Prof. Veronika Kammerer möchte gemeinsam mit den Studierenden Leerstände in der Stadt Landshut mit neuem Leben füllen
Den Architekturstudiengang an der Hochschule Landshut von Null starten zu können, ist eine Riesenchance – gerade, um Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden“. So beschreibt Prof. Veronika Kammerer ihre neue Aufgabe. Seit August ist die vielfach ausgezeichnete Architektin und Innenarchitektin Professorin für Entwerfen und Gebäudelehre an der Hochschule Landshut. Von Anfang an war sie aktiv am Aufbau des ersten Architekturstudiengangs in Niederbayern beteiligt. Ihre Vision: Eine Architektur, die regional verwurzelt, ressourcenschonend und sozial verantwortlich ist – und die kommende Generation dafür zu begeistern.
„Es liegt uns am Herzen, etwas Sinnvolles zu tun“
Nach dem Abitur studierte Kammerer zunächst Innenarchitektur an der Akademie der Bildenden Künste München. „Auf mein Diplom in der Innenarchitektur setzte ich noch ein Architekturstudium. Neben meinen künstlerisch-gestalterischen Vorlieben wollte ich auch den technisch-konstruktiven Aspekt sicher beherrschen“, erzählt Kammerer. Nachdem sie im Jahr 1999 ihr Architekturdiplom an der Hochschule München abgelegt hatte, gründete sie noch im gleichen Jahr gemeinsam mit Innenarchitekturkollegin Anke Lorber ein eigenes Büro in München. Zunächst waren sie hauptsächlich in der Innenarchitektur tätig und verantworteten erste An- und Umbauten.
Mittlerweile ist studio lot auf zwei Standorte und vier Partnerinnen und Partner angewachsen. Das mehrfach ausgezeichnete Büro ist viel im Umbau tätig und bearbeitet gerne soziale Projekte, wie Kindergärten, Schulen oder aktuell eine große Behindertenwerkstatt. „Es liegt uns am Herzen, etwas Sinnvolles zu tun“, erklärt Kammerer. Besonders erfreulich sei, wenn sie sowohl das Äußere als auch das Innere der Gebäude gestalten könnten: „Innenarchitektur ist kein Luxus, sondern ein Muss! Auch Kinder, Alte und Schwache haben ein Anrecht auf gut gestaltete, funktionale und durchdachte Innenräume in ihren Schulen, Pflegeheimen oder öffentlichen Gebäuden.“
Erfahren mit nachhaltigen Umbau- und Weiternutzungsprojekten
Die Herangehensweisen der Innenarchitektur prägen Kammerer noch immer: „Ich denke beim Entwerfen ganz stark von innen nach außen“, beschreibt sie. Das sei vor allem bei Umbauten eine sehr nützliche Herangehensweise. Die Veränderung und die Weiternutzung bestehender Gebäude möchte Kammerer auch im neuen Studiengang in Landshut in den Vordergrund stellen. Passend zum besonderen Schwerpunkt des Studiengangs, dem Weiterbauen, sollen die Studierenden befähigt werden, mit dem Baubestand ressourcen- und klimaschonend zu arbeiten.
„Täglich werden allein in Bayern 18 Fußballfelder an Fläche versiegelt – eine enorme Verschwendung von Flächen und Ressourcen, da gleichzeitig viele Gebäude leer stehen, verfallen oder abgebrochen werden – vor allem auf dem Land. Das müssen wir ändern“, findet Kammerer und freut sich deshalb sehr, das Curriculum an der Hochschule Landshut gestalten zu können: „Im Unterschied zu bereits etablierten Architekturstudiengängen können wir hier das Thema des Weiterbauens von vornherein im Lehrplan verankern.“
Leerstände der Stadt Landshut mit neuem Leben füllen
An der Hochschule Landshut möchte Kammerer den Umbau und die Weiternutzung des Bestandes nicht nur theoretisch lehren, sondern in die Praxis umsetzen. „Unsere Lehrveranstaltungen werden sowohl auf dem Campus als auch in Leerständen innerhalb der Stadt Landshut stattfinden. Gemeinsam mit den Studierenden wollen wir diese Räume neu denken, anpassen und wiederbeleben“, erläutert Kammerer.
Erfahrungen in der Lehre bringt Kammerer reichlich mit: Sie war an der Hochschule Rosenheim tätig, arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU München und lehrte zuletzt als Professorin für Raumfunktionslehre, Entwurf und Konstruktion an der IU Internationale Hochschule. „Der Austausch mit Studierenden war für mich immer besonders bereichernd – getragen von der gemeinsamen Begeisterung für Architektur und Innenarchitektur“, schwärmt Kammerer.
Architektinnen und Architekten in und für die Region ausbilden
Als gebürtige Altöttingerin liegt Kammerer die Baukultur der Region sehr am Herzen: „Früher wurde mit dem gebaut, was lokal verfügbar war. Das hat zu einer differenzierten, identitätsstiftenden Bauweise geführt. Diese Tradition sollten wir im Sinne der Nachhaltigkeit weiterdenken und bewahren.“ Mit dem ersten Architekturstudiengang Niederbayerns will Kammerer die Bauwende anschieben und mitgestalten – praxisnah, regional verwurzelt und zukunftsorientiert.
Neben der Hochschule ist Kammerer weiterhin aktiv im Büroalltag von studio lot eingebunden. Außerdem engagiert sie sich ehrenamtlich in mehreren Arbeitskreisen der Bayerischen Architektenkammer, etwa im Treffpunkt Architektur Oberbayern, wo sie Ausstellungen und Vorträge mitorganisiert. Dabei setzt sie sich auch dafür ein, weibliches Architekturschaffen sichtbar zu machen.
In ihrer Freizeit treibt sie gerne Sport, vor allem Basketball, entdeckt auf Reisen neue Bautraditionen – oder taucht mit moderner Kunst, Independent-Musik und einem guten Buch in andere Welten ein. Mit Veronika Kammerer gewinnt die Hochschule Landshut eine leidenschaftliche Vermittlerin zwischen Theorie, Praxis und gesellschaftlichem Wandel.