POETISCHES VON Oskar STOCK: „Buch meines Lebens“ – „Das letzte Wort“

Buch meines Lebens

 

Schlag ich das Buch des Lebens auf,
ist meine Kindheit obenauf;
ich seh‘ mich noch als kleiner Bub,
und hatte Spielzeug, viel genug.
Erblicke Schule und die Lehre,
dass sich fortan mein Geist vermehre;
seh‘ eine hübsche, nette Maid,
die ich alsdann zur Frau gefreit.
Ich schlage weiter, Blatt für Blatt,
dies Buch viel Schönes mir zu sagen hat;
Berufserfolg, die Tochter mein,
statt Regen durchwegs Sonnenschein.
Von Krankheit weiß dies Buch nicht viel,
das älter werden ist mein Ziel,
mit Optimismus und voll Liebe;
wenn nur mein Lebensbuch so bliebe.
Ich blättere weiter, Freude, Geld,
geh‘ drum vergnügt durch diese Welt,
im Garten blüht es und es grünt;
womit hab‘ ich denn das verdient?
Oskar Stock

Das letzte Wort

 

Ein Mann beschwert sich bei seiner Frau:
„Du sprichst zuviel, ich weiß genau.
Und außerdem hast du stets das letzte Wort,
und beharrst darauf in einem fort.“
Da spricht die Frau zu ihrem Mann:
„Man dies auch anders sehen kann.
Wenn ich was sag’, zwar oft zu dir –
und du bist still, was kann ich dafür?“
Oskar Stock
Foto: Stock priv.

 

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