LEOPOLDSREUT im Fokus der WISSENSCHAFT

Ausstellung im Freilichtmuseum Finsterau eröffnet – Nachlass von Hans Fehn zu sehen

Finsterau. Es ist eine besondere Kooperation zwischen dem Freilichtmuseum, der Landesstelle für nichtstaatliche Museum und dem Leibniz-Institut, deren Ergebnis die neue Ausstellung in Finsterau ist. Hans Fehn war zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Experten der Landeskunde Bayerns und dokumentierte in den 1930er Jahren den Ort Leopoldsreut, der in den 1960er Jahren schließlich aufgegeben wurde. „Der Mythos dieses Ortes verzaubert die Menschen noch heute“, betonte Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich bei der Eröffnung am Mittwoch.

Die Landesstelle für nichtstaatliche Museen hatte 2021 einen Teil des Nachlasses dieses bekannten Geographen dem Freilichtmuseum überlassen. Durch einen Zufall kam Dr. Patrick Reitinger, der am Leibniz-Institut für Länderkunde sowie an der Universität Bamberg tätig ist, während eines Urlaubs in Finsterau zu dem Archiv und weil er das Wirken von Hans Fehn kannte, wurde mehr daraus: Gemeinsam mit dem Volontär am Freilichtmuseum, Gregor Salatmeier, entwickelte er die Ausstellung „Leopoldsreut im Fokus der Wissenschaft“, die noch bis zum 9. November zu sehen ist.

Sie zeigt historische Aufnahmen einer längst verlassenen Ortschaft, ebenso aber auch das wissenschaftliche Vorgehen von Hans Fehn, der sich mit dem Naziregime der 1930er Jahre arrangieren musste, um seine junge Familie zu ernähren. Er bekam den Auftrag, die bayerische Ostmark zu dokumentieren, um so die politische Erklärung dafür zu liefern, diesen Landstrich gegen den „Feind im Osten“ zu stärken. „Die Ausstellung zeigt auch, wie der Zeitgeist diese Branche beeinflusst hat“, so der Bezirkstagspräsident, der es auch als Aufgabe des Freilichtmuseums sieht, den Menschen zu zeigen, wie sich Siedlungen und Baukultur im Laufe der Zeit verändern. Für diesen „großen Schatz für die Region“ bedankte er sich bei den Vertretern der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, deren ehemaliger Mitarbeiter Georg Waldemer persönlich unter den Gästen war.

Gregor Salatmeier gab bei der Eröffnung einen Einblick in die Entstehung der Ausstellung und Dr. Patrick Reitinger hob den „unschätzbaren Wert“ des Nachlasses von Hans Fehn heraus. Da das Projekt auch dazu führte, dass internationale Kontakte zu Wissenschaftlern in Tschechien geknüpft wurden, sowie ein gutes Netzwerk zwischen Leipniz-Institut, Uni Bamberg und dem Freilichtmuseum Finsterau, ist für Reitinger dies nur der Anfang für weitere Projekte: „In diesem Museum steckt viel Potential für die Wissenschaft.“ Fehn hatte auch das tertiäre Hügelland im Rottal dokumentiert. „Insofern würde es sich anbieten, eine Ausstellung in unserem Freilichtmuseum Massing folgen zu lassen“, befand auch Olaf Heinrich. Doch zunächst wurde am Mittwoch im Beisein zahlreicher Gäste, darunter viel wissenschaftlicher Prominenz aus Bayern und Böhmen, die Ausstellung bestaunt. „Damit das verlassene Dorf Leopoldsreut nicht das vergessene Dorf wird“, schloss der Bezirkstagspräsident.

Bildunterschrift:
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (hinten v.l.) mit dem ehem. Leiter der Landesstelle für nichtstaatliche Museen, Georg Waldemer, Bürgermeister Heiner Kilger, Josef Auer (Stiftungsvorstand Bauernhofmuseum Massing), Volontär Gregor Salatmeier, Dr. Patrick Reitinger, stv. Landrat Franz Brunner, Prof. Dr. Thomas Porada (Leiter der Abteilung Theorie, Methodik und Geschichte der Geographie, am Leibniz-Institut für Länderkunde und Professor für Historische Geographie, Universität Bamberg), Dr. Sandra Kreisslová (Tschechische Akademie der Wissenschaften und Karls-Universität Prag), (vorne v. l.) die studentischen Hilfskräfte Jens Heinrich, Inga Förtsch und Maximilian Lenk.
Foto:
Bezirk Niederbayern, Manuela Lang

 

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