18. Niederbayerisches-Oberpfälzisches Kardiologie-Forum in Landshut
Wie erfolgreich Blutdruck behandeln? Welche Medikamente helfen – welche nicht? Fasten oder Spritzen? Tragen kathetergestützte Klappenreparaturverfahren zusätzlich zur medikamentösen Therapie zur Senkung der Sterblichkeit und Verbesserung der Lebensqualität bei Patienten mit Herzschwäche bei? Defibrillator ja oder nein? Diese Fragen und mehr wurden am letzten Samstag beim 18. Niederbayerisch-Oberpfälzischen Kardiologie-Forum im Bernlochner beantwortet.
Rund 200 Mediziner trafen sich, um die neuesten Erkenntnisse in der Behandlung für Herzpatienten zu erfahren. Die Fortbildung zur Herzmedizin wird bereits seit 18 Jahren gemeinsam von den Chefärzten der ostbayerischen Kardiologischen und Herzchirurgischen Kliniken und dem Uniklinikum Regensburg durchgeführt. Die Gastgeber, Prof. Dr. Julinda Mehilli aus den LAKUMED Kliniken und Prof. Dr. Stephan Holmer vom Klinikum Landshut, begrüßten gemeinsam mit Oberbürgermeister Alexander Putz und dem stellvertretenden Landrat Fritz Wittmann und bekräftigten die künftige Fusion des Klinikums Landshut, den LAKUMED Kliniken und dem Kinderkrankenhaus St. Marien, insbesondere unter dem Fokus der hochwertigen medizinischen Versorgung der Region. Wissenschaftlich ging es los mit vermutlich nicht ganz so positiven Nachrichten für Bluthochdruckpatienten, vorgestellt von Prof. Dr. Sebastian Maier aus dem Klinikum Straubing. Nach den neuesten Leitlinien liegen seit 2024 die Normalwerte etwas niedriger – nämlich bei 120 zu 70, so dass viel mehr Menschen als bisher angenommen, durch den erhöhten Blutdruck gefährdet sind. Richtig und regelmäßig Blutdruckmessen und Blut- und Zuckerwerte kontinuierlich überprüfen, sind zwar keine neuen Erkenntnisse, werden aber immer noch zu sporadisch durchgeführt, erläuterte Maier. „Die Lebenserwartung bei Herzerkrankungen in Deutschland ist im europaweiten Vergleich schlechter“. Gute Nachrichten für Patienten mit Herz- und Nierenerkrankung, oft einhergehend mit Diabetes mellitus, wurden von Prof. Christoph Birner aus dem Klinikum Amberg vorgestellt. Es gibt mit neueren Zucker-Hemmern, den GLP1-Agonisten (sog. Abnehmspritzen) und Hormonblockern (Finerenon), vielversprechende neue medikamentöse Behandlungen, die gemeinsam angewendet das Fortschreiten dieser Erkrankungen verlangsamen oder aufhalten können. Um diese Medikamente frühzeitig einsetzen zu können, sollten allem voran Urin-Tests auf Eiweiß durchgeführt werden. Mit neuen Studienergebnissen zu den Abnehmspritzen überraschte Prof. Dr. Lars Maier vom Uniklinikum Regensburg. Die Wirkstoffe in den Spritzen wirken sich nicht nur indirekt auf die Herzgesundheit durch die erfolgreiche Gewichtsabnahme aus, sondern haben auch direkt an den Herzzellen günstige Effekte. „Erfolgsfaktoren in der Behandlung von Herzpatienten bleiben nach wie vor Bewegung, 150 Minuten in der Woche, geringer Alkoholkonsum, maximal 100 Gramm pro Woche. Außerdem sei regelmäßiges Fasten hocheffektiv“, so Maier.
Im zweiten Teil der Fortbildung stellte Prof. Julinda Mehilli die Möglichkeiten zur Verbesserung der Herzschwäche durch Behandlung von Herzklappenundichtigkeiten mittels kathetergestützten Klappenreparaturverfahren vor. Bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer Klappenundichtigkeit sind diese auch im Landshut durchführbaren Eingriffen sehr erfolgreich. Prof. Andreas Luchner aus dem Klinikum Amberg informierte über die neue Leitlinie zum chronischen Koronarsyndrom. Zusätzlich zur medikamentösen Therapie verbessert die invasive Behandlung der koronaren Herzkrankheit – etwa durch Koronareingriff oder Bypass-Operation – den Langzeitverlauf. Entscheidend bleibt dabei die sorgfältige Patientenselektion. Hierbei kommen zunehmend neue diagnostische Verfahren zum Einsatz, um die Zahl unnötiger Herzkatheteruntersuchungen zu reduzieren. Schließlich zeigten Prof. Dr. Martin Arnold aus dem Klinikum Passau und Prof. Dr. Robert Schwinger aus dem Klinikum Weiden die Pros und Contras der Defibrillatorimplantation zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes auf. Die überragenden Effekte der modernen medikamentösen Behandlung der Herzschwäche machen die Implantation dieser Geräte heutzutage häufig nicht mehr erforderlich, weil sich die Herzschwäche darunter so gut verbessert. Im nächsten Jahr trifft sich das Forum in Weiden.