Durch die fortschreitende Alterung der Bevölkerung nimmt die Zahl pflegebedürftiger Menschen weiter zu.
Aktuelle Berechnungen des Statistischen Bundesamtes belegen: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird nach neuesten Prognosen bis zum Jahr 2055 um ein Drittel von rund 5 auf 6,8 Millionen Personen in Deutschland ansteigen. Bayern müsste dabei sogar mit einem Plus von 56 Prozent rechnen. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrätin Monika Maier haben dies zum Anlass genommen, um sich im Rahmen der Besichtigung des BRK Seniorenwohn- und Pflegeheimes Geisenhausen über die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Altenpflege zu informieren.
BRK-Bezirksvorsitzender Hans Rampf und Heimleiter Stephan Kronzucker stellten den Bezirksvertretern dabei die Einrichtung anschaulich vor und gaben wertvolle Einblicke in die Praxis.
Beim Rundgang durch das dreistöckige, moderne Haus konnten Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrätin Monika Maier erkennen, dass die hohe Qualität der Versorgung der Heimbewohner im Mittelpunkt steht. Das Bestreben, den Bewohnern eine möglichst angenehme Lebensqualität zu schaffen, war auf allen Stationen spürbar. Dabei wird nach Aussage von Heimleiter Kronzucker immer versucht, die Bedürfnisse und den Lebensrhythmus der Bewohner zu berücksichtigen. Attraktive bauliche Rahmenbedingungen wie helle Wohn- und Speisebereiche, aber auch der schöne Außenbereich mit Sinnesgarten und Sonnenterrasse tragen dazu bei, dass sich die Bewohner wohlfühlen. Mit der Errichtung einer Cafeteria soll die Attraktivität des Hauses weiter gesteigert werden und die gute Etablierung der Einrichtung in der Marktgemeinde gefestigt werden.
Bei der zahnärztlichen Versorgung der Bewohner verfolgt das Haus Geisenhausen einen besonders innovativen Ansatz mit Mehrwert für die Bewohner. So ermöglicht das Haus im Rahmen einer Kooperation als erste Einrichtung des BRK-Bezirksverbandes den Pflegebedürftigen über die temporäre Bereitstellung von zwei Containern auf dem Gelände, alle erforderlichen Leistungen der Mundgesundheit in Anspruch zu nehmen.
Im weiteren Gesprächsverlauf kamen aber auch die besonderen Problemstellungen der Einrichtung zur Sprache. Mit derzeit 84 Beschäftigten kann keine Vollbelegung des Hauses erfolgen, weil hierfür schlicht das erforderliche Personal fehlt. Dies führt letztlich dazu, dass es eine Warteliste für die Aufnahme in die Einrichtung gibt. Zudem belasten kräftige Kostensteigerungen die Einrichtung. Die BRK-Vertreter merkten ferner kritisch an, dass der Aufwand für Dokumentationsarbeiten stetig zunimmt und weniger Raum für die Arbeit am Menschen lässt.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: „Die geschilderten Probleme zeigen sich nicht nur vor Ort, sondern flächendeckend in ganz Deutschland. Wir stehen in den nächsten Jahren vor einer pflegerischen Unterversorgung. Es braucht jetzt mutige Entscheidungen der Politik, um die richtigen Weichenstellungen auf den Weg zu bringen. Ein Weiter so wird nicht funktionieren.“
Der Personalmangel, auch im Bereich der Hilfskräfte, stellt dabei das zentrale Problem dar. Heimleiter Kronzucker warb eindringlich dafür, einen Beruf in der Altenpflege zu ergreifen.
Der Pflegeberuf wird nach seinem Dafürhalten oftmals zu Unrecht – gerade auch in Bezug auf den Verdienst – als unattraktiv wahrgenommen. Vielmehr sei das Arbeitsfeld aber vielseitig und erfüllend, zudem erfolge eine faire Bezahlung.
„Der heutige Besuch zeigt uns, mit welch großer Empathie in der Altenpflege gearbeitet wird. Wir schulden den in der Pflege Tätigen mehr gesellschaftliche Anerkennung“, so Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer darüber, dass es kein Patentrezept zur Lösung der Probleme gibt, es aber gilt, bei konkreten Verbesserungen keinem Denkverbot zu unterliegen.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: „Auch unbequeme Entscheidungen zu Qualifizierungs- oder Qualitätsstandards dürfen kein Tabu sein, wenn es beispielsweise darum geht, Pflegekräfte zu entlasten und dennoch einen Beitrag zu einer qualitätsvollen Pflege zu leisten.“
Angesichts der steigenden Heimkosten ist aber auch eine Anpassung der Leistungen der Pflegeversicherung vonnöten, damit nicht weitere Versorgungslücken entstehen. „Wir nehmen heute hilfreiche Erkenntnisse mit, wofür ich den Herren Rampf und Kronzucker ausdrücklich danke. Soweit es der bezirklichen Zuständigkeit obliegt, werde ich mich mit Nachdruck für zielgerichtete Lösungen einsetzen. Ich will mich aber auch dahingehend einbringen, dass sich die übergeordneten Entscheidungsebenen und Fachkreise den geschilderten Problemen annehmen und diesen nachhaltig entgegenwirken. Andernfalls wird es für Pflegebedürftige und deren Familien zunehmend schwerer, eine adäquate Versorgung zu finden“, so das Fazit des Bezirkstagspräsidenten Dr. Olaf Heinrich zum Besuch.
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