POETISCHES von Oskar Stock: „Herbstgefühle“ – „Die letzten Rosen“ – „Das Vergehen“

Herbstgefühle

 

Wenn die Tage kürzer werden …

und die Unterhosen länger,

zieht der Maler Herbst ins Land,

und das Jahr wird immer enger.

Blätter fallen, bleiben liegen,

auf den Straßen und den Wegen;

jetzo heißt es reinemachen,

und das bunte Laub zu fegen.

Auch der Garten wartet sehnlichst

auf das Ernten und den Spaten;

und mit Blasen an den Händen,

tut man dies, wenn auch auf Raten.

Und wir pflegen uns’re Schwielen,

mimen herbstliches Getue;

hoffentlich kommt bald der Winter,

und wir finden wieder Ruhe.

Die letzten Rosen

 

Raureif,

die Blätter, rar,

im kühlen Wind,

es fröstelt gar,

stille Pracht,

Wehmut im Sinn,

der erste Frost,

Vergehen, dahin.

Das Vergehen

 

Der Mensch ist wie ein welkes Blatt,

im frühen Herbst verdörrt,

vom Tod mit Unerbittlichkeit

im Lebenswerk gestört;

ist wie das Pendel einer Uhr,

das still nach unten zeigt,

und wie ein Baum im sanften Wind,

der sich gen Boden neigt.

Foto:
Oskar Stock priv.

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