Auf der SUCHE nach FACHKRÄFTEN neue WEGE gehen

Experten der HWK informieren über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG)

Ostbayerns Handwerksbetriebe suchen händeringend nach Fachkräften. Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz greift das Thema Fachkräftegewinnung deshalb in diesem Jahr in ihrer traditionellen Vortragsreihe „Betriebsführung aktuell“ schwerpunktmäßig auf. Unter dem Motto „Fachkräfte für das Handwerk – Wege abseits ausgetretener Pfade“ informierten die Experten der HWK im Bildungszentrum Landshut der Handwerkskammer die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG).

„Handwerk kann integrieren“

„Der Fachkräftemangel ist seit Jahren eines der drängendsten Probleme unseres Wirtschaftszweigs“, machte HWK-Vizepräsident Christian Läpple zu Beginn der Veranstaltung deutlich. „Nicht nur die tägliche Daseinsversorgung – etwa mit Lebensmitteln, Wärme, Wasser, Strom – steht ohne genügend Fachkräfte im Feuer, nein, auch die ökologische und digitale Transformation kann ohne gut ausgebildete Handwerker nicht gelingen.“ Läpple warb darum, Menschen mit Behinderung eine Chance auf dem regulären Arbeitsmarkt zu geben. Zum anderen betonte er, dass der deutsche Arbeitsmarkt dringend auf Arbeitskräften aus Drittstatten angewiesen ist. Schon heute hätten im gesamten Handwerk rund 16 Prozent aller Beschäftigten keinen deutschen Pass. „Unser Wirtschaftszweig hat eine große integrative Kraft. Das haben wir Handwerker in der Vergangenheit schon so oft bewiesen. Das Handwerk will und kann integrieren und damit unsere Gesellschaft stärken, davon bin ich überzeugt“, so Läpple.

Sprachkenntnisse sind wichtig

Betriebsberater und Leiter des Projekts „Chance M+Handwerk“ Jakob Schreiner ging im Anschluss in seinem Vortrag „Vielfalt und Mehrwert für den Betrieb: Fachkräfte aus dem Ausland“ ausführlich auf das FEG ein und zeigte auf, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ein Handwerksbetrieb eine Fachkraft aus einem Drittstaat beschäftigen darf. Anhand verschiedener Fallkonstellationen spielte der Referent die zentralen Punkte für eine Beschäftigung von Drittstaatsangerhörigen durch. „Grundvoraussetzung für die Einwanderung sind in den meisten Fällen ausreichende Deutschkenntnisse und natürlich der Fachkräftestatus der Bewerber“, so Schreiner. Eine Nachqualifizierung der neuen Mitarbeiter sei in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer unter bestimmten Voraussetzungen auch im Betrieb selbst möglich: „Prüfstelle für die Anerkennung eines ausländischen Berufsabschlusses ist die Handwerkskammer. Auch ein Qualifizierungsplan zur Nachqualifizierung in Deutschland wird zusammen mit uns erstellt, allerdings muss die Planung noch vor der Einreise des Mitarbeiters erfolgen.“ Die Betriebsberater der Handwerkskammer unterstützen die Betriebe darüber hinaus auch bei weiteren Fragen zum FEG: „Wir versuchen immer, zusammen mit den Betriebsinhabern individuelle und praktikable Lösungen zu finden“, so Schreiner. „Die Anwerbung von Fachkräften aus Drittstaaten bedeutet für den Arbeitgeber natürlich einen Mehraufwand, der sich aber langfristig auszahlt.“

Zahlreiche Förderungen für Betriebe

Horst Zaglauer, Betriebsberater bei der Handwerkskammer, stellte in seinem Vortrag mit dem Titel „Potentiale entdecken – Inklusion im Handwerksbetrieb“ die Voraussetzungen einer Beschäftigung von Menschen mit Behinderung vor. Mögliche Vorbehalte zerstreute er gleich zu Beginn: „Wenn man einen Menschen mit Behinderung einstellt, dann muss man nicht den ganzen Betrieb um ihn herumbasteln.“ Der Mehraufwand für etwaige Anpassungen halte sich in der Regel in Grenzen: „Dafür bekommt man als Betrieb auch einen loyalen und einsatzbereiten Mitarbeiter.“ Für diverse Umbauten, wie zum Beispiel einen barrierefreien Zugang, erhalten Betriebe außerdem zahlreiche Förderungen. Auch Eingliederungs- und Lohnkostenzuschüsse gibt es. Zaglauer stellte positive Beispiele von Betrieben aus der Region vor, die bereits seit Jahren Menschen mit Behinderung beschäftigen und zog ein durchweg positives Resümee: „Wenn man Offenheit für das Thema und die Menschen mitbringt, dann stößt man hier die Tür zu einem breiten Talentpool auf.“

 

Bildunterschrift:
Die Referenten des Abends HWK-Betriebsberater und Leiter des Projekts „Chance M+Handwerk“ Jakob Schreiner (Mitte) und HWK-Betriebsberater und Horst Zaglauer (re.) gaben den anwesenden Handwerksunternehmern mit auf den Weg, wie viele ungenutzte Potenziale im Bereich der Fachkräftegewinnung liegen. HWK-Vizepräsident Christian Läpple (li.) eröffnete die Veranstaltung.
Foto:
HWK/Schreder

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