Bundesministerin Ekin Deligöz: „Es braucht eine ganze Stadt um Kinder zu erziehen!“

Landshut hat als einzige deutsche Stadt den Zuschlag im EU-UIA-Programm erhalten.

In der Sparkassen Arena fand am Donnerstag, 4. Mai 2023 die offizielle Eröffnungsfeier des EU Projekts „home and care“ statt. Die EU unterstützt das Projekt über vier Jahre mit rund 5 Mio. Euro.

Oberbürgermeister Alexander Putz bezeichnete es als eine große Ehre, die Parlamentarische Staatssekretärin und Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ekin Deligöz, den Bayerischen Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Christian Bernreiter, den Regierungspräsidenten Rainer Haselbeck, den Sozialreferenten Dr. Matthias Kurbel, führende Vertreterinnen und Vertreter der Projektpartner sowie die politischen VertreterInnen der Stadt, zu den Feierlichkeiten zu diesem Projekt, in der Sparkassen Arena begrüßen zu dürfen. Er bedankte sich bei allen, die dazu beigetragen haben, dass Landshut die einzige Stadt in Deutschland ist, der diese Förderung zu Teil wurde.

Das EU-Projekt soll zur nachhaltigen Sicherung der sozialen und finanziellen Stabilität von Alleinerziehenden und Kindern in der Stadt Landshut beitragen. Nach drei Jahren Konzeption, Planung und Bau hat „home and care“ im vergangenem Herbst seinen Betrieb aufgenommen. Derzeit leben und arbeiten 10 Single-Mütter aus Gesundheitsberufen mit 10 Single-Müttern aus Erziehungsberufen Tür an Tür und unterstützen sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung, die gerade wegen der in den Gesundheitsberufen zumeist erforderlichen Schichtarbeit für viele Alleinerziehende eine große Herausforderung darstellt. Das Konzept ermöglicht es den Müttern, eine Ausbildung zu absolvieren oder ihrer Erwerbstätigkeit nachzugehen, während ihre Kinder im Haus in vier Großtagespflegen betreut werden.

OB Putz betonte, dass dieses Projekt zustande gekommen sei, sei eine große Ehre für die Stadt Landshut. Ganz besonders bedankte sich Putz bei der Ideengeberin, Frau Ele Schöfthaler, die leider nicht anwesend sein konnte, für dieses Projekt. Die vier Themen die zur Diskussion standen waren digitaler Wandel, nachhaltige Landnutzung, Sicherheit in der Stadt und städtische Armut. Die Idee von Frau Schöfthaler sei in diesem Bereich angesiedelt, so Oberbürgermeister Putz. OB Putz erwähnte auch Stadtrat Schnur, der vor Jahren einen Antrag an den Stadtrat in dieser Sache gestellt habe.

Ab September 2019 begannen in der Stadt Landshut die Planungen für das EU-Projekt „home and care“ zur Verwirklichung eines innovativen Konzeptes zur Armutsrisikobekämpfung von Alleinerziehenden. Die EU unterstützt das Projekt über vier Jahre mit rund 5 Mio.Euro.

Das Projekt „home and care“, das ein spezielles Arbeits- und Kinderbetreuungsangebot für Alleinerziehende bietet, hat die Stadt Landshut gemeinsam mit sieben lokalen Partnern entwickelt, und damit als einzige deutsche Stadt den Zuschlag im EU-UIA-Programm erhalten.

Das Projekt richtet sich an Alleinerziehende, die in Pflegeberufen oder in der Kinderbetreuung tätig sind. Diese Personengruppe steht vor besonderen Herausforderungen, da zum einen in ihrem Arbeitsfeld ein eklatanter Personal- und Fachkräftemangel herrscht und damit die berufliche Belastung zunimmt, zum anderen sind sie durch die Alleinerziehung privat stark belastet. Diese Situation führt zu einem hohen Arbeitsrisiko, da die fehlende Möglichkeit einer Vollzeitbeschäftigung die finanzielle Absicherung im Alter reduziert. „home and care“ bietet Alleinerziehenden, die erwerbstätig sein und nicht von Sozialhilfe leben wollen, eine Perspektive.

Eine neue Form der flexiblen Kinderbetreuung, die es Alleinerziehenden ermöglicht, eine Ausbildung zu absolvieren oder einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, trägt den Bedürfnissen der Kinder Rechnung. Gefördert wird ein Gebäude, in dem alleinerziehende  Pflegekräfte und Tagesmütter „Tür an Tür“ wohnen. So ist die Betreuung der Kinder auch bei Schichtarbeit möglich, ohne dass ein Kind aus seinem gewohnten Umfeld gerissen werden muss. Zusätzlich befinden sich vier Großtagespflegestellen im Erdgeschoß der Gebäude. Die Interessen von Kindern, Eltern und Arbeitgebern werden somit optimal gebündelt.

Das Projekt bietet darüber hinaus ein speziell auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnittenes Ausbildungskonzept, das den Teilnehmerinnen eine Qualifizierung im pädagogischen Bereich ermöglicht. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird es von der Hochschule Landshut. Die Ergebnisse sollen in einem Handbuch zusammengefasst werden, das andere Kommunen bei der Umsetzung eines solchen Projektes unterstützt und somit der Reproduzierbarkeit im Sinne des Fördergebers dient.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des Projektes spielt auch die modulare Holzbauweise des gesamten Gebäudekomplexes eine entscheidende Rolle. Dadurch konnten zum einen die Bauzeit verkürzt und zum anderen die Kosten reduziert werden. Bei der architektonischen Gestaltung des Gebäudes wurde zudem besonderer Wert auf eine harmonische Anpassung an die bestehende Umgebung gelegt.

In Ihrer Rede zum Thema „home and care“ sprach die Bundesministerin Ekin Deligöz von einer „ganzen Stadt“, die man brauche, um Kinder zu erziehen. „Um unsere Ziele für Alleinerziehende zu erreichen, müssen wir alle Beteiligten einbeziehen – Bund, Länder und Kommunen, VertreterInnen der Zivilgesellschaft, Kinder & Jugendliche“, so die Bundesministerin. Deligöz lobte Oberbürgermeister Putz, seine Stadtbediensteten, allen die am Projekt mitarbeiteten und den mutigen Stadtrat, die dieses Projekt nicht aus den Augen verloren und unverdrossen daran gearbeitet haben. „Sie setzten hier Maßstäbe und das ist großartig“, so die Bundesministerin Ekin Deligöz.

-hjl-

 

Bilder von der Veranstaltung:

Fotos:
h.j.lodermeier

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