Mit dem bundesweiten Aktionstag am 20. Juni unter dem Titel „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ machen die Kliniken in Deutschland auf ihre verheerende wirtschaftliche Situation aufmerksam. Auch das Klinikum Landshut, die LAKUMED Kliniken und das Kinderkrankenhaus St. Marien sind durch immense inflationsbedingte Kostensteigerungen und fehlende Refinanzierung betroffen.
„Wir schließen uns dem Protest und dem Aktionstag an, weil wir endlich wieder Verlässlichkeit bei der Finanzierung der Kliniken benötigen. Es kann nicht sein, dass die klinische Versorgung auf derart wackligen Beinen steht. Die jetzige Situation geht zulasten unserer Patientinnen und Patienten, aber auch unserer Beschäftigten“, so die Verantwortlichen der Krankenhäuser. „Wir müssen weg von immer neuen Hilfspaketen und Sonderzahlungen, die einfach nicht nachhaltig sind und die die inflations- und tarifbedingten Kostensteigerungen nicht auffangen“, so André Naumann, Vorstand am Klinikum Landshut. „Die Krankenhäuser benötigen verlässliche Sicherheit für Krankenhausträger, Beschäftigte aber auch und vor allem für Patientinnen und Patienten. Außerdem müssen sie von bürokratischen Hürden, die den Fachkräftemangel nur noch verschlimmern, verschont werden“, betonte Prof. Dr. Johannes Schmidt, ärztlicher Vorstand der LAKUMED Kliniken. Bernhard Brand, Geschäftsführer im Kinderkrankenhaus ergänzt: „Das ewige Jammern und Betteln um ein höheres Budget muss ein Ende finden – wir brauchen eine verlässliche und ausreichende Finanzierung. Eltern und deren Kinder – wir alle – erwarten eine Behandlung auf höchstem Niveau – unabhängig vom Budget einer Klinik.“
Die Krankenhauschefs sind sich einig: „Wenn politisch nicht gehandelt wird, erleben wir einen eiskalten Strukturwandel mit verheerenden Auswirkungen für die Versorgungssicherheit.“ Schon im Herbst haben die Kliniken deutschlandweit auf ihre wirtschaftliche Notlage aufmerksam gemacht.
Jede Stunde kommen 142.916 € rechnerisches Defizit in den bayerischen Krankenhäusern dazu. Diesen Wert hat die Bayerische Krankenhausgesellschaft (BKG) für das Jahr 2023 errechnet – Tendenz weiter steigend. Auch der bayerische Krankenhaustrend prognostiziert für ca. 90% der Krankenhäuser ein Defizit für das aktuelle Jahr. Bis die große Krankenhausreform wirklich greift, müssen Klinikschließungen in den Krankenhäusern vermieden werden, damit die Versorgungssicherheit überall im Land gesichert ist. Das Krankenhaussystem benötigt eine verlässliche und nachhaltige Finanzierung, die die Kliniken aus der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheit herausholt.
Inflation trifft Kliniken mit voller Wucht
Anders als die meisten Unternehmen können die Krankenhäuser ihre Preise nicht an die Inflationsentwicklung anpassen: Die Preissteigerungen der Kliniken sind für das Jahr 2023 bei 4,3 Prozent gesetzlich gedeckelt. Die Inflation liegt aber weit darüber – inflationsbedingte Mehrkosten, wie bei Material, externen Dienstleistern, Lebensmitteln usw. treffen die Kliniken deshalb mit voller Wucht.
Zahlreiche Beispiele für immense Preissteigerungen liefert die Apotheke am Klinikum: Bei diversen Blutdrucksenkern und Entzündungshemmern, also Standardmedikamente, die tausendfach im Jahr verabreicht werden, sind die Tagestherapiekosten seit letztem Jahr um rund ein Drittel gestiegen. Die Einkaufsabteilung der LAKUMED Kliniken nennt als Beispiele außerdem Schutzauflagen und andere auf Zellstoff basierende Produkte. Hier haben die Lieferanten ihre Preise um bis zu 93 Prozent erhöht. Als drei wesentliche Inflationstreiber kommen hierbei die Verteuerung der Rohstoffe sowie der Transport- und Energiekosten zum Tragen.
Zu den Kostenbelastungen gehört auch die nur teilweise gesicherte Refinanzierung der Tarifsteigerungen. Und für 2024 sind nach dem Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst weitere Kostensteigerungen absehbar. „Die Tarifsteigerung haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als verdient. Die Finanzierung muss jedoch gesichert sein – das können die Häuser nicht aus sich selbst heraus leisten“, so die Landshuter Krankenhäuser.