufnehmen.“
Sonia Nunes vom Landes-Caritasverband Bayern und Projektkoordinatorin von Mindzone fügte hinzu: „Durch die Vernetzung mit unserem szenenahen Präventionsprojekt Mindzone können Warnmeldungen gezielt in der Party-Szene verbreitet werden.“ Laut Mindzone ist aktuell insbesondere bei online oder illegal bezogenen Medikamenten Vorsicht geboten, da diese synthetische Opioide enthalten können.
Das Präventionsprojekt Mindzone, das durch seine Peer-Arbeit zur bayernweiten Aufklärung rund um den Drogenkonsum in der Partyszene bekannt ist, wird vom bayerischen Gesundheitsministerium mit rund 320.000 Euro jährlich gefördert.
Gerlach betonte: „Bayern hat bereits ein umfassendes Hilfe- und Unterstützungsangebot mit einer Vielzahl an niedrigschwelligen Maßnahmen und Einrichtungen geschaffen, um Todesfälle in Folge des Konsums illegaler Drogen zu verhindern. Ein Beispiel sind etwa die flächendeckend verfügbaren Naloxon-Notfallschulungen. Der Wirkstoff Naloxon hebt die Opioid-Wirkung teilweise oder ganz auf und kann bei Überdosierungen von Opioiden lebensrettend eingesetzt werden.“
Die Ministerin ergänzte: „Zudem fördern wir die Streetwork-Arbeit, bei der geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv auf junge Leute zugehen und ihnen Beratungen bei Suchtproblemen anbieten. Diesen Ansatz haben wir auch auf die digitale Ebene übertragen und bieten seit 2023 Streetwork über das Internet an.“
Foto: © Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention