GRÜN STATT GRAU

So werden Schottergärten wieder lebendig

Urbane Kieswüsten in artenreiche Trockenstandorte umwandeln – Positive Auswirkungen für Menschen, Pflanzen und Tiere

Günstig, pflegeleicht und modern: Schottergärten versprechen vieles. Doch gerade aktuell, bei heißen Temperaturen und starken Regenfällen, zeigen die Steinwüsten in Bayerns Städten und Dörfern ihre Kehrseiten. „Im Sommer wird der Schottergarten zum Glutofen: Die Steine erhitzen sich sehr stark und kühlen auch nachts nicht ab. Zudem steigt das Risiko für Überschwemmungen: Regnet es einmal stark, wie es voraussichtlich in Zukunft noch häufiger vorkommt, steht das Wasser im Schotterbeet, weil es durch den verdichteten Boden nicht abfließen kann“, sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. In einigen Städten wie Erlangen, Würzburg, Nürnberg und Regensburg sind Schottergärten gemäß der Bayerischen Bauordnung bereits verboten. Auch, weil sie ein Fiasko für die Biodiversität sind. Doch das muss nicht so bleiben: Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie es gelingt, aus einem grauen Schotterfeld, ein blühendes Paradies für Vögel, Insekten und Menschen zu schaffen.

Der Mythos Schotterbeete würden Zeit und Geld bei der Gartenarbeit sparen hält sich wacker und ist für viele Menschen der Hauptgrund, beim Hausbau auf einen Steingarten zu setzen. Dabei gehen Steine, Schotter und Pflanzen ins Geld. Und auch pflegeleicht ist die Steinwüste nicht: „Auf Kies und Steinen können sich schnell Moos und Algen ansetzen, was ungepflegt wirkt. Die Schotterflächen müssen außerdem regelmäßig von Blättern und Pflanzenaufwuchs befreit werden. Wird die Fläche nach einigen Jahren unansehnlich, muss sie komplett abgetragen, der Kies gewaschen, das Vlies unter dem Kies erneuert und der saubere Kies wieder aufgelegt werden. Auch das ist teuer, aufwändig und verbraucht Energie“, erklärt Angelika Nelson.

Als Alternative lässt sich ein lebloses Schotterbeet in einigen Schritten zu einem wertvollen Trockenstandort umgestalten, wie er etwa auf Magerwiesen, Schutt- oder Felshängen vorkommt. Er braucht wenig Pflege und Insekten sowie anderen Tiere finden hier Nahrung. „Wer sich den Aufwand einmal macht und seinen Schottergarten in einen blühenden Trockenstandort verwandelt, leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Klimas und der Biodiversität, sondern wird zudem mit dem Besuch unzähliger heimischer Arten belohnt“, so die LBV-Biologin.

Und so geht’s: In einem ersten Schritt müssen Trennvlies oder Kunststofffolie unter dem Schotter entfernt werden. Sie verhindern, dass Wasser versickern kann. und machen es Bodenorganismen unmöglich, an die Oberfläche zu wandern, um abgestorbene Pflanzenreste zu verwerten und Humus aufzubauen. Als nächstes wird Sand auf den Schotter aufgefüllt, damit dort später Pflanzen keimen und wachsen können.

Nun wird der Boden für die Ansaat vorbereitet. Dazu einfach mit einer Schaufel etwa zwei Zentimeter Grünschnittkompost auf die Fläche werfen. Mit einem Rechen wird der Boden anschließend durchmischt, so dass sich Grobschotter, Sand und Kompost vermengen. Nach der Bearbeitung sollte noch Kompost sichtbar sein.

Zum Schluss geht es an die Bepflanzung. Die Fläche wird dafür fein krümelig beharkt und anschließend eine blütenreiche magere Wildblumenwiese eingesät. Zusätzlich können Gartenbesitzende Wildstauden für Trockenstandorte anpflanzen, wie zum Beispiel Steppen-Wolfsmilch, Schafgarbe oder Wildastern. Als i-Tüpfelchen eignen sich eine schöne Baumwurzel, Sitzsteine aus Naturstein oder Vogel- und Insektennisthilfen. „Nun heißt es nur noch: Zurücklehnen und die Natur mit all ihren Vorteilen genießen. Die Vegetation filtert feine Staubpartikel über ihre Blätter aus der Luft und dämpft den Lärm. So schläft es sich an heißen Sommertagen mit offenem Fenster gleich viel besser“, sagt Angelika Nelson.

Foto:
LBV/Birgit Helbig

 

weitere Beiträge