Nachhaltige PRODUKTION und INNOVATIONEN im FOKUS

Bayerns Staatsministerin Scharf besichtigt Leipfinger-Bader

Vatersdorf, 26. September 2023 – Gemeinsam mit dem Erdinger Kreisrat und Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger und Yves Knoll, Geschäftsführer Bayerischer Ziegelindustrie-Verband e. V.  besuchte die Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Ulrike Scharf, MdL, den Leipfinger-Bader Hauptsitz in Vatersdorf.

Im Mittelpunkt des intensiven und kritischen Austauschs mit Inhaber Thomas Bader standen die aktuell fatalen Entwicklungen im Bereich der Wirtschaft insbesondere in der Bauwirtschaft, die von Rückgängen von mehr als 40 % betroffen ist. „Das in fünfter Generation geführte Familienunternehmen sieht sich erstmals in der Firmengeschichte von politischen Rahmenbedingungen betroffen, die geradezu zerstörerisch auf die Wirtschaft wirken“, so Thomas Bader, „und vernichtende Auswirkungen nicht nur in der Baubranche haben“. Zum ersten Mal in den Firmengeschichte sieht man sich gezwungen Kurzarbeit einzuführen und die Produktion ab November in vier von fünf Werken auf Stillstand zurückzuführen. „Die Baustoffhersteller stehen am Anfang der Wertschöpfungskette Bau“, so Thomas Bader, „ihre Arbeit ist entscheidend für die Qualität und Nachhaltigkeit von Bauprojekten. Wir brauchen dringend die Unterstützung der Politik, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für unsere Branche zu verbessern und den Wohnungsbau anzukurbeln. Die Baustoffhersteller sind bereit, in innovative Technologien zu investieren, um einen Beitrag zur Energiewende und zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu leisten.“ Herr Knoll betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Instruments der Kurzarbeit für die Ziegelindustrie. „Wir brauchen hier dringend die Unterstützung der Arbeitsagenturen. Sonst gehen Arbeitsplätze dauerhaft verloren.“ Die Staatsministerin betonte, dass Kurzarbeit wichtig sei, um die Baubranche durch die Krise zu führen und in Zukunft den dringend benötigten Wohnraum schaffen zu können. „Kurzarbeit ist ein wichtiges Instrument, das wir dort nutzen müssen, wo es notwendig ist.“

Thomas Bader betonte wie massiv die Auswirkungen der Verunsicherung im Bereich Haus- und Wohnungsbau. Der Einbruch der Baukonjunktur werde sich im Laufe des Jahres auch auf die Folgegewerke auswirken und bald auf andere Wirtschaftsbereiche übergreifen. Die Folgen in der Region seien unkalkulierbar, wenn die Politik nicht endlich gegensteuere. Hier sei auch die Ministerin in der Verantwortung da wirtschaftliche Einbrüche immer immense Einschnitte und Belastung im Sozialen zur Folge haben. Die Ministerin sei hier in der Pflicht, denn die Folgen der Wohnungsnot seien bereits in der Gesellschaft zu spüren und eine schwache Wirtschaft bedeute Kürzungen im sozialen Bereich.

Während einer Betriebs- und Produktionsführung konnte sich die Ministerin in Vatersdorf, stellvertretend für alle vier Standorte, über die innovative und nachhaltige Fertigung informieren. Der Ton und Lehm aus den Werksnahen Gruben wird oberflächennah und schonend abgebaut. Nach dem Abbau werden die Gruben rekultiviert und damit der Natur als Biotop oder landwirtschaftlich nutzbare Fläche zurückgegeben. Häufig sind die der Natur zurückgegebenen Flächen nach Beendigung des Tonabbaus sogar ökologisch wertvoller als vorher.Am Standort Vatersdorf kommen zwei Drittel des heimischen Rohstoffs kommen aus dem Landkreis Erding. Das Unternehmen denkt auch hier nachhaltig und hat Genehmigungen erwirkt, um Aushub aus Baustellen als Rohstoff annehmen zu dürfen.  Der Aushub wird so in den Produktionsprozess integriert, anstatt ihn zu deponieren. Das schont Ressourcen.

Gerade erst wurde Leipfinger-Bader mit dem Ressourceneffizienzpreis des bayerischen Umweltministeriums ausgezeichnet, dennoch konzentrieren sich Fördermaßnahmen und politischen Statements fast ausschließlich auf Holz. „Wichtig ist“, so Herr Knoll vom Ziegelverband, „dass wir nicht den einen Baustoff gegen den anderen ausspielen, sondern materialoffen in die Nachhaltigkeitsdiskussion gehen“. So sei beispielsweise der Holzanteil in einem Haus, das mit dem mit Holzwolle gefüllten Silvacor-Ziegel erbaut wurde bei einer Wandstärke von 36 cm höher als in einem Holz-Hybrid-Bau. Ein gelungenes Beispiel für das Zusammenwirken der Baustoffe zum Wohle der Nachhaltigkeit am Bau. Trotzdem wird der Silvacor-Ziegel in der Holzbauinitiative nicht erwähnt.

Es bedarf daher dringend eines Umdenkens hin zur technologie- und materialoffenen Diskussion. Unsicherheiten müssen beseitigt und der Wohnungsbau entweder einfacher, deutlich weniger reglementiert und vor allem günstiger werden oder die Förderung muss an die gesetzlichen, insbesondere energetischen Anforderungen angepasst werden. Am besten beides und das schnell

Die Bundesregierung hat auf dem Wohngipfel am 25.09.2023 einen 14-Punkte-Plan angekündigt, als Versuch die Immobilien- und Bauwirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Unter anderem sollen von 2022 bis 2027 insgesamt 18,15 Milliarden Euro Fördergelder zur Verfügung gestellt werden. Damit wird die bisherige jährliche Fördersumme lediglich aber nur auf 3 Jahre fortgeschrieben. Der Einzige der 14 Punkte, der nach der Einschätzung von Thomas Bader zu mehr Wohnungsbau führen kann, ist die Verbesserung der KfW-Förderprogramme für Klimafreundlichen Neubau (KFN) und Wohneigentum für Familien (WEF). Wichtig wäre eine eigenkapitalersetzende Förderung in Form eines echten Förderzuschusses. Das unterstützt junge Familien in der Finanzierung ihres Eigenheimes. Davon profitiert auch der Staat, denn für jeden Euro den er in den Bau investiert bekommt der Staat das Vierfache an Steuern und Abgaben zurück.

Ausdrücklich begrüßt der Unternehmer die Änderungen der Musterbauordnung und der Länderbauordnungen zur Förderung des Gebäudetyps E. „Als Innovationstreiber am Markt forschen wir seit Jahren nach Lösungen und Produkten, mit denen man kostengünstig, effizient und nachhaltig bauen kann.“ Im Jahr 2020 wurde in Puttenhausen (Mainburg) die bundesweit erste Recyclinganlage für Ziegel gebaut. Mit dem weltweit ersten Recyclingziegel, dem ungebrannten Kalksandstein, befindet sich das Unternehmen am Standort Pfeffenhausen (Landshut) in der Fertigung. Besonderes Interesse zeigte Staatsministerin Scharf an dem Null-Emissions-Haus in Gräfelfing. Bei diesem Objekt macht das monolithische Ziegelmauerwerk von Leipfinger-Bader und ein ausgeklügeltes Lüftungskonzept den Einbau einer Heizung und von Haustechniküberflüssig. „Unsere Systemlösungen für den Bau des Mauerwerks sind wahre Gamechanger in Hinblick auf das Energieeinsparungspotential“, so Thomas Bader. Energie, die nicht benötigt wird, ist die beste Energie.

Zur Erwärmung der Büroräume dienen ausschließlich natürliche Quellen wie Körperwärme und technische Gegenstände wie Lampen und PCs. Ihre Abwärme wird in den massiven Ziegelwänden zwischengespeichert und zeitverzögert an den Innenraum abgegeben. Diese Art der Abwärme ist ausreichend, um eine ganzjährig angenehme Raumtemperatur von 22 bis 26 Grad Celsius zu erreichen. So ist nachhaltiges und günstiges Bauen (Baukosten: 1.300 €/qm) auch und besonders für den Staat bei der Erstellung von Verwaltungsgebäuden möglich. „Der nächste Schritt ist, dieses Konzept auf den Wohnbau zu übertragen. An dieser Herausforderung arbeiten wir gerade mit unseren Partnern zusammen. Dramatisch ist dabei nur, dass ein solches Gebäude ohne Heizung nicht förderfähig ist. Denn die Fördervorgaben der Bundesregierung verlangen den Einbau einer nachhaltigen Heizung – ein Gebäude ohne Heizung gibt es in den Köpfen in Berlin nicht.“ so Thomas Bader.

Bildbeschreibung: Zu Besuch am Hauptsitz von Leipfinger-Bader in Vatersdorf: Die Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf (3 v.l.) neben Caterina und Thomas Bader, Leipfinger-Bader und dem Erdinger Kreisrat und Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger. Links im Bild Yves Knoll, Geschäftsführer Bayerischer Ziegelindustrie-Verband e. V. und Clemens Gaissmaier, Leipfinger-Bader.

Bildbeschreibung: Im Ziegelwerk Leipfinger-Bader Vatersdorf: Noch läuft die Produktion am Standort. Aufgrund der geringen Bautätigkeit wurde die Produktion im Sommer erstmals in der Firmengeschichte für 5 Wochen unterbrochen. Ab November gehen die Mitarbeiter am Standort in Kurzarbeit.

Fotos:
Leipfinger Bader

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