„Ich bin nicht pro Israel und bin nicht pro Palästina, ich bin pro Mensch“
Nikodemus Claudius Schnabel, deutscher Ordensgeistlicher der Benediktiner, Ostkirchenexperte und Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem sprach am Sonntagabend (12.5.) beim traditionellen CSU-Neujahrsempfang, der dieses Jahr in den Frühling transferiert wurde. Das große Thema in seinem Impulsvortrag war, wie sollte es für ihn als Ostkirchenexperte in der momentanen politischen Weltlage sein, der Krieg im Nahen Osten zwischen den Juden und der Hamas. Kurz vor der Europawahl war es für den CSU-Kreisvorsitzenden Thomas Haslinger von Bedeutung, aus erster Hand die Situation im Gaza-Krieg geschildert zu bekommen. Wer könnte dies besser als einer der Autoren der Welt-am-Sonntag-Kolumne „Gretchenfrage“, als Autor des Buches „Zuhause im Niemandsland“. Mein Leben im Kloster zwischen Israel und Palästina, aus der ZDF-Produktion „Mit Markus Lanz im Heiligen Land“ und aus dem Podcast „Wie mir der Schnabel gewachsen ist“.
Zu Schnabel gesellte sich Philip Kuntschner, ein BR-Journalist, der den Krieg im Gazastreifen sehr gut kennt, da er seit dem schrecklichen Überfall der Hamas am 7. Oktober über die Kibbuzim-Bewohner aus seiner Sicht berichtete. Noch am Freitag der letzten Woche war Kuntschner noch in Tel Aviv gewesen, doch wollte er den Termin der CSU-Veranstaltung als Landshuter unbedingt wahrnehmen. „Wir werden die Lösung für den andauernden Konflikt zwischen Israelis und Arabern heute nicht finden, denn das Thema ist sehr komplex. Vielleicht schafft es Nikodemus Schnabel den Zuhörern in der Live Box eine gewisse Zuversicht für einen Perspektivwechsel in der Frage des Gazakrieges zu geben“, so der Journalist.
Nachdem aber Schnabel kein Militär- oder Sicherheitsexperte, aber auch kein Geostratege sei, kann er nur aus der Sicht eines Christen die Situation betrachten, wie er meinte. Er könne die Augen vor dem Krieg nicht verschließen, da nicht nur Juden, sondern auch Christen bei dem Hamas-Überfall unter den Opfern waren. Die Erkenntnis der Israelis, dass ihnen die Regierung keine absolute Sicherheit geben könne, hat sie extrem enttäuscht. Es war immer ihre große Hoffnung gewesen.
„Ich bin pro Mensch und nicht pro Israel und nicht pro Palästina“, sagte der Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem. Der Konflikt sei nicht gottgegeben, er sei von Menschen gemacht und damit sei er diskutierbar. Was nicht diskutierbar sei, sei die Menschenwürde, denn sie sei der Kern des christlichen Menschen, was kein Schwarz-Weiß-Denken erlaube. In dieser Frage stimmen die drei großen monotheistischen Religionen, wie die Juden, Muslime und Christen überein. Da die Christen die „unterste und frechste Religion“ darstellt, könnte sie eine vermittelnde Rolle einnehmen.
„Wir schließen die Kirchen nicht zu und sind eine Hoffnungsoase für viele Menschen“, sagte Abt Nikodemus Schnabel. Momentan kommen keine Pilger ins Land und demnach werden auch keine Gelder für die Abtei eingenommen. Trotz dieser Tatsache habe die Abtei keine Menschen entlassen, selbst wenn er an seine eigenen Altersreserven gehen müsse, konstatierte Nikodemus Schnabel, das große Problem sei, dass die Politik religionisiert und dadurch missbraucht werde.
In einem anschließenden Zwiegespräch mit dem BR-Journalisten Philip Kutschner sagte Nikodemus Schnabel, dass er vielen „ein Dorn im Auge“ sei. Gerade diesen Menschen, die diesen Konflikt geradezu auf eine metaphysische Art auslegten, eben pro-israelisch als Kampf des Westens gegen den globalen Süden oder propalästinensisch, als Kampf gegen jahrhundertlange Unterdrückung. Er sei aber nicht alleine, er habe viele Seelenverwandte.
Weiter sei Schnabel der Meinung, dass die Bühne sehr oft den Polarisierenden gehöre, die die Komplexität der Welt reduzieren und keine Grautöne zulassen. Das sei moralisches Fastfood und sei unglaublich verführerisch, beschrieb der Hauptgast der CSU-Frühlingsempfangs in der Live Box in der Sparkassen-Arena die politische, globale Situation.
Die derzeitige Situation ist vor allem finanziell für die Domitio-Abtei eine enorme Herausforderung!
Sie lebt vor allem von den Pilgern und Touristen, die seit einem halben Jahr – bis auf einige sehr wenige Einzelpilger – leider ausbleiben. Insgesamt sind 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort beschäftigt, da ja die Pilger saubere und gepflegte Kirchengebäude, geputzte Toiletten, offene Läden und eine offene Caféteria vorfinden wollen. Diese Personalkosten kann die Abtei leider nicht mehr alleine stemmen! Die meisten Mitarbeiter sind Christinnen und Christen, in Jerusalem vor allem Christen aus Bethlehem und Umgebung, also palästinensische Christen aus der Westbank. Wenn diese entlassen werden, ist das der Weg in die Armut. Von einem Sozialstaat nach deutschem Vorbild können unsere Glaubensgeschwister leider nur träumen. Sie würden nach spätestens einem Monat wieder als Bettler vor der Tür des Abtes stehen. Wahr ist auch, dass von allen Bewohnern des Landes sehr geschätzt wird, dass unsere Kirchen und unsere Caféteria und unsere Pilgerorte offen sind. Wir sind für sehr viele Menschen zu Hoffnungsoasen geworden, da wir präsent und gastfreundlich sind und in Treue unsere Gottesdienste feiern, Konzerte veranstalten und unkompliziert Menschen bei uns beherbergen, wenn wir so helfen können.
Wenn Sie als Landshuter Bürgerinnen und Bürger uns in dieser schwierigen Zeit stärken wollen, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns solidarisch unterstützen könnten, dass wir weiterhin solidarisch an der Seite unserer Glaubensgeschwister im Heiligen Land stehen können, indem wir Ihnen auch weiterhin Arbeit – und damit auch Würde – geben und sie vor der Verarmung bewahren können.
Vergelt`s Gott…………
Nikodemus Claudius Schnabel
Abtei Dormitio Jerusalem e.V.
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Auf Grund der bevorstehenden Europawahlen appellierte zum Ende der Veranstaltung die Kandidatin der CSU für das Europaparlament, Monika Voland-Kleemann, an die Besucherinnen und Besucher die Stimme der CSU zu geben, um Europa weiterhin regierbar zu machen und damit die Demokratie zu stärken.
-hjl-
Fotos: h.j.lodermeier