Was bewirkt die EU-Förderung im ländlichen Raum?
Projektbesichtigungen am 08.06. in Vilsbiburg und Baierbach
Der im Herbst 2014 gegründete Verein Lokale Aktionsgruppe (LAG) Landkreis Landshut e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die nachhaltige Regionalentwicklung im Landkreis Landshut voranzutreiben. Neben der konzeptionellen Arbeit, also der Erarbeitung von zwei Lokalen Entwicklungsstrategien, bringen die Vereinsmitglieder die Menschen in der Region zusammen, entwickeln gemeinsam Projekte und stellen diese dem LAG-Entscheidungsgremium vor. Nach der Bewilligung kann mit der Umsetzung begonnen werden.
In den vergangenen rund zehn Jahren hat das Gremium rund 70 Projekte ausgewählt, die in der Region Landshut von der EU-Förderung aus dem Programm LEADER für die Ländlichen Räume Europas mit einer Fördersumme von rund 2,5 Mio. Euro profitiert haben. Dabei handelt es sich um Einzelprojekte im Landkreis Landshut, Kooperationsprojekte mit anderen Lokalen Aktionsgruppen oder die so genannten Kleinprojekte zur Unterstützung des Bürgerengagements.
Der Europatag am 8. Mai ist eine gute Gelegenheit, auf die zehnjährige Arbeit der LAG zurück zu blicken und eine Auswahl der zahlreichen Förderprojekte vorzustellen. Einen Tag vor der Europawahl lädt die LAG ein, Projekte in Vilsbiburg und Baierbach zu besichtigen.
Projekte der Förderperiode 2014-2022
Regionale Wertschöpfung
Eine Auswahl der LEADER-geförderten Projekte, die zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung beitragen, sind z.B. die Potentialanalyse Direktvermarktung im Landkreis Landshut, die Backwerkstatt mit Seminarraum der Bäckerei Mareis in Vilsbiburg, die Inklusions- und Schaukäserei Höhenberg und die Einrichtung einer Schaubrauerei mit Klosterbräustüberl in Furth. Neben der Weiterverarbeitung von regionalen Produkten ist, ist der LAG bei der Förderung der regionalen Wertschöpfung der ökologische Ansatz wichtig, so wird in Höhenberg Bio-Käse und in Furth Bio-Bier hergestellt.
Klima- und Umweltschutz
Zur Bewusstseinsbildung für Umwelt- und Klimaschutzthemen wurde u.a. das Wissenszentrum WasserWertSchätzen in Pattendorf gefördert. Hier erfahren die Besucher in einer modernen Ausstellung alles rund um die Trinkwasserversorgung und den Grundwasserschutz und auch wie jeder selbst ein Stück dazu beitragen kann.
Um den Umstieg vom Auto aufs Rad zu erleichtern, wurden in einem niederbayernweiten Kooperationsprojekt die touristischen Radrouten – die häufig entlang der Flüsse verlaufen – einheitlich beschildert (standardisierte wegweisende Beschilderung). Mit steigender Beliebtheit von eBikes wurde auch das tertiäre Hügelland für Radler attraktiv. So entwickelten die Akteure die neue Niederbayern Tour sowie dazu mehrere kürzere Erlebnisradrunden. Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage des Bayerischen Thermenlandes (Radfahren (bayerisches–thermenland.de)).
Der Erhalt der Artenvielfalt ist bei allen Projekten wichtig. So wurden Heckenpflanzen und die Anlage artenreicher kommunaler Grünflächen bezuschusst. Im barrierefreien Schaukräutergarten am ehemaligen Maristenkloster in Furth erhalten die Besucher Einblick in die Welt der (Heil-)Kräuter. Auch in das Landschaftspflege-Projekt „Oxen in der Ochsenau“ war die LAG eingebunden.
Soziales
Neben der Ökonomie und der Ökologie spielt bei der nachhaltigen Regionalentwicklung auch das Soziale eine Rolle. So konnte die Demenzarbeit im Landkreis Landshut professionalisiert und zahlreiche Jugendplätze wie Skateplätze, Bikeparks oder Pumptracks gebaut werden. Auch einige Dorfgemeinschaftsräume wurden mit Hilfe der LEADER-Förderung eingerichtet. Dies insbesondere in den Orten, in denen das letzte Wirtshaus bereits seine Pforten geschlossen hat.
Als weitere neue Treffpunkte wurden sechs fitalPARCOURS im Landkreis Landshut gefördert, die Teil des niederbayernweiten LEADER-Kooperationsprojekts „Bewegtes Niederbayern“ sind. Die PEAK7 – Boulderhalle in Ergolding konnte ebenfalls von der EU-Förderung profitieren.
Die Barrierefreiheit ist bei den LEADER-Projekten besonders wichtig, da sich die Region Landshut bereits heute schon auf eine älter werdende Gesellschaft einstellt und Inklusive Region werden will. So wurden u.a. im Freibad Obersüßbach ein Lifter eingebaut, die Ausstellungen und Museen – soweit möglich – barrierefrei geplant und im Schaukräutergarten die Beschilderung mit Brailleschrift ergänzt. Das neu geschaffene barrierefreie Freizeitangebot ist auf der Homepage der Inklusiven Region Landshut zu finden.
