Heimreise
„Wer lebt – sieht viel // Wer reist – erlebt viel“
Wir traten jetzt die Heimreise an, es lagen ca. 1.500km zzgl. Fähre vor uns und wir hatten dafür 3 Tage eingeplant. Unser erster Zwischenstopp war in Crawley, nahe dem Gatwick Airport, geplant, weil wir unsere Heimreise dort noch mit einem Abendessen bei sehr guten Freunden verbinden wollten. Unterwegs an einer Service Station, als wir gerade damit beschäftigt waren eine loses Positionslämpchen am Moggy provisorisch zu befestigen, wurden wir von einem Passanten wie so oft, sehr charmant angesprochen und auch nach unserem Moggy und unserem nächsten Etappenziel befragt.
Als wir Ihm Crawley nannten reagierte er ungläubig staunend mit dem wohl gemeinten Hinweis, dass man doch nicht freiwillig dorthin fahren kann:
Nach einem sehr schönen Abend, zusammen mit unseren Freunden in Crawley, machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Dover zu unserer Fähre nach Calais, welche wir für die Mittagszeit gebucht hatten. Außer einer einstündigen Wartezeit an der Border Control, dem Brexit sei Dank, verlief wieder alles nach Plan und wir reihten uns in der Lane 195 (!) auf dem riesigen Fährgelände ein. Dank dem Priority Boarding waren wir fast die Ersten an Bord und somit auch die Ersten von Bord, Top! Nach dem Anlegen in Calais war richtig Kilometer Fressen angesagt, wir fuhren über Ostende an Brüssel vorbei nach Aachen, was wir uns für die Übernachtung auserkoren hatten. An diesem Tag fuhren wir von England kommend durch Frankreich, Belgien und Holland, bevor wir in Aachen ankamen. Fünf Länder an einem Tag zusammen mit dem Moggy werden wir so bestimmt nicht mehr wieder erleben, das war schon sehr speziell. Back home again in Deutschland, dieses Ereignis würdigten wir dann an einem lauen Sommerabend bei einem herausragend guten Italiener am historischen Rathaus mit Blick auf den Dom. Wir belohnten uns dort für die Strapazen des Tages mit Seeteufel auf Meeresfrüchte Risotto, Penne Lisce im Gorgonzolarahm mit getrockneten Tomaten, einer frisch gerührten Zabaione und das Ganze begleitet vom einer herrlichen Flasche CCL, Rampolla 2011. Diese Beschreibung darf einfach nicht fehlen, weil wir von dieser Momentaufnahme in Aachen sehr begeistert waren, vielleicht auch nach oder wegen unserer wochenlangen Kulinarik in UK.
Als Kontrastprogramm dazu nahmen wir noch einen Absacker in einer kleinen Kneipe in Form von Kölsch zu uns und genossen dort auch noch die sehr sympathische und unkomplizierte Ansprache von lebenslustigen und sehr geselligen Rheinländern.
Frisch gestärkt und bei bester Laune nahmen wir am nächsten Morgen bei bedecktem Himmel, dies hatten wir jetzt schon lange nicht mehr erlebt, den Endspurt unserer Moggy Tour in Angriff. Die Strecke führte uns vorbei an Köln, dort kam auch wieder die Sonne raus, über Frankfurt und Würzburg in Richtung Heimat. Wenn man sich nach so einem Trip wieder seiner Heimat nähert, dann ist auch dies mit sehr angenehmen Emotionen verbunden.
Am 1. Juni um 18 Uhr trafen wir wohlbehalten zuhause ein. Hinter uns lagen 3.806 Kilometer unfallfreie Fahrt, nur eine grössere Panne, 5 Fähren, tolle Erlebnisse, viele Begegnungen mit sehr netten Leuten und …… 2,5 Wochen ohne Regen bei angenehmen Temperaturen und fast durchgehendem Sonnenschein!
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, dafür sind wir auch sehr dankbar!
Sum Up – Take Aways
Was bleibt uns nach dieser Tour ganz besonders in Erinnerung, was haben wir erlebt, was wir in dieser Form vorher so noch nicht kannten?
- Die Briten sind ein sehr herzliches Volk, immer hilfsbereit, angenehm entspannt, lebenslustig, positiv und bewundernswert geduldig.
- Das Fahrverhalten dort ist viel entspannter als bei uns, wir sind z.B. auf unseren vielen Kilometern über Landstrassen nicht ein einziges Mal überholt worden! Wir bitten aber darum aus dieser Tatsache keine, falschen Rückschlüsse auf unseren eigenen Fahrstil zu ziehen.
- Die Briten sind die Hunde Nation No.1, wir haben noch nie so viele Hunde gesehen, und selbst die Hunde dort scheinen deutlich entspannter zu sein wie bei uns.
- Die aggressivste Spezies dort sind definitiv die Möwen, welche sogar Kinder mit Eis oder Chipstüten gnadenlos attackierten. Vor diesen F***ing Sculls wird auch auf extra Hinweisschildern gewarnt.
- Die Autolacke sind von deren Hinterlassenschaften zum Teil schwer gezeichnet, wir haben daher auch den Moggy bei kleineren Zwischenstopps immer abgedeckt, um keine Entladungen von Sculls im Innenraum zu riskieren.
- Die Straßen sind zum Teil in einem sehr schlechten Zustand, die Motorways haben keine Pannenstreifen, wenn da der Moggy gestreikt hätte, dann wären wir in deep shit gewesen, weil dort auch die LKWs ordentlich durchziehen. Auffällig waren auch die vielen Tierkadaver, welche anscheinend nicht entsorgt werden und somit dort verwesen.
- In den Städten sieht man leider auch sehr viel Elend und Obdachlose
- Die Insel ist beeindruckend grün, wir haben sehr viele, wunderschöne Orte gesehen, welche zum Teil auch ein karibisches Flair ausstrahlten, was man so eigentlich in Great Britain nicht erwartet. Südwales, die Grafschaft Devon und Cornwall sind sehr empfehlenswerte Reiseziele.
- An den Rechtsverkehr kann man sich schnell gewöhnen, die vierspurigen Roundabouts sind sehr anspruchsvoll, speziell um sich auch richtig einzuordnen, manchmal ist auch eine Ehrenrunde sehr hilfreich gewesen.
- Ein gutes Team Work ist extrem wichtig: Pilot – CNO – Moggy! Eine gute und entspannte Stimmung im Cockpit, auch in kniffligen Situationen, ist dem Genussfaktor bei einer solchen Tour sehr zuträglich.
- Die Kulinarik in UK ist fallweise besser als Ihr schlechter Ruf, richtig frische Fish&Chips, Scones und Cornish Pasties können Highlights sein. Das Frühstück dort ist meistens ein Traum, das Leben danach ohne den herrlichen Breakfast Tea wird für uns nicht einfach werden.
- Unser Wettergott war sensationell, wir hatten nicht einmal (!) Regen – und das in England -, fast durchgehenden Sonnenschein und konstant angenehme Temperaturen um die 20 Grad.
- Das Preisschild für unseren treuen Moggy nach dieser Tour steht definitiv auf unverkäuflich! Er bekommt jetzt auch den dringend, nötigen „Technischen Spa“ zur Belohnung. Nach unserem Coming Home steht im September der KitzMog an, da wollen wir doch unbedingt wieder mit von der Partie sein.
Autor und Fotos:
Wilfried Gschnaidinger