POETISCHES von Oskar STOCK: „Martinstag“ – „Jägerlatein“

Martinstag

 

Lustig, frohe Kinderscharen,
die Laternen hoch empor,
eifrig Martinslieder singend,
ziehen zur Kirche, stehen davor.
Lichterreigen, Herzenswärme,
weit geöffnet Aug’ und Ohr,
Nächstenliebe, freudig teilen,
so klingt hell der Kinder Chor.

 

Oskar Stock

 

Jägerlatein

 

Zwei Jagdfreunde, der Hans und Tom,
im Hochsitz auf der Wiesen,
die warteten seit Stunden schon,
um einen Hirsch zu schießen.
Der Wald war einen Steinwurf weit,
die Büchse in den Händen;
so lugten sie geraume Zeit,
ihr Waidwerk zu vollenden.
Es duftete das Tannengrün,
das Blattwerk schimmert golden,
wobei schon leichte Nebel ziehn,
durch den Herbst, den holden.
Auch schmerzte schon ihr Hinterteil,
vom allzu langen Sitzen;
doch sahen sie keinen Hirsch derweil,
durchs Unterholz hier blitzen.
Da kam ein Liebespaar daher,
sich haltend tief umschlungen;
es küsste sich und noch viel mehr,
was ihm auch gut gelungen.
Das Gras war nass, doch einerlei,
wenn es nur lang so bliebe;
vergessen war die Jägerei –
was ist ein Hirsch schon gegen Liebe.
Oskar Stock

Foto: O. Stock priv.

 

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