„Zwiefache raus“ – Vom Tanz aus der Reihe

Der Zwiefache – Die Zwiefachen, eine bairisch-böhmische Tanzmusikgattung seit 300 Jahren. Eine Wanderausstellung zu einem immateriellen Kulturerbe Bayerns.

Am Freitagnachmittag, den 19. Mai, begrüßte der Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und die Vertretung von Oberbürgermeister Putz, Stadtrat Ludwig Zellner (im Bild), viele FreundInnen des bairischen Tanzes, speziell des Zwiefachen, in der „Kleinen Rathausgalerie“ Landshut.  Der Zwiefache ist ein in Bayern seit beinahe 300 Jahren überlieferte Musik- und Tanzgattung.

Im Jahre 2016 wurde der Zwiefache erst in das Bayerische und wenige Wochen darauf in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen, was seine Bedeutung und vor allem seine Verbreitung auch über Bayern hinaus belegt. Die Wanderausstellung ist bereits in Bayern vielfach veranstaltet worden und wird weitergeführt.

Der Leitende Kulturdirektor und Bezirksheimatpfleger von Niederbayern, Dr. Maximilian Seefelder, der bereits mit 15 Jahren mit der Spielweise eines Zwiefachen Bekanntschaft machte, da er Mitglied der Musikgruppe Siegenburger Musikanten und Mitglied der damals schon in Bayern berühmten Musikgruppe der Dellnhauser Musikanten war, referierte über die Entstehung des Zwiefachen. „Der Zwiefache liegt im Dunkeln. Im Gegensatz zur herrschaftlichen Geschichtsschreibung bestand an der Kulturgeschichte der einfachen Leute über Jahrhunderte weg kein Interesse. Das änderte sich erst mit der wissenschaftlichen Volkskunde und Volksmusikforschung im 20. Jahrhundert“, so der Volksmusikforscher Seefelder.

Die älteste Schriftquelle, die Tabulatur für Mandora (Griffzeichenschrift für Lauteninstrumente) aus dem Stadtarchiv Amberg/Obpf, um 1730, enthält zwei Zwiefache. Dies ist allerdings kein Beweis für Ursprung und Herkunft des Zwiefachen“, berichtete Dr. Seefelder. In der Broschüre „Zwiefache raus“, verfasst von Dr. Seefelder, sei die älteste Begriffserwähnung verzeichnet und zwar in einem Protokoll des Hofmarksgerichts Wolfersdorf in der Hallertau vom 12. November 1780, darin sei von „Zwyfach Danzen“ die Rede. Ursprünglich war der Zwiefache eine anlassgebundene Tanzmusikgattung. Einzeilig überlieferte Texte dienten als Merkhilfe (z. Bsp.: „Unsa oide Kath möchte aa no, aa no, aa no oan“). Ab 1950 entstanden durch Hinzudichtungen neue, mehrstrophige Zwiefache, sogenannte „Gesungene Zwiefache“. Solche werden im Allgemeinen konzertant aufgeführt.

Der Zwiefache erlebt seit geraumer Zeit eine Renaissance. Mittlerweile gehören Zwiefache zum festen Programm der verschiedenen Volksmusikgruppen in Bayern.

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich überreicht dem Gestalter der Wanderausstellung „Zwiefache raus“, Roland Pongratz und seiner Frau, ein Geschenk für ihre Arbeit.

Roland Pongratz, ein bayerisches Naturtalent in den Bereichen Volksmusik, Dialekt, Gestaltung größerer Kulturevents, Museumsleitung und mehr, war der Gestalter dieses Projekts „Zwiefache raus“. Roland Pongratz ist nicht nur in Fachkreisen als Volksmusik-Pionier und Gründer des „Wacken der Volksmusik“ in der Kreisstadt Regen bekannt.  Seit 12 Jahren wird dort alle 2 Jahre nach seiner Idee ein volksmusikalisches Event der Sonderklasse angeboten. Der Name Roland Pongratz und das Volksmusikfestival „drumherum“ gehören zusammen. Dass das Festival aber mittlerweile mit 400 Gruppen und 50.000 Besuchern zu den größten Veranstaltungen im Bayerischen Wald gehört, ist selbst für den Initiator eine Überraschung.

Die musikalische Begleitung der Veranstaltung in der Kleinen Rathausgalerie der Stadt Landshut, übernahm die Musikgruppe „Quetschnblech“.

Die Wanderausstellung in der Kleinen Rathausgalerie kann bis 11. Juni besucht werden. 

-hjl-

Fotos:
h.j.lodermeier

weitere Beiträge