Gymnasialschüler beschäftigten sich in Workshops mit dem Thema Erinnerungskultur – Ergebnisse werden im nächsten Bildungs- und Kultursenat vorgestellt
Wie geht man mit jemanden um, der nach seiner überzeugten NS-Schreibtischtäterschaft nach 1945 für eine demokratische Kultur eingetreten ist? Was macht man mit dessen Spuren im öffentlichen Raum, wie verfährt man beispielsweise mit einer Straßenbenennung? Mit diesen Fragen haben sich die elften Jahrgangsstufen des Hans-Carossa-Gymnasiums, des Gymnasiums der Schulstiftung Seligenthal und des Gymnasiums Ergolding am Montag in einem Workshop im Salzstadel beschäftigt. Wie wertvoll das Engagement der Jugendlichen ist, betonte auch Oberbürgermeister Alexander Putz: „Gerade heute ist es ganz wichtig, dass sich junge Menschen mit der Vergangenheit beschäftigen, damit wir uns in der Gegenwart so verhalten, dass wir die Zukunft gemeinsam positiv gestalten können und nicht in eine Richtung weitermarschieren, in der unsere Gesellschaft zunehmend gespalten wird.“
Der Dr.-Franz-Lippert-Weg ist ein schmaler Weg zwischen der Sigmund-Schwarz- und der Gestütstraße. Die Benennung erfolgte im Jahr 1988. Seitdem hat sich aber herausgestellt, das Dr. Lippert nicht nur ein verdienter Bürger der Stadt Landshut war, sondern vor 1945 auch ein überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus. In drei Modulen beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Biografie Lipperts, seiner Entnazifizierung und seiner politischen Karriere nach 1945. Dabei ging es nicht nur darum, den informativen Vorträgen von Dr. Berhard Gotto vom Institut für Zeitgeschichte München zu lauschen. Vielmehr mussten die Schüler auf deren Grundlage zu verschiedenen Fragen Stellung nehmen, etwa zum Weltbild Lipperts oder dem Entnazifizierungsprozess. Im letzten Schritt galt es, Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Wie soll man als Stadt mit solchen Fällen umgehen? Reicht es, die Ehrenbürgerschaft abzuerkennen und die Straßenschilder abzuschrauben? „Nein, hier geht es um einen ganz anderen Ansatz, der sehr begrüßenswert ist“, betonte der Oberbürgermeister. Es gehe darum, den Fall Lippert als exemplarisch anzusehen, wie in Zukunft mit ähnlichen Fällen umgegangen werden soll. „Wir freuen uns, dass wir von ihrer Arbeit auch Handlungsempfehlungen für die Stadt bekommen. Wir werden uns intensiv mit den Vorschlägen beschäftigen. Es ist ein tolles Projekt über das ich mich sehr freue.“ Putz dankte nicht nur dem Ideengeber und Organisator Benedikt Schramm, dem Leiter der Abteilung Kultur der Stadt Landshut, und Dr. Gotto, sondern auch dem Stadtrat, der sich im Bildungs- und Kultursenat einstimmig für dieses Projekt ausgesprochen hatte.
Die von den Schülern erstellten Vorschläge werden in der nächsten Sitzung des Bildungs- und Kultursenats dem Stadtrat vorgestellt.
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Stadt Landshut
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Organisator Benedikt Schramm (links), Leiter der Abteilung Kultur der Stadt Landshut, und Dr. Berhard Gotto vom Institut für Zeitgeschichte München führten die Schülerinnen und Schüler in das Thema ein.
Oberbürgermeister Alexander Putz betonte, wie wichtig die Arbeit der Schüler ist.
In Gruppen bearbeiteten die Schüler die Fragestellungen und entwickelten Antwortvorschläge.
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