Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich besucht Einrichtung in Landshut – „Wir dürfen junge Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht allein lassen.“
Landshut. Wenn Schüler in psychische Krisen geraten, wenn sie ihr schulischer Alltag überfordert oder sie immer wieder durch Gewalt und Aggression auffallen, dann erhalten sie Hilfe im ISPR – dem Institut für schulische und psychosoziale Rehabilitation. Hier gestalten die Heilpädagogische Tagesstätte (HPT) und die Schule für Kranke ein Ganztagsangebot für Förderung und Unterricht, das Kindern und Jugendlichen wieder zurück in den Alltag helfen soll. Zu finden ist das ISPR, eine Einrichtung des Bezirks Niederbayern, auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses (BKH) Landshut. Dort ist es angeschlossen an die Kinder- und Jugendpsychiatrie, mit der das ISPR eng zusammenarbeitet.
Um über Erfolge und Herausforderungen zu sprechen, besuchten Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Bezirksrätin Monika Maier, die den Bezirkstag auch im Krankenhausbeirat vertritt, das ISPR – und nutzten die Gelegenheit, um zum 15-jährigen Bestehen dieser bundesweit nahezu einzigartigen Einrichtung zu gratulieren.
Diplom-Pädagoge Michael Fischer leitet das ISPR. Zusammen mit sieben Kollegen, vor allem Sozialpädagogen und psychiatrischen Fachkräften, betreut er die beiden Gruppen des ISPR. Die kleinere Gruppe besteht aus sieben Schülern im Grundschulalter, die größere aus neun Schülern bis zur 10. Klasse. Trotz des hohen Betreuungsschlüssels haben Fischer und seine Kollegen viel zu tun. Neben dem Unterricht, den vor allem Lehrkräfte der Schule für Kranke durchführen, übernehmen sie die sozialpädagogische Kernarbeit, helfen bei den Hausaufgaben, erarbeiten mit den Schülern eine Tagesstruktur, organisieren Ausflüge und konzipieren gruppenpädagogische Ferienangebote. Das ISPR habe nur drei Wochen im Jahr geschlossen, ansonsten seien sie immer für die Schüler da, sagt Fischer.
Der Erfolg kann sich sehen lassen. Rund 75 Prozent der Schüler des ISPR schaffen es zurück an eine Regelschule, einige machen ihren Schulabschluss auch direkt am ISPR und wechseln anschließend in eine Ausbildung. Zwischen 12 und 18 Monaten verbringen die Kinder und Jugendlichen unter der Obhut von Michael Fischer und seinem Team, in Ausnahmefällen auch länger. „Hinter jedem Kind steckt ein Schicksal“, sagt Fischer. „Deshalb versuchen wir jedem Schüler eine individuelle Betreuung zu ermöglichen.“
Das ISPR gibt es seit 2009. Wesentlich an der Gründung beteiligt waren der damalige Chefarzt der Landshuter Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Matthias von Aster und dessen Bruder Prof. Dr. Michael von Aster. Neben dem ISPR in Landshut gibt es eine vergleichbare Einrichtung deutschlandweit nur mit dem Zentrum für Schulische und Psychosoziale Rehabilitation (ZSPR) in Berlin. Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich: „Der Bezirk Niederbayern ist hier ein Vorreiter in der ambulanten Jugendhilfe. Es ist beeindruckend, was das ISPR seit 15 Jahren erreicht. Die Brüder von Aster haben visionäre Arbeit geleistet.“
Seither ist der Andrang auf das ISPR groß. Geplant wurde die Einrichtung zunächst für nur eine Gruppe, 2017 folgte dann eine zweite. Wenn es nach der Nachfrage ginge, könnte Leiter Michael Fischer noch viele weitere ins Leben rufen. „Mit dem Ende der Pandemie ist die Zahl der Interessenten regelrecht explodiert“, so Fischer. Doch der Fachkräftemangel mache auch bei seinem Team nicht halt, neue Stellen zu besetzen sei schwierig. Außerdem wachsen die Herausforderungen stetig. „Corona war ein großer Bruch, der viele Jugendliche verunsichert hat.“ Aber auch die Arbeit mit den Eltern sei teilweise extrem herausfordernd, viele seiner Schüler stammen aus schwierigen Verhältnissen, sagt Fischer.
Dr. Heinrich: „Die Bezirke in Bayern übernehmen wichtige Aufgaben im Bereich Soziales, sind aber auch im Bildungswesen tätig. Das ISPR vereint beides und es freut mich zu hören, wie vielen Kindern und Jugendlichen die Einrichtung damit zurück in den Alltag hilft. Wir dürfen junge Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht allein lassen.“
Bezirksrätin Monika Maier sagte, sie schätze am ISPR vor allem die vielfältigen Angebote, die über das Schulische hinausgingen. „Es ist schön zu sehen, dass die Kinder Ausflüge machen können, ihnen Kunst und Kultur vermittelt wird und sie bei sportlichen Aktivitäten Selbstvertrauen schöpfen wie etwa beim Fußballgolf in meiner Gemeinde Bodenkirchen. “
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Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (links) und Bezirksrätin Monika Maier beglückwünschten ISPR-Leiter Michael Fischer anlässlich des 15-jährigen Bestehens des ISPR.
Bildquelle:
Bezirk Niederbayern, Korbinian Huber