FREIE WÄHLER-Fraktion fordert schnellere AUFARBEITUNG
Preidl: Ich habe größten Respekt vor dem Mut derer, die trotz aller Widerstände für Veränderung kämpfen
„In der Sitzung des Sozialausschusses am 17.7. ging es um Menschen, die das Undenkbare erlebt haben: Sie haben als Kinder und Jugendliche unfassbare Gewalt in kirchlichen Institutionen erlitten. Richard Kick – einer von ihnen – war heute bei uns. Nach langem Hinhalten hat die Kirche sein Leid endlich anerkannt. Doch das war kein Akt der Gnade, sondern das Mindeste, was sie tun konnte.
Was mich zutiefst beeindruckt: Er hat seine Stimme erhoben – für sich und viele andere. Daher sehe ich in der Petition ein wichtiges und berechtigtes Anliegen. Ich habe größten Respekt vor dem Mut derer, die trotz aller Widerstände für Veränderung kämpfen. Die eingereichte Petition fordert keine Symbolpolitik, sie fordert vielmehr Substanz: eine unabhängige bayerische Aufarbeitungskommission, einen Landesbeauftragten gegen Gewalt in Institutionen, einen landesweiten Betroffenenrat sowie eine unabhängige Anlauf- und Beratungsstelle. Außerdem wird auch – als eine von mehreren Optionen – die Möglichkeit eines Bayerischen Aufarbeitungsgesetzes genannt, um all diese Strukturen langfristig rechtlich abzusichern. Der Freistaat Bayern hat viel unternommen, um die Aufarbeitung zu unterstützen.
Das Entscheidende ist nicht, wie wir handeln, sondern dass wir handeln. Denn wir reden über schwere Verbrechen an Kindern in Institutionen, die eigentlich Schutz versprachen. Was mich besonders bewegt: Noch immer haben Betroffene keine genügend laute Stimme. Und ich sage es klar und deutlich: Gerechtigkeit beginnt dort, wo nicht mehr Opfer sich erklären müssen, sondern Täter. Die Petition richtet sich an Institutionen in ihrer Gesamtheit. Aber Verursacher dieser Petition sind die Delikte im kirchlichen Umfeld. Was mir persönlich Sorgen macht – und das will ich an dieser Stelle offen ansprechen: Die Dauer dieses Aufarbeitungsprozesses schadet unserer Gesellschaft und ihrem Vertrauen. Ich bin selbst kein regelmäßiger Kirchgänger. Aber ich weiß, dass die Grundwerte des Glaubens – Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nächstenliebe – gesellschaftlichen Zusammenhalt schaffen. Je länger die Aufarbeitung dauert, desto mehr Menschen wenden sich nicht nur von der Kirche ab, sondern auch von diesen Werten – weil sie sich nicht mehr mit ihnen identifizieren können.“
Foto:
MdL Julian Preidl priv.