Alte MUSIK meets POP

Nachwuchsensembles bringen Alte Musik mit frischem Elan auf die Bühn

Nur noch wenige Tage bis zum Finale des ersten internationalen Orlando-di-Lasso-Wettbewerbs für Alte Musik am Sonntag, 29. Juni, 17 Uhr im Rathausprunksaal. Und international trifft es: Die Bewerber haben ihre Wurzeln in Kuba, Russland, Spanien, Italien, Chile, Japan, Ungarn, Tschechien, Schweiz und Deutschland. Man darf sich auf eine vielfältige Interpretation und Präsentation Alter Musik freuen. Zwei Ensembles geben beispielhaft einen Einblick in ihre Motivation und Vorbereitung und auf welche, jeweils eigene Weise sie die Faszination historischer Klänge vermitteln möchten. Sowohl das Duo Inspiración als auch ein junges Vokalensemble aus ehemaligen Regensburger Domspatzen – High5ive- zeigen, wie vielseitig Alte Musik auch im 21. Jahrhundert interpretiert und vermittelt werden kann.

Duo mit Wurzeln in Kuba und Bayern

Hinter dem Duo Inspiración stehen die Blockflötistin Yiliam López aus Kuba und der Cembalist und Organist Bernhard Grobbel aus der Oberpfalz. Beide studieren an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg im Masterstudiengang und haben sich 2023 nach einem ersten gemeinsamen Auftritt beim Bachfestival in Budapest musikalisch zusammengeschlossen. Seither arbeiten sie als festes Ensemble zusammen.

Yiliam López, die zunächst Querflöte am Instituto Superior de Arte in Havanna studierte, wechselte nach der Entdeckung ihrer Leidenschaft für Alte Musik zur Blockflöte. Diese Begeisterung wurde durch den Kontakt zur Regensburger Blockflötenlehrbeauftragten Claudia Gerauer geweckt, was schließlich auch den Weg zum Studium in Deutschland ebnete. Die Grundlage dafür bildete eine Kooperation zwischen der Hochschule in Regensburg und der Cátedra de Música Sacra in Havanna, die 2014 initiiert wurde. Auf den Musikwettbewerb sind die beiden zufällig gestoßen. Es ist ihre erste Teilnahme an einem Wettbewerb, umso größer die Freude, es ins Halbfinale geschafft zu haben.

Das Repertoire des Duos erstreckt sich vom Spätmittelalter bis zum Spätbarock. Im Halbfinale präsentieren sie unter anderem Dario Castellos „Sonata seconda“ sowie Corellis „Sonata ottava“, ausgeschmückt mit Verzierungen Pietro Castruccis. Für das Finale steht unter anderem Bachs Sonate in e-Moll BWV 1034 auf dem Programm. Ergänzt wird der historische Bogen durch ein Arrangement eines modernen Popsongs – ein konzeptioneller Bestandteil des Wettbewerbs, der von den Musikerinnen und Musikern kreativ umgesetzt wird. Die Wahl des konkreten Titels bleibt bis zur Aufführung geheim

Aus einmaligem Projekt wird ambitioniertes Vokalensemble

Das zweite junge Ensemble High5ive besteht aus fünf ehemaligen Mitgliedern der Regensburger Domspatzen: Julius Weleba, Kilian und Constantin Brandscherdt, Johannes Lipka sowie Leonhard Pernpeintner. Entstanden ist die Formation 2019 im Rahmen eines P-Seminars am Gymnasium. Was als einmaliges Projekt begann, entwickelte sich zu einem ambitionierten Vokalensemble mit Auftritten in ganz Bayern sowie Gastspielen in Köln und Wilhelmshaven.

Der musikalische Hintergrund ist vielfältig: Während einige Mitglieder Gesang oder Musik auf Lehramt studieren, widmen sich andere zunächst fachfremden Studiengängen. Dennoch ist die Musik fest im Alltag der Sänger verankert. 2023 wurde das Ensemble mit dem Musikpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet.

Auf den Wettbewerb aufmerksam geworden sind sie durch eine Anfrage der Musiktage, die den Hinweis auf das Format weitergab. Für das Ensemble ist es die erste direkte Wettbewerbsteilnahme. Ausgezeichnet wurden sie aber bereits mit dem Musikpreis der Stadt Regensburg. Der besondere Reiz des Orlando di Lasso Wettbewerbs liegt laut eigenen Angaben in der kompakten Programmstruktur, die hohe Präzision und Konzentration verlangt. Da liegt für die Fünf auch eine besondere Herausforderung. Aufgrund unterschiedlicher Schaffens- und Lebensorte gestaltet sich das Proben sehr individuell.

Neben dem musikalischen Anspruch steht für die Sänger auch die pädagogische Wirkung ihrer Darbietungen im Vordergrund. Durch die Kombination alter und neuer Literatur soll nicht nur musikalische Bandbreite vermittelt, sondern auch ein junges Publikum für die Bedeutung von Musik in Bildung und Gesellschaft sensibilisiert werden. Mit einem breiten Repertoire möchte das Ensemble zeigen, wie organisch sich musikalische Epochen miteinander verknüpfen lassen – und dass Alte Musik alles andere als verstaubt sein muss.

Zukunft mit Leidenschaft – trotz Unsicherheiten

Beide Ensembles eint die Hingabe zur Alten Musik und der Wille, auch jenseits des Wettbewerbs aktiv zu bleiben. Während das Duo Inspiración gezielt an einer professionellen Ensemblekarriere arbeitet, will das Vokalquintett so lange wie möglich gemeinsam auftreten – auch wenn Studienorte und berufliche Entwicklungen eine logistische Herausforderung darstellen. In beiden Fällen bleibt die Musik ein zentraler Lebensinhalt – getragen von dem Wunsch, die Faszination der Alten Musik auch künftigen Generationen näherzubringen.
Zu hören sind die Ensembles im Halbfinale am Samstag, 28. Juni, ab 14.30 Uhr im Rathausprunksaal und im Finalkonzert am Sonntag, 29. Juni, ab 17 Uhr. Tickets für den Sonntag gibt es bei ok.ticket, im Männerladen, bei Musik Kamhuber und der Landshuter Zeitung. Informationen unter landshuter-hofmusiktage.de

Bildbeschreibung 1: Duo Inspiración       Yiliam López und Bernhard Grobbel trafen sich erstmals beim Bachfestival in Budapest.
Bildbeschreibung 2: High5ive
Aufgrund örtlicher Distanz mittlerweile ein seltenes Bild der ehemaligen Regensburger Sängerknaben: eine gemeinsame Probe des Vokalensembles High5ive.
Fotos: privat

 

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