Zwei Uhus in Neufahrn gefunden und erfolgreich ausgewildert
In der Nähe von Bahnhöfen sind „schräge Vögel“ mitunter nichts Besonderes, aber eine Begebenheit, die sich unlängst in Neufahrn zugetragen hat, ist beileibe nicht alltäglich: Stefan Riedl, der sich ehrenamtlich beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) für den Erhalt des Uhus einsetzt, wurde darüber informiert, dass in Neufahrn, unweit des Bahnhofs zwei Uhus gefunden worden seien. Was der Experte anfangs nicht so recht glauben mochte, entsprach der Wahrheit. Zwei Uhu-Nestlinge, erst wenige Wochen alt, blickten ihn mit großen Augen an. Vom Brutplatz und von den Elterntieren der Jungvögel fehlte jede Spur. Uhu-Experte Riedl und auch sein Kollege, Dieter Aichner, können sich den Fund nicht anders erklären, als dass jemand die Vögel dort ausgesetzt hat.
Der Uhu ist die größte Art in der Familie der Eulen und wird auch als „König der Nacht“ bezeichnet. Seine durchdringenden orangefarbenen Augen sind perfekt an die Dämmerung angepasst und seine Flügel mit einer beeindruckenden Spannweite von bis zu 1,80 Meter ermöglichen ihm eine präzise Jagd auf Beutetiere. Die heimische Vogelart zeichnet sich durch ihre charakteristischen Federohren aus und gleitet schier lautlos und majestätisch durch die Luft. Die zwei Findelkinder waren erst wenige Wochen alt und hätten ohne die Versorgung ihrer Eltern keine Überlebenschance. Es ist dem Engagement von Stefan Riedl zu verdanken, dass es aber doch noch ein Happy End gab. Die Vögel wurden vorübergehend von Hand aufgezogen und wurden zwischenzeitlich von einem Uhu-Elternpaar im Landkreis Freising adoptiert.
Dazu hat Stefan Riedl über sein Netzwerk des LBV nach einem Uhupaar gesucht, das Nestlinge gleichen Alters hat. Da Uhus meistens an schwer zugänglichen Stellen, wie z.B. Felswänden von Kiesgruben brüten, ist es nicht ganz leicht, die Nestlinge in ein fremdes Nest zu setzen. Auch gibt es keine Garantie, dass sich die Wildvögel um die „untergeschobenen“ Tiere kümmern. In diesem Fall aber hat die tierische Adoption geklappt und die beiden Neufahrner Uhus haben eine neue Familie gefunden. Bis zum Herbst lernen sie von ihren Adoptiveltern alles was sie zum selbständigen Überleben in der Natur brauchen und in zwei bis drei Jahren werden sie – wenn alles gut geht – selbst eine Familie gründen und sesshaft werden.
Carolin Seethaler von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Landshut bedankte sich bei den Ehrenamtlichen des LBV für das beispielgebende Engagement für den Erhalt des Uhus als heimische Art: „Die Natur braucht starke Unterstützter und ohne Stefan Riedl und seine Mitstreiter hätten die beiden Nestlinge keine Chance gehabt. Vielen Dank für Ihren Einsatz und die erfolgreiche Familienzusammenführung.“ Stand der Uhu in den 1960er Jahren noch vor dem Aussterben hat sich sein Bestand glücklicherweise erholt. In Bayern wird die Zahl der Brutpaare auf 300 geschätzt, sie lag 1960 nur noch bei 40. Leider sterben noch immer sehr viele Vögel durch Stromschlag an Leitungstrassen und eine Studie hat gezeigt, dass viele Tiere ums Leben kommen, weil sich eine hohe Giftkonzentration in ihrer Leber anreichert. Uhus und auch andere Wildvögel nehmen mit ihren Beutetieren offenbar viele Stoffe in sich auf, wie z.B. Mäuse- und Rattengift, aber auch Pestizide, dass sie dadurch qualvoll sterben. Ein Schicksal, das den beiden Neufahrner Findelkindern hoffentlich erspart bleiben wird.