Neue Museen und Kulturerlebniswege
Zur Stärkung der Kultur, insbesondere der Kulturvermittlung, erarbeiteten die Akteure im Netzwerk Archäologie ein eigenes Entwicklungskonzept mit dem Titel „Drei Täler –
7.000 Jahre“. Auch bei der Umsetzung des Konzepts half die EU-Förderung. So konnte eine Stelle am Landratsamt Landshut geschaffen und mehrere Museen gefördert werden. Fertig gestellt wurde als Erstes das Museum Vinum Celticum in Bruckberg. Aktuell entsteht in Wörth an der Isar eine neue Dauerausstellung im Rathaus und in Ergoldsbach das neue Goldbachmuseum. Die „TimeTrails – Pfade durch die Zeit im
Isar-, Vils- und Labertal“ sollen die einzelnen Museen und Sehenswürdigkeiten miteinander verbinden. Die ersten Rad- und Wanderrouten sind inzwischen im Bereich Bruckberg, Altdorf und Furth konzipiert und eröffnet, weitere sollen folgen.
Informationen hierzu findet man auf der Homepage TimeTrails Landshut (Startseite –Time Trails – Pfade durch die Zeit im Isar–, Vils– und Laabertal (timetrails–landshut.de)).
Kleinprojekte zur Unterstützung Bürgerengagement
Besonders beliebt ist die Fördermöglichkeit von Kleinprojekten zur Unterstützung des Bürgerengagements. Hier konnten bereits rund 40 Maßnahmen bezuschusst werden, u. a. der Nachbau eines Keltenhauses in Bruckberg, der Bau von Boule-Bahnen in Baierbach und Pfettrach, Veranstaltungen und Fortbildungen des Hospizvereins und der Mitmachinitiative Silicon Vilstal, Wandertafeln des Bayerischen Wald-Vereins Sektion Landshut oder auch die Beschilderung des Georg Brenninger-Weges in Velden, ein Projekt des Vereins Aktive Bürger.
Förderperiode 2023-2027
In der neuen Förderperiode hat das LAG-Entscheidungsgremium in bisher drei Sitzungen die folgenden Projekte ausgewählt: Errichtung einer Parkour-Trainingsanlage in Ergolding, Inklusive Erwachsenenbildung an der vhs Landshuter Land, Entwicklungskonzept Ganslberg, Boulderanlage in Velden, Errichtung eines Boulderwürfels im Ortszentrum Bruckberg, Ausstattung und Außenanlage Begegnungsstätte Haus der Vereine in Buch am Erlbach, Vereinsheim Bruckberg, Inwertsetzung der Schulküche der Mittelschule Furth und Klimawandelangepasste Tennisplätze und Inklusion im Tennis Auch ein erstes Kooperationsprojekt konnte bereits ausgewählt werden: Das digitale Hallertau Erlebnis.
Von den 1.961.000 Euro Förderbudget stehen aktuell noch rund 800.000 Euro zur Förderung von Projekten zur Verfügung. Aktuell läuft der Aufruf zur Einreichung von Projektbeschreibungen für die Sitzung am 15.07.2024. An einer Förderung interessierte Personen, Kommunen, Vereine oder Unternehmen werden gebeten, vor Einreichung der Projektbeschreibung mit der LAG-Geschäftsstelle Kontakt aufzunehmen. Projekte, die gemeinsam im Sinne der Lokalen Entwicklungsstrategie 2023-2027 entwickelt werden, haben eher Aussicht auf Erfolg in den Projektauswahl-Runden als ohne die kostenlose Beratung durch das LAG-Management.
Projektbesichtigungen am 08.06.
Anlässlich der diesjährigen Europawahl sind Interessierte eingeladen am Samstag, 08. Juni 2024 einzelne Projekte in Vilsbiburg und Baierbach zu besichtigen. Los geht’s um 10.00 Uhr in der Bäckerei Mareis am Kreisel in Vilsbiburg. Über LEADER gefördert wurde die Backwerkstatt und der Freiraum, also Räume für Gruppen, die das Bäcker- und Konditorhandwerk erlernen bzw. sich darin weiterbilden. Beide Räume stehen aber auch andere Gruppen zur Verfügung z.B. für Seminare oder Feiern.
Um 11.00 Uhr steht eine Führung am Multifunktionsplatz für Jugendliche in Vilsbiburg auf dem Programm. Den Impuls für die Projektentwicklung haben die Jugendlichen gegeben, die auch während der weiteren Planung eingebunden waren.
Dritte Station ist die Gemeinde Baierbach. Hier empfängt um 12.30 Uhr Bürgermeisterin Luise Hausberger die Exkursionsteilnehmer am Wiesmerhaus. Nach der Führung durch das Gebäude und die Außenanlagen wartet eine Brotzeit mit regionalen und Bio-Lebensmitteln von LEADER-geförderten Projekten zur Stärkung. Neben Brezn und Semmeln der Bäckerei Mareis, gibt es Demeter-Käse sowie Apfelsaft von der Lebensgemeinschaft Höhenberg und Naturland-Bier von der Further Klosterbrauerei. Bei schönem Wetter kann die Tour gemütlich auf der Boulebahn (LEADER-Kleinprojekt zur Unterstützung Bürgerengagement) ausklingen.
Die Teilnahme an allen Stationen ist kostenfrei. Es können auch einzelne Stationen besucht werden. Der Transfer erfolgt in eigenen Autos (bzw. Fahrgemeinschaften). Zur besseren Planung ist eine Anmeldung bis zum 04. Juni 2024 erforderlich unter leader@landkreis-landshut.de
Weitere Infos zur Arbeit der LAG und der Projektbesichtigungstour unter https://www.region.landshut.de/leader/
Fotos:
Karoline Bartha, LAG-Geschäftsstelle