Mehr als GALA und ELSTAR: DEUTENKOFEN setzt auf APFELVIELFALT

Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen plädiert für mehr Geschmack statt Massenware

Deutenkofen. 270 Apfelsorten gibt es im Lehr- und Beispielsbetrieb für Obstbau Deutenkofen. „Vielfalt liegt uns am Herzen“, betont Betriebsleiter Hans Göding. Das gelte nicht nur für den Beispielsbetrieb, sondern auch für Streuobstwiesen und Hausgärten. Mittlerweile zählen Sorten, die zum Teil schon seit Jahrhunderten in der Region angebaut werden, zu den Exoten. Denn häufig werden nicht nur im gewerblichen Anbau, sondern auch in den Hausgärten bevorzugt Apfelsorten gepflanzt, die die Menschen aus dem Supermarkt kennen. Zweifellos haben moderne Apfelsorten ihre Daseinsberechtigung und werden daher auch in Deutenkofen kultiviert.

Um den Menschen alte, regionale Sorten im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen, startete der Betrieb die Vermarktung des „Heimatapfels“, beispielsweise mit der „Goldparmäne“ und der „Ananasrenette“. Für das Projekt wurden vor etwa vier Jahren Bäume gepflanzt – nun gibt es den ersten nennenswerten Ertrag und somit einen festen Platz im Verkaufsgeschäft des Betriebs.

Erntereif seien inzwischen die kommerziellen Sorten wie Elstar und Gala, so Göding. „Wir erwarten einen guten Ertrag, wenn auch nicht in dem Maße wie im letzten Jahr“. Es seien jedoch noch längst nicht alle Apfelsorten erntereif. Derzeit sind die Bedingungen für die Apfelreife nahezu ideal. „Der große Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht fördert die farbliche Entwicklung von Grün nach Rot und die Lagerfähigkeit.“ Daher appelliert Göding, geduldig zu sein: „Wenn es noch dauert bis zur Reife der Äpfel, ist das kein Schaden, sondern verbessert die Qualität der Früchte noch weiter.“ Grundsätzlich habe sich die Erntezeit durch den Klimawandel aber rund drei Wochen nach vorne verschoben. Daher sei es wichtig, seine Bäume im Auge zu behalten, um den richtigen Zeitpunkt für die Ernte zu finden.

„Über den Geschmack entscheidet vor allem das Reifestadium.“ Das volle Aroma entfalte sich erst, wenn sich die Frucht samt Stängel leicht vom Zweig lösen lasse. Um zu testen, ob die Früchte bereits erntereif sind, solle man den Apfel nur um etwa 90 Grad kippen. „Wenn er sich so leicht lösen lässt, kann es mit der Ernte losgehen.“ Aber es gibt Ausnahmen. „Manche alte Sorten wie etwa Gravensteiner werfen bereits Früchte ab, bevor sich das geschmackliche Potential voll entfaltet hat.“ Trotz mancher Nachteile von alten Sorten, braucht es auch angesichts der Klimaveränderungen eine möglichst große Sortenvielfalt.

„Ab Herbst nehmen wir am Projekt Resi-Apfel“ teil. „Resi“ steht für Resilienz – gemeint ist damit die Widerstandskraft beispielsweise gegen Trockenheit, intensive Sonneneinstrahlung und Pilzerkrankungen. „Der Versuch mit sechs Apfelsorten, verschiedenen Unterlagen und Erziehungsformen soll Erkenntnisse in Hinblick auf klimatische Herausforderungen liefern.“

Wer einen Blick auf die Sortenvielfalt werfen und ihre Aromenwelt erkunden möchte, bekommt bei der Deutenkofener Obstausstellung am 28. September die perfekte Gelegenheit dazu. Vielleicht findet der/die ein oder andere Geschmack an Sorten wie dem Oberländer Himbeerapfel, Kesseltaler Streifling oder Raafs Liebling und pflanzt demnächst eine weniger bekannte Apfelsorte im Hausgarten oder auf der Streuobstwiese, hofft Hans Göding.

Bildunterschrift:
Hans Göding demonstriert, wie man herausfinden kann, ob die Erntereife erreicht ist und kippt die Frucht um 90 Grad.
Foto:
Bezirk Niederbayern, Sabine Bäter

 

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