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Bürgerinfo des Landratsamts für geplante Erweiterung  der Reststoffdeponie Spitzlberg

Seit geraumer Zeit rollen bereits die Bagger im Bereich Spitzlberg (Markt Ergolding): Der Landkreis Landshut plant dort in absehbarer Zeit eine Deponie für Materialien der Deponieklasse (DK) I zu errichten. Um die Bürgerinnen und Bürger der Umgebung frühzeitig und ausgiebig über das Vorhaben zu informieren, hat die Abfallwirtschaft zu einer Bürgerinfoveranstaltung vor Ort eingeladen.
Landrat Peter Dreier begrüßte die etwa 30 Interessierten und gab einen kurzen Überblick über die bisherige Entwicklung des Geländes. Der erste Bauabschnitt der Reststoffdeponie wurde im Mai 1985 in Betrieb genommen. Zunächst wurde dort die Schlacke aus der damalige Müllverbrennungsanlage Landshut abgelagert, die nach den Worten Dreiers „jedem hier sicherlich noch in Erinnerung ist“. Die weiteren Abfälle stammten aus Industrie und Gewerbe und nicht verbranntem Hausmüll während der Stillstandszeiten der Müllverbrennungsanlage Landshut.

Gleich zu Beginn der 1990er Jahre wurde dann der Bauabschnitt 3 errichtet, der bis Dezember 2014 verfüllt wurde und mittlerweile rekultiviert worden ist. Im Januar 2015 wurde dann der Bauabschnitt 2 in Betrieb genommen. Er bietet eine, für lange Jahre ausreichende Entsorgungssicherheit.

Gerade dieser Bereich ist, nach dem neuesten Stand der Deponietechnik, als Deponie der Deponieklasse (DK) II sehr hochwertig abgedichtet: Mehrere Lehm- und Dichtungsbahnen sorgen dafür, dass die entsorgten Materialien sicher und ohne weitere Umwelteinflüsse abgelagert werden können.

Allerdings könnte eine große Menge von Abfällen, wie z. B Asbestabfälle, künstliche Mineralfasern wie Glas- und Steinwolle oder gering belastete mineralische Abfälle, auch in einer Deponie beseitigt werden, die weniger aufwändig abgedichtet ist. Nachdem sich der Landkreis direkt unterhalb der bestehenden Anlage ein Grundstück sichern konnte, haben sich die Verantwortlichen entschlossen, nun eine DK-I Deponie zu bauen um das Volumen in der DK-II Deponie zu schonen. Diese DK-I Deponie wird natürlich ebenfalls umfangreich abgedichtet, wenn auch die technischen Anforderungen etwas weniger aufwändig sind.

Damit wird langfristig und zukunftsorientiert die Entsorgungssicherheit für den Landkreis und die Stadt Landshut gewährleistet: Denn in der Reststoffdeponie werden mittlerweile ausschließlich die nicht brennbaren Abfälle zur Beseitigung aus dem Landkreis und der Stadt Landshut beseitigt. Gerade nach mehreren Großereignissen hat der Umweltausschuss beschlossen, die Anlieferung aus umliegenden Landkreisen auf ein Minimum zu reduzieren. „Es ist unsere Aufgabe die Entsorgungssicherheit für Stadt und Landkreis Landshut zu sichern, deshalb war dieser Schritt unbedingt nötig“, erklärte Landrat Peter Dreier.

Der Sachgebietsleiter der Abfallwirtschaft des Landkreises, Gernot Geißler ging auf die weitere Entstehungsgeschichte des Vorhabens ein. Denn nach dem Erwerb der Grundstücke südlich der Deponie wurden diese noch bis Ende 2020 landwirtschaftlich genutzt. Im Frühjahr 2021 begannen dann die archäologischen Ausgrabungen mit bemerkenswerten Funden wie, einem Dorf der mittleren Jungsteinzeit, ca. 6.500 – 6.900 Jahre alt oder auch einer Siedlung der Latènezeit, die ca. 2.000 – 2.400 Jahre alt ist. Besondere Funde wie Keramikgefäße und ein ca. 7.000 Jahre altes Getreide in speisefertig verlesenem Zustand konnte von den Archäologen geborgen werden.

