SPD-Politikerinnen wollen Landshut nicht am Abstellgleis sehen – so bremst man die Mobilitätswende aus
Was erst ein Gerücht war, soll nun tatsächlich umgesetzt werden: Das DB Abo-Zentrum in Landshut soll zum 31.12.2026 geschlossen werden. Die Landshuter SPD-Abgeordnete Ruth Müller will dies nicht hinnehmen und hat sich an den DB-Konzernbevollmächtigen für Bayern, Heiko Büttner, gewandt. „Die zum Teil langjährigen Mitarbeitenden verfügen über wertvolles regionales Wissen im ÖPNV- und SPNV-Bereich und nehmen damit eine wichtige Beratungsfunktion für Bahn-Kundinnen und -Kunden ein“, stellt die SPD-Politikerin fest. Von Büttner wollte sie die Gründe für die Schließung wissen, wie es um die berufliche Zukunft der zwölf Beschäftigten bestellt ist und wie das Beratungsangebot ohne sie weitergeführt werden soll. Denn auf der Webseite werbe der DB Vertrieb mit den Worten: „In unserem Abo-Center erhalten Fahrgäste umfangreiche Beratung, um das passende Angebot für sich zu finden“ für eine stärkere Nutzung des Bahnangebots.
Als Grund für die geplante Schließung des DB-Abo-Centers nennt der Konzernbevollmächtigte den tiefgreifenden Strukturwandel bei der Deutschen Bahn, der sich aufgrund der Digitalisierung und der Einführung des Deutschland-Tickets beschleunige. Diese Veränderungen würden zu einem stark sinkenden Personalbedarf führen. „Die betroffenen Mitarbeitenden werden bestmöglich bei der beruflichen Neuorientierung unterstützt, eine Vermittlung im konzernweiten Arbeitsmarkt sei das Ziel“, argumentiert Büttner.
Für die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, EVG, bedeutet die Entscheidung Verlierer auf allen Ebenen. „Die Schließung des DB-Abozentrums bedeutet für zahlreiche Kommunen, Schulen und den Landkreis Landshut den Verlust eines verlässlichen Partners; gleichzeitig fallen sozial verantwortungsvolle, familiengerechte und behindertengerechte Arbeitsplätze weg“, so Aaron Bussey. An ihre Stelle würden schlecht bezahlte Jobs im Ausland ohne vergleichbare Standards treten, befürchtet der Gewerkschaftssekretär der EVG München; dem widerspricht Büttner.
Andreas Werner, Betriebsratsvorsitzender DB Vertrieb München, wünscht sich mehr Rückhalt: „Es gibt hier leider keine Unterstützung von Seiten der Bayerischen Eisenbahn Gesellschaft. Der Politik um den Bayerischen Verkehrsminister sind soziale Arbeitsplätze in Bayern egal“.
„Ich war vor Ort und habe mich bei den Kolleginnen und Kollegen sowie dem Betriebsrat informiert: Der Umgang mit den Beschäftigten ist inakzeptabel. Als Gewerkschafterin sage ich: Im Hinblick auf den MVV-Beitritt brauchen wir gerade jetzt ihre Erfahrung und persönliche Beratung – statt Abbau fordere ich von DB und Freistaat ein Moratorium und eine Lösung, die Standort und gute Arbeitsplätze in Landshut sichert“, fordert die Fraktionsvorsitzende im Landshuter Stadtrat Anja König.
Gerade vor dem geplanten Beitritt der Region Landshut zum MVV München, der dringend notwendigen Einbindung des RVV (Regensburger Verkehrsverbund) und dem angestrebten Ausbau des ÖPNV sei eine solche Entscheidung völlig unverständlich, sind sich die beiden SPD-Politikerinnen einig. In Landshut müsse in Sachen Mobilitätswende noch einiges passieren, zählt Müller einige Beispiele auf: „Zum einen wird der zweigleisige Ausbau auf der Strecke Plattling – Landshut für eine bessere Anbindung sorgen, der MVV-Beitritt ab Januar 2026 wird neue Pendler generieren und die Elektrifizierung der Strecke Hof-Regensburg ist die Grundvoraussetzung für einen ICE-Halt in Landshut“.
„Trotz der fortschreitenden Digitalisierung haben die Kundinnen und Kunden ein Recht auf eine analoge, persönliche und bürgernahe Beratung“, betonen Müller und König und kündigen an, sich in dieser Angelegenheit direkt an den Bayerischen Verkehrsminister zu wenden.