„VIELE LANDSHUTER WAREN BEGEISTERT UND WOLLTEN MITMISCHEN“

In der Nacht vom 9. auf den 10. März 1933 übernahmen die Nationalsozialisten die Macht in Landshut.

Großes Interesse zeigten die Landshuter Bürgerinnen und Bürger im Rathausprunksaal für das große Thema NS-Zeit in Landshut. Über 800 Anmeldungen habe es für diese Veranstaltung gegeben, denn die dazugehörenden Themen „treffen den Nerv“, so Thomas Stangier bei seiner Begrüßungsrede am Samstag im Landshuter Rathausprunksaal.  Oberbürgermeister Alexander Putz stellte fest, „das hatten wir noch nie“.

OB Putz hob in seiner Rede bei der Eröffnungsfeier hervor, dass man dieses Datum nicht zufällig gewählt habe. Denn im Jahre 1933 übernahmen auch die Nationalsozialisten in der Nacht vom 9. auf den 10. März die Macht in Landshut. Gerade in unserer Zeit des Umbruchs würden die Themen der Ausstellung eine sehr große Rolle spielen. Der Blick zurück sei so wichtig um nachzuvollziehen, an welchen Stellen sich Kipppunkte befanden. Keine Personen sollen an den Pranger gestellt werden bei den zwei Ausstellungen. Viel wichtiger sei es eine Form des Erinnerns zu finden.

Daniel Schreiber, der neue Leiter der Museen der Stadt Landshut meinte, es sei ein Gebot der Zeit, sich diesem vordringlichen Thema anzunehmen. „Solche Ausstellungen leisten einen wesentlichen Beitrag zum Innehalten“, konstatierte Schreiber. Thomas Stangier hob in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit der beiden Museen hervor, und es sei eine Premiere. „Wir haben in Landshut erstmals eine Kooperation zwischen einem kulturgeschichtlichen Museum und einem Künstlermuseum“, meinte er.

Die Schüler des Ergoldinger Gymnasiums (von links) Linus Langgartner, Esmira Kerbel, Simon Schanzer und Lisa Bienert haben im Rahmen ihres P-Seminars „Erinnerungskultur aktiv zur Gestaltung der Ausstellungen beigetragen.

Doris Danzer, Landshut-Museum und Alexandra von Arnim, Koenig-Museum, berichteten in ihren Ausführungen, wie es zur Entstehung der Ausstellungen kam. „Viele Landshuter waren begeistert und wollten mitmischen“, so Danzer. Für sie war das große Interesse der Landshuter Gesellschaft an der Thematik NS-Zeit in Landshut der Antrieb, die Ausstellung auf die Beine zu stellen.

Wegen der großen Nachfrage wurde die Feier über einen Bildschirm in der großen Rathausgalerie übertragen. Zwei Stunden dauerte die Veranstaltung mit ihren verbalen Beiträgen und diese wurden außerdem vom Musiker-Duo Christoph Goldstein an der Violine und Johannes Beham am Klavier an die Veranstaltung angepassten, feierlichen jüdischen Kompositionen bereichert. „Ich weiß, Du kommst wieder. So ein Satz hält einen am Leben“, eine Inszenierung des Jugendtheaters des Landestheaters Niederbayern, eine Geschichte deportierter Juden, beschloss die außergewöhnliche und beeindruckende Veranstaltung im Rathausprunksaal.

-hjl-

 

Die Ausstellung „Landshut im Nationalsozialismus. Opfer.Täter.Zuschauer.“ wird bis 9. März 2025 im LANDSUTmuseum gezeigt und kann bei freiem Eintritt Di – So von 10 bis 17 Uhr besucht werden.

Der Rundgang im Erdgeschoss zeigt Fotos von Gebäuden der Landshuter Innenstadt und erläutert ihre Bedeutung während der NS-Diktatur. Im Obergeschoss werden Themen rund um Propaganda, Jugend, Betriebe, Vereine, Widerstand, Kriegsende, Kriegserfahrung und Flucht behandelt. Mit einem Stadtplan, der im LANDSHUTmuseum erhältlich ist, können Sie im Anschluss an den Ausstellungsbesuch die in der Ausstellung erwähnten Orte aufsuchen.

Die Schau ist interaktiv und multimedial. Erklärtexte, Fotos, Filme, Dokumente und Objekte führen die historischen Inhalte vor Augen: z. Bsp. eine Silberschale aus geraubtem jüdischen Besitz oder die Taschenuhr eines ermordeten „Euthanasie“-Opfers aus Landshut. Daneben berichten Zeitzeugen an Audio- und Videostationen von ihren Erinnerungen. Eine Animation veranschaulicht Lage und Größe des heute überbauten KZ-Außenlagers in Landshut und ein gezeichneter Kunstfilm erzählt das Schicksal eines jüdischen Jungen im Holocaust. Fragestellungen spannen den Bogen zum Heute und regen die Besucher/Innen zum Nachdenken und Kommentieren des Gesehenen und Gehörten an. Bei den Themenstationen ist der lokale Bezug entscheidend: neben Leihgaben aus dem jüdischen Museum Berlin, aus dem Stadtarchiv und dem Staatsarchiv und dem Staatsarchiv Landshut, der Fritz- und –Maria-Koenig-Stiftung sowie Exponaten aus dem Museumsbestand wurden vor allem Objekten von Sammlern aus der Region und aus Landshuter Privathaushalten in die Ausstellung integriert.

Das Projekt ist unter breiter Beteiligung eines Teams von neun Expert/Innen und Bürger/Innen entstanden.  Neun Autor/Innen verfassten die Erklärtexte: neben Mitarbeiter/Innen der Museen und des Stadtarchivs wirkten auch externe Fachleute mit sowie Schüler/Innen von P-Seminaren des Gymnasiums Seligenthal und des Hans Carossa-Gymnasiums Landshuts. Als Berater waren Wissenschaftler des Instituts für Zeitgeschichte in München bzw. der Dokumentation Obersalzberg eingebunden.

 

Fotos: h.j.lodermeier

 

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