Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich im Jahresgespräch mit Krankenhausdirektor Uwe Böttcher
Mainkofen. Als man vor einem Jahr hier zusammensaß, waren die Aussichten auf das Jahr 2023 recht düster. Preissteigerungen bei den Energiekosten sowie infolge der Inflation wurden genauso befürchtet wie ein sich weiter zuspitzender Fachkräftemangel. Im Rückblick aber lief das Jahr 2023 am Bezirksklinikum Mainkofen besser als gedacht, stellten Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Krankenhausdirektor Uwe Böttcher fest.
„Das Ergebnis großer Anstrengungen und guter Arbeit“, lobte Heinrich die neuen Wege in Sachen Mitarbeiterakquise. 250 neue Mitarbeiter wurden eingestellt, damit wächst die Klinik (Renteneintritte oder Mutterschutz abgezogen) insgesamt um 60 Köpfe an. Statt Personalverwaltung setze man verstärkt auf Personalmanagement und mache unter anderem mit einem kreativen Social-Media-Kanal für den Pflegeberuf in Mainkofen Werbung.
Um junge Ärzte zu gewinnen, setzt man auf ausländische Bewerber, die zunächst als ärztliche Hospitanten Teil des Klinikalltags sind, um die Sprache zu lernen und das deutsche Gesundheitswesen kennenzulernen. Nach der Fachsprachenprüfung können sie als Assistenzärzte eingestellt werden und sind so bereits vor Ort eingearbeitet. Auf mehr inländische Bewerber hofft Uwe Böttcher, wenn der Medizincampus Niederbayern Gestalt annimmt. „Dann gilt es, die jungen Ärzte von uns zu überzeugen“, so Böttcher, der meinte, dass in Sachen Ärztemangel die „Durststrecke noch etwas anhalten wird“, man aber „guter Dinge und positiv gestimmt“ sei.
Dank rund 3 Millionen Entlastungsbeiträgen vom Bund bei den Energiepreisen falle das Defizit in 2023 weit geringer aus als befürchtet. Da aber 80 Prozent der Kosten der Klinik auf das Personal entfallen, schlagen die tarifbedingten Lohnerhöhungen in 2024 kräftig zu Buche. Denn von den 10,54 Prozent Lohnsteigerungen würden nur 5 Prozent über das Budget refinanziert. „Den Rest müssen wir aus den Rücklagen entnehmen“, so Böttcher, der sich mit einem stabilen Personalstamm aber gleichzeitig für die Zeit rüsten muss, wenn ab 2026 laut neuer Richtlinie Sanktionen drohen, sollte nicht in allen Bereichen 90 Prozent des für die Behandlung erforderlichen Personals vorgehalten werden.
Bei dem Gespräch wurden auch die Pläne im Zuge der Krankenhausreform und ihre Auswirkungen auf Mainkofen besprochen, die jedoch laut Böttcher noch nicht vollends abzusehen sind. Hier hofft man auf den Gestaltungsspielraum der Länder, die die Versorgungsstrukturen vor Ort besser einzuschätzen wissen als der Bund, so Heinrich.
Neu ist in diesem Jahr auch ein Projekt angelaufen, bei dem angehende Pflegekräfte aus Tunesien angeworben wurden und nun in Mainkofen ihre Ausbildung begonnen haben. „Es läuft gut, aber es bringt gerade sprachlich auch neue Herausforderungen für das Personal mit sich“, resümierte der Krankenhausdirektor, der gleichzeitig eine Erweiterung der Pflegeschule andenkt, um künftig noch mehr Pflegefachkräfte vor Ort auszubilden. „Bisher ziehen alle an einem Tischtuch, das immer zu kurz ist. Wir brauchen in der Region insgesamt mehr Mitarbeiter in dem Bereich.“
Die richtigen Weichen gilt es 2024 auch im Hinblick auf den Medizincampus Niederbayern zu stellen. „Wir müssen uns bestmöglich darauf vorbereiten, wenn ab 2028 die Studenten die verschiedenen Fachbereiche in unserem Haus durchlaufen.“
Die eigenen Möglichkeiten zu nutzen, um sich gut für die Zukunft aufzustellen, ist aus Sicht des Bezirkstagspräsidenten die beste Strategie in diesen turbulenten Zeiten. „Auch wenn die Probleme nicht sofort zu lösen sind, müssen wir heute schon aktiv Schritt für Schritt an Lösungen arbeiten.“ Das Jahr 2024 wird ganz im Zeichen dieser für die Zukunft wichtigen Weichenstellungen stehen, waren sich beide am Ende des Gesprächs einig.
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