Zu den laufenden Erdarbeiten im neuen Deponiebereich wurden parallel dazu die Unterlagen für ein Planfeststellungsverfahren erstellt und der Regierung von Niederbayern für das Genehmigungsverfahren vorgelegt. „Mit diesem Termin wollten wir die Bürgerinnen und Bürger über das Vorhaben umfassend informieren – noch vor der ordentlichen Bürgerbeteiligung, die das Planfeststellungsverfahren vorsieht“, erklärte Geißler.

Der frühere zuständige Planer für den technischen Ausbau des BA IV und nun zuständige Sachbearbeiter in der Tiefbauabteilung des Landkreises Landshut, Christian Düsel ging nach einer kurzen Einführung von Abteilungsleiter Christian Nagl noch auf die technischen Abdichtungsvorrichtungen der Deponieklasse I ein – neben mehreren Lehmschichten sind auch verschiedene Asphaltschichten eingeplant, damit die Abfälle sicher verfüllt werden können. Nach jetzigem Planungsstand wird dieser Bereich – aufgeteilt in drei Bauabschnitte – für etwa 26 Jahre die angelieferten Abfälle aufnehmen können. Gerade nach den umliegenden Hochwasserereignissen wurde das Thema Starkregen und Wasserabfluss von den interessierten Anwohnern angesprochen. Dabei schilderte Düsel, dass die neue Deponie auch an das Kanalnetz des Marktes Ergolding angeschlossen wird. Es wird während des Betriebes auch immer nur ein Teil des jeweiligen Bauabschnittes geöffnet sein, der Rest mit einer Plane abgedeckt, um den Wasserablauf zu minimieren. „Wir versuchen natürlich, das Thema Starkregen so gut es geht zu berücksichtigen und auch individuelle Lösungen zu finden“, führte Düsel aus. Wie bereits in der bisherigen Deponie erfolgt, werden auch im neuen Abschnitt regelmäßig Wasserproben genommen, um rechtzeitig mögliche Auswirkungen auf die umliegende Umwelt und das Grundwasser zu erkennen.

Eine weitere Nachfrage betraf die Verfüllhöhe und das spätere Erscheinungsbild, wenn der Abschnitt fertig verfüllt worden ist. Dabei schilderte Düsel, dass die Anlage im Schnitt fünf bis sechs Meter höher als das bisherige Niveau aufgefüllt werden soll.

Anschließend wird der Bereich „begrünt“ und mit Sträuchern und Hölzern aufgewertet, was die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt übernehmen wird. Es wird aber kein „wilder Wald“ entstehen, was einige der Anwohner als Befürchtung geäußert haben: Denn Tiefwurzler wie Bäume können hier nicht gepflanzt werden, schilderte Düsel.

Dass die bestehende Reststoffdeponie in Spitzlberg erweitert werden soll und kein alternativer Standort in Erwägung gezogen wurde, hing auch mit einer umfangreichen Untersuchung zusammen, die der Landkreis in der Vergangenheit bereits in Auftrag gegeben hatte. Es gibt im gesamten Gebiet kaum Bereiche, die die geologischen Voraussetzungen erfüllen – noch dazu liegen sie geografisch ungünstig. „Und natürlich müssen wir hier auch wirtschaftliche Umstände berücksichtigen – denn die gesamte Betriebsstruktur ist hier in Spitzlberg einfach schon gegeben“, begründete Abfallwirtschaftssachgebietsleiter Geißler.

Sobald die Erdarbeiten und das Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind, sollen die Arbeiten für die Deponie-Abdichtung beginnen. Nach jetzigem Planungsstand soll die Anlage im Mai 2026 ihren Betrieb aufnehmen.

 

Bildunterschrift:
Christian Düsel vom Landratsamt Landshut (rechts) ging näher auf die Planungen zur Erweiterung der Reststoffdeponie Spitzlberg ein.
Fotos:
Stefan Muhr

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