LANDTAGSWAHL 2023: Johannes HUNGER (Grüne) im INTERVIEW

DIESUNDDAS:

Herr Johannes Hunger: Sie sind noch sehr jung und deshalb ist anzunehmen, haben Sie auch wenig Lebenserfahrung. Wer oder was hat Sie ermutigt als Kandidat der Grünen, für den Bayerischen Landtag zu kandidieren?

Johannes Hunger:

Ich bin davon überzeugt das gute Politik auch von verschiedenen Perspektiven profitiert. Ich werde mich im Bayerischen Landtag für die Zukunft meiner und kommender Generationen einsetzen. Für uns ist die Klimakrise die Zukunftsfrage. Das ist mir am 29. Juni 2021 nochmal so richtig bewusst geworden. Das war der Tag als Landshut von diesem Starkregenereignis getroffen wurde und in Minuten die Altstadt unter Wasser stand. Bei der nächsten Landtagswahl 2028 ist zu spät, um mit Klimaschutz in Bayern anzufangen und Bayern so kommenden Generationen zu erhalten.

 

Im Stimmkreis Landshut, dem Sie zugeordnet sind, bewerben sich viele Kandidatinnen und Kandidaten aus den verschiedenen politischen Lagern. Mit welchen Argumenten erklären Sie den Wählerinnen und Wählern, dass die von Ihnen praktizierte Politik mehr trägt, als die von ihren konkurrierenden Kandidaten und Kandidatinnen.

J. Hunger:

Ich trete zu dieser Landtagswahl an für Klimaschutz und Politik mit Anstand. Zu Klimaschutz habe ich vorher schon ein bisschen was gesagt. Politik mit Anstand ist für mich entscheidend in Zeiten, wo Populismus, Rechtsextreme immer mehr zunehmen.

Ich trete dafür an, weil ich überzeugt bin, dass Politik auf Faktenbasis miteinander um die besten Lösungen ringen sollte. Nicht leere, unhaltbare Versprechungen machen sollte und auch nicht mit Hass und Hetze arbeiten sollte.

 

Wie bewerten Sie den Wirtschaftsstandort Niederbayern bei der momentan nicht so rosigen Wirtschaftslage und welche Maßnahmen würden Sie ergreifen, sollten Sie in den Landtag gewählt werden, um die Wirtschaft bald wieder in Form zu bringen?

J. Hunger:

Ich sehe im Großen und Ganzen die wirtschaftliche Zukunft in Niederbayern gut. Wir haben innovative Unternehmen und Forschung. Ob das jetzt Wärmepumpen aus Niederbayern sind, oder niederbayerische E-Autos oder die Forschung im Wasserstoffzentrum, wir sind gut für die Zukunft gerüstet. Sorge macht mir die Energieversorgung. Unsere Wirtschaft braucht in Zukunft und auch heute schon viel Strom. Die nötigen Leitungen aus dem Norden wurden lange von der Staatsregierung verzögert und selbst ist die Staatsregierung auch wenig in den Ausbau der Erneuerbaren gegangen. Das möchte ich ändern.

 

Gerade die Mittelständische Wirtschaft klagt über riesige Probleme, die sie bewältigen müssen. Mit welchen Mitteln würden Sie den Menschen, die ein Mittelständisches Unternehmen führen, helfen?

J. Hunger:

Grade mit Bürokratie-Abbau kann dem Mittelstand geholfen werden, aber auch mit günstiger Energie aus Erneuerbaren Energien. Außerdem wollen wir dem Mittelstand helfen die Fachkräfte zu bekommen, die sie so dringend brauchen, mit einem modernen Einwanderungsrecht auf Bundesebene und praktikabler Vermittlung. Mit sogenannten Welcome Centern auf Landesebene wollen wir zugewanderten Fachkräften ermöglichen sich schnell in Bayern einzufinden und so einen guten Start ins Arbeitsleben und in Bayern zu haben.

 

Viele Politiker und Politikerinnen rufen in der „Vorwahlzeit“ nach Abbau der Bürokratie, wo würden Sie damit beginnen diesen Abbau zu starten?

