Die SPD in Ostbayern im WIDERSTAND

Ein bewegender Abend im Zollhaus

Zu einer eindrucksvollen und sehr gut besuchten Veranstaltung unter dem Titel „Die SPD in Ostbayern im Widerstand“ hatte die SPD-Stadtratsfraktion Landshut am vergangenen Freitag ins Zollhaus eingeladen. Rund 60 Interessierte waren gekommen, um sich mit einem Kapitel der Geschichte auseinanderzusetzen, das tief in die Wurzeln der Sozialdemokratie reicht.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßten die drei SPD-Stadträt:innen Patricia Steinberger, Anja König und Gerd Steinberger die Gäste und erinnerten in einer dreiteiligen Einführung an die sozialdemokratischen Frauen und Männer, die in den Jahren der NS-Diktatur Haltung bewiesen und Widerstand leisteten. „Sie riskierten ihr Leben, um das Wort der Demokratie lebendig zu halten.“, machte Gerd Steinberger deutlich.
„Als Otto Wels im März 1933 im Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz sprach, war es die SPD, die als einzige Partei Nein sagte – Nein zur Diktatur, Ja zur Demokratie“, so Patricia Steinberger.

In ihrer gemeinsamen Einführung nannten die drei Stadtratsmitglieder die Namen jener Landshuter Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, in Gefängnisse, Zuchthäuser und Konzentrationslager gesperrt wurden – unter ihnen Maria Hierlwimmer, Johann Dietl, Johann Reitberger, Matthias Hösl, Jacob Kraus, Josef Gruber, Ludwig Fölkl, Andreas Fries, Georg Plötz, Felix Meindl, Josef Hölzl, Josef Franzpöck sen. und jun., Karl Hermann sen. und jun., Josef Gutsmüthl, Anton Böllinger, Ludwig Mittermeier, Alfred Fraunhofer, Josef Raab, Josef und Jakob Birnkofer, Franz Rennbold, Ludwig Held, Franz Störringer, Mathias Brandhuber, Bertl Hintermeier, Josef Maierhofer, Ludwig Watzlowick, Heinrich Scheuchl und Bertl Niederhammer.

„Diese Namen werden uns in Erinnerung bleiben – sie stehen für Mut, Standhaftigkeit und die Verteidigung demokratischer Werte in einer Zeit der Finsternis“, betonte Anja König.

Im Anschluss berichtete Thomas Muggenthaler, Journalist und Historiker, über den sozialdemokratischen Widerstand in Ostbayern. Er zeigte Fotos und Originaldokumente und erzählte die Geschichten von Frauen und Männern, die unter größten Gefahren Flugblätter, Zeitungen und Schriften gegen das NS-Regime verbreiteten.

Im Mittelpunkt seines Vortrags stand seine Publikation „Der Literaturschmuggel – Sozialdemokratischer Widerstand in Ostbayern“, herausgegeben von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Muggenthaler schilderte den Mut derer, die Schriften aus der Tschechoslowakei nach Bayern schmuggelten – ein lebensgefährliches Unterfangen, das vielen zum Verhängnis wurde.

Besonders bewegend war der Bezug zur Stadt Landshut: Auch hier gab es mutige Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, darunter Josef Franzpöck jun. und Karl Hermann jun., die Widerstand leisteten, zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden und nach ihrer Haft in das KZ Dachau verschleppt wurden. Beide sind als Soldaten im Zweiten Weltkrieg gefallen.

Ein besonderer Höhepunkt des Abends war der Beitrag von Dieter Hösl, dem Enkel von Matthias Hösl, der selbst seit fast 59 Jahren SPD-Mitglied ist. Er schilderte Erzählungen seines Großvaters und Großonkels, die eindrucksvoll zeigten, wie gefährlich und doch wie entschlossen diese Menschen im Kampf gegen die NS-Diktatur waren. Seine persönlichen Erinnerungen verliehen dem Abend eine spürbare emotionale Tiefe.

„Die Geschichten der sozialdemokratischen Widerständlerinnen und Widerständler sind nicht nur Zeugnisse der Vergangenheit – sie sind Mahnung und Verpflichtung zugleich“, betonte Anja König in ihrem Schlusswort. „Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus, Hass und rechte Hetze wieder lauter werden, ist es unsere Aufgabe, die Erinnerung wachzuhalten und unsere Demokratie zu verteidigen. Nie wieder Faschismus. Nie wieder Krieg.“

Die Veranstaltung machte eindrucksvoll deutlich, dass die Werte der Sozialdemokratie – Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität – ihre Wurzeln im Mut jener Menschen haben, die auch in dunkelsten Zeiten nicht geschwiegen haben.

Bildbeschreibung von links: Anja König, Thomas Muggenthaler, Patricia Steinberger, Dieter Hösl mit Ehefrau Christine, Gerd Steinberger
Foto: A. König

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