Europa, noch nie so wichtig wie heute

Auf sehr reges Interesse stieß der Vortragsabend mit dem Titel „Die Zeitenwende, ein Stresstest für uns alle – Betrachtung eines Reisenden“, der durch die Europa-Union, Kreisverband Landshut, im Hotel Rosenhof in Ergolding organisiert wurde. Als Referent konnte Tobias Kurzmaier aus München, national und international tätiger Fachjournalist, gewonnen werden.

Kreisverbandsvorsitzender der Europa-Union, Anton Freiherr von Cetto, freute sich angesichts des großen Zuspruchs zu dieser Veranstaltung und konnte unter anderem Landtagsabgeordneten Helmut Radlmeier, sowie Konsul Andreas Haidenthaler vom österreichischen Generalkonsulat (Handelsabteilung) begrüßen.

Tobias Kurzmaier begeisterte daraufhin mit einem interessanten wie gleichermaßen bewegenden Vortrag, geprägt von vielen Eindrücken, Freundschaft, Aufatmen, Hoffnung und Bangen, Demut, humanitärer Hilfe, aber auch Ohnmacht, Angst und auch trauriger Realität. Er berichtete von seinen Reisen, die nicht jeder auf sich nehmen würde, wie beispielsweise in die Favelas in Rio de Janeiro, Minsk oder Aserbaidschan.

Kurzmaier berichtete lebendig und stellte dabei auch wiederkehrend den europäischen Gedanken und die Wichtigkeit der Europäischen Union ins Rampenlicht. Einen großen Raum nahmen seine Erlebnisse vor und zu Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine ein. Er berichtete wie er als Vorsitzender des Aktionskreises für Wirtschaft, Politik und Wissenschaft e.V. die Vorabendveranstaltung zur Münchener Sicherheitskonferenz mitorganisierte. Er plante, Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, als Gastredner für die Konferenz zu gewinnen, der auch zusagte. Wenige Tage vor der Sicherheitskonferenz stand der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bevor. Die Gäste waren gebannt und lauschten den Ausführungen, wie es Klitschko trotz zahlreicher Widrigkeiten nach München schaffte. Dies aber mit einem sehr angespannten und unruhigen Gefühl, wie Kurzmeier berichtete. Klitschko sagte demnach: „Ich sitze hier beim Abendessen in München, aber was ist, wenn Putin genau jetzt angreift und ich nicht in meiner Stadt und bei den Menschen in Kiew bin?“.

In seinen weiteren Ausführungen berichtete der Redner noch zu weiteren Geschehnissen mit Klitschko und die gefundene Freundschaft. Wenige Tage nach Klitschkos Rückkehr in die Ukraine griff Russland die Ukraine an. Auch in dieser Zeit und in der Zeit danach hatte Kurzmeier Kontakt mit Klitschko. Er berichtete von den gemeinsamen bewegenden Gesprächen, Eindrücken und vor allem auch Gefühlen. Ein Krieg in Europa: Für die gesamte Welt begann, so der Redner weiter, damit nach Corona ein neuer Stresstest. Die Ukraine verkörpere nach seinen Erfahrungen gelebtes Europa, zumal er dort stets Freiheit, Menschenrechte und Pluralismus erlebt habe. Weiter berichtete er von seinen umfangreichen Spendenaktionen für die Ukraine, der damit verbundenen Bürokratie aber auch Dankbarkeit. Für sein Engagement wurde Tobias Kurzmaier von Vitali Klitschko letztendlich die Ehrenwürde der Stadt Kiew verliehen. Viele Länder die er bereits habe, verbinde eines, so Kurzmaier: Die zumeist offenkundige Unterstützung der Ukraine. Dieser länderübergreifende Zusammenhalt bestärke ihn.

Im weiteren Verlauf ging der Redner auf weitere europäische Themen ein, wie beispielsweise die vorherrschende prowestliche beziehungsweise proeuropäische Stimmung in Moldau und die dortige Angst, ebenfalls von Russland angegriffen zu werden. Insgesamt zu Europa stellte er fest: Das Verständnis vom Verhältnis Mensch und Staat, die in Europa größtenteils gepflegt werde, sei einzigartig, wertvoll und absolut zu verteidigen. Die europäische Staatskultur und deren inneren Identität sei, nach einem Zitat von Papst Benedikt XVI, aus dem Gottesglauben Israels, der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms entstanden. Dies sei, so Kurzmaier, exakt das Staatsverständnis unseres Grundgesetzes und auch das Staatsverständnis der Europäischen Union. Dennoch brauche Europa Erneuerung, quasi eine Frischzellenkur verordnet auf Basis von Freiheit, Schutz und Fortschritt. Denn Europa sei Zukunft und war noch nie so wichtig wie heute.

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Tobias Kurzmaier (2. von rechts) begeisterte mit einem interessanten Vortrag. Kreisvorsitzender der Europa-Union Anton Freiherr von Cetto (links), Konsul Andreas Haidenthaler vom österreichischen Generalkonsulat (2. von links) und Landtagsabgeordneter Helmut Radlmeier (rechts) waren – wie auch die vielen Gäste – begeistert.
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Büro v. Cetto

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