J. Hunger:

Bei diesem Versprechen lohnt es sich nachzuhaken. Schließlich hatten viele Politiker*innen auch schon lange die Möglichkeit diesem Ruf selbst zu folgen.

Ich hätte einige Ideen, wo man konkret ansetzten könnte. Zum einen bei der Standardisierung und Digitalisierung von Netzanschlussbegehren oder bei einer Artenschutzrechtlichen Prüfung von Windvoranggebieten durch den Staat.

Und das sind jetzt nur zwei Beispiele aus dem Bereich Energie, die wir gerne anpacken wollen. Bei den anderen Bereichen gibt es auch viel zu tun. Wichtig ist das zu tun und nicht nur drüber zu reden.

 

In der Gesellschaft wird das Wort „Gender“ sehr häufig diskutiert und auch in Anspruch genommen. Ich gehe davon aus, dass Sie als „Grüner“ für das „Gendern“ plädieren. Warum sollte sich die Gesellschaft Ihrer Meinung nach, der zum Teil politischen Vorgabe, unterordnen oder zumindest anpassen?

J. Hunger:

Mein einziges Plädoyer ist: „Lasst jede und jeden sprechen, wie sie mag.“ Ich habe den Eindruck niemand redet so häufig übers Gendern wie Markus Söder. Ihm macht das scheinbar eine unglaubliche Angst. Manch anderer in der Union denkt sogar über ein „Genderverbot“ nach. Solche Sprechverbote wird es nicht mit mir geben.

 

In ihrem Wahlprogramm steht: „Konsequent unser Klima schützen“. Was bedeutet das für die Bürgerinnen und Bürger in Bayern und wie sollten Sie darauf reagieren?

J. Hunger:

Wir werden Bayern auf den 1,5°-Pfad führen, um so die Lebensgrundlagen und das schöne Bayern für künftige Generationen zu erhalten. Klar ist, dass dafür Änderungen notwendig sind. Wer etwas anderes verspricht, ist unehrlich. Für uns ist aber auch klar, wir lassen dabei niemanden zurück. In der Bayerischen Verfassung steht: „Bayern ist ein Sozialstaat“ Dieses Versprechen werden wir Grüne auch beim Klimaschutz einlösen.

 

Welchen Ausschüssen oder Beiräten des Bayerischen Landtages würden Sie als Abgeordneter gerne angehören oder wären für Sie erstrebenswert?

J. Hunger:

Ich möchte ein Bayerisches Klimaschutzgesetz verabschieden, dass die Klimakrise einbremst und gegen ihre Folgen, wir werden nicht alle verhindern können, vorbereitet. Dafür werden wir viel im Umweltausschuss arbeiten müssen, aber auch im Wirtschaftsausschuss.

 

Das Regierungsprogramm 2023 bis 2028 der CSU lautet: „In Bayern lebt es sich einfach besser“. Was setzen Sie diesem Slogan entgegen?

J. Hunger:

Dem muss ich nichts entgegensetzten. Ich möchte nur ergänzen: „Damit das so bleibt, wird es Zeit die Herausforderungen wirklich anzupacken.“ Sonst kann die CSU den Spruch bei der nächsten Wahl nicht mehr plakatieren. Wenn wir Bayern bewahren wollen, dann werden wir der Klimakrise begegnen müssen.

 

Sie sind nicht nur Politiker, sondern natürlich auch Privatmensch. Ihr Privatleben wird als Landtagskandidat sicherlich als sehr begrenzt einzustufen sein. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

J. Hunger:

Natürlich ist so eine Landtagskandidatur auch zerrend und manch anderes Treffen mit Kommilitonen oder mal ein Besuch im Schwimmbad fällt da zurzeit hinten runter. Trotzdem macht mir der Wahlkampf Spaß. Besonders freut mich mit so vielen Menschen zu sprechen. In meinen Gesprächen merke ich immer wieder die meisten Menschen haben die aktuellen Herausforderungen, wie die Klimakrise, erkannt und sind bereit mit anzupacken. Jetzt brauchen wir nur noch eine Staatsregierung, die es auch ist.

 

Danke für Ihre Auskünfte, Herr Johannes Hunger

Interview führte:
H.J. Lodermeier, Herausgeber und Chefredakteur  von DIESUNDDAS-Onlinejournal

 

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