Wenn Pflegefamilien Brücken bauen: Ein Beispiel aus dem Landkreis Landshut
Im Sommer 2023 ist Adris* bei Familie Koch im nördlichen Landkreis Landshut eingezogen. Obwohl es zu Beginn des Zusammenlebens durchaus Hürden, wie zum Beispiel eine erschwerte Verständigung durch verschiedene Muttersprachen, zu überwinden galt, zeigten Familie Koch und Adris schnell Kreativität und Flexibilität im gemeinsamen Umgang: „Übersetzungsapps auf Handys sind hier sehr praktisch und auch Hände und Füße helfen immer“ erzählt die Pflegemutter. Durch ein gemeinsames Sprachtraining konnte Adris seine Deutschkenntnisse ausbauen, gleichzeitig wurde dadurch die Beziehung zwischen Adris und seinen Pflegeeltern enger. „Er ist ein liebenswerter Junge“ berichtet Frau Koch.
Bereits Ende 2023 gestaltete sich die Lage in der Kinder- und Jugendhilfe prekär. Denn es existieren nach wie vor viel zu wenig stationäre Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche, bei zeitgleich immer größer werdendem Bedarf. Auch der Landkreis Landshut bildet hier keine Ausnahme, zumal auch immer wieder unbegleitete minderjährigen Geflüchtete eine schnelle Anlaufstelle brauchen: Die Bedeutung von Bereitschaftspflegefamilien als Not- und Übergangsunterkunft ist ungebrochen.
Konkrete Erfahrungen haben gezeigt, dass Bereitschaftspflegefamilien eine ganz wesentliche Unterstützung für geflüchtete junge Menschen darstellen und ihnen ein erster Anker im neuen und fremden Land sein können. Die Pflegefamilie Koch berichtet dem Pflegekinderdienst des Kreisjugendamtes Landshut, sich bewusst für die Aufnahme von Jugendlichen mit Fluchterfahrung entschieden zu haben.
Das Zusammenleben mit Adris erforderte ausgesprochen viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl. Die Familie berichtet beispielsweise, dass sie gerne viel über Adris‘ Heimatland und sein Leben dort erfahren wollten. Gleichzeitig wurde ihnen jedoch schnell bewusst, dass diese Konfrontation oft schmerzhaft für Adris war. Deshalb sollte er selbst das Tempo vorgeben, wann und wie er seine belastende Vergangenheit thematisieren konnte. Familie Koch hat positive Erfahrungen damit gemacht, Adris Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten: „Wir mussten auch akzeptieren, wenn er mal zwei Tage nur in seinem Zimmer sein und nur zum Essen rauskommen wollte“ erinnert sich die Pflegemutter.
Adris wohnte vier Wochen bei Familie Koch, als er in eine Einrichtung umziehen konnte, in der auch andere Jugendliche mit ähnlichen Erfahrungen lebten. In dieser Zeit hatte er in Familie Koch enge und wertvolle Bezugspersonen gefunden, zu denen er auch weiterhin Kontakt hält: „Weihnachten hat uns Adris besucht“ berichtet die Pflegemutter Koch freudig. Sie selbst habe viel von Adris gelernt: Zum einen über sein Heimatland und dessen kulinarische Spezialitäten, die Adris auch gerne für Familie Koch zubereitet hat. Zum anderen aber auch über die anstrengende, schlimme und prägende Zeit seiner Flucht vor Krieg und Zerstörung.
Das Beispiel von Familie Koch und Adris zeigt, wie wertvoll die Aufnahme eines oder einer minderjährigen Geflüchteten durch Pflegefamilien sein kann – wertvoll sowohl für die Jugendlichen, als auch für die Pflegefamilien. Zudem zeigt das Beispiel, wie unermesslich wichtig das Engagement von Pflegefamilien für unsere Gesellschaft und das Gemeinwesen ist. Letztlich, welche große Stütze Familien wie die Kochs für eine zielführende Kinder- und Jugendhilfe darstellen.
Das Kreisjugendamt am Landratsamt Landshut ist stets auf der Suche nach Familien, die eines oder mehrere Pflegekinder bei sich aufnehmen wollen. Die sich der verantwortungsvollen und erfüllenden Aufgabe widmen, den Kindern, die am meisten ihrer Hilfe und Fürsorge bedürfen, ein stabiles und liebevolles Umfeld zu bieten.
Falls Sie selbst mit dem Gedanken spielen, Pflegekinder aufzunehmen (mit und ohne Fluchterfahrung), finden Sie nähere Informationen unter www.pflegekinder-landshut.de. Zudem ist das Team des Pflegekinderdienstes am Kreisjugendamt jederzeit erreichbar unter: pflegekinder@landkreis-landshut.de.
*Namen geändert