POETISCHES von Oskar STOCK: „April, April“ – „Der Fliederdieb“

April, April

 

Ein Frosch im Marmeladenglas

sitzt fröhlich auf der Leiter,

und sieht durchs Fenster Sonnenschein,

denn draußen ist es heiter.

Das Wetterhäuschen strahlt im Glanz

der frühlingshaften Sonne;

das Weibchen steht vorm Türchen drauß’,

blickt in den Tag, voll Wonne.

Das Barometer steigt mit Recht,

wer kann es ihm verdenken,

wenn nicht die Nadel inne hält,

um rasch zurückzuschwenken.

Ich steh’ im Freien, ohne Schirm,

will froh den Tag genießen;

ein Regenschauer macht mich nass,

von Kopf bis zu den Füßen.

So ist das Wetter allemal …

stets anders, als man will,

und wechselhaft wie ein Orakel,

wer weiß – April, April!

Der Fliederdieb

 

Er schleicht um Garten und ums Haus,

sucht sich die besten Büsche aus,

hat auch ein Messer meist dabei,

dass er am Flieder sich erfreu’.

Schneidet gekonnt die langen Stiele,

mit Blüten, blau und weiße viele,

und dunklem Lila, wie man’s kennt,

hat einen großen Strauß am End’.

Versteckt ihn hinter seinem Rücken,

denkt an die Frau schon mit Entzücken,

den als Geschenk er ihr auftische –

und hofft, dass keiner ihn erwische.

Foto: Oskar Stock priv.

